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Wie sich nach dem Untergang des Römischen Reichs in Norditalien neue Gemeinschaften bildeten

Internationales Forscher*innen-Team unter Beteiligung einer Bioarchäologin der Freien Universität Berlin kombiniert Archäologie und Geschichte mit innovativen Labormethoden

Nr. 156/2024 vom 21.08.2024

Wie beeinflussten politische Machtverschiebungen und Migration die Entwicklung ländlicher Gemeinschaften nach dem Untergang des Römischen Reichs? Welche Rolle spielten Eliten im neu entstehenden Langobardenreich? Fragen wie diese haben die Bioarchäologin Sarah Defant von der Freien Universität Berlin, die Genetikerin Yijie Tian von der Stony Brook Universität (New York, USA) und der Archäologe István Koncz von der Eötvös Loránd Universität in Budapest zusammen mit einem internationalen Team in einer aktuellen Studie untersucht, die in der renommierten Zeitschrift „Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America“ erschienen ist: https://doi.org/10.1073/pnas.2317868121  

In der Studie mit dem Titel "The role of emerging elites in the formation and development of communities after the fall of the Roman Empire” wiesen die Wissenschaftler*innen nach, dass Elitefamilien mit mittel- und nordeuropäischem genetischen Erbe nach dem Untergang des Römischen Reichs in Italien neue Gemeinschaften gründeten und dabei binnen weniger Generationen Menschen mit unterschiedlichen geografischen Herkünften sowie kulturellen und sozialen Hintergründen integrierten.

In der Untersuchung kombinierte das Forscher*innen-Team traditionelle historische und archäologische Methoden mit Paläogenetik und Isotopenanalysen. Das Team sequenzierte die Genome von 28 Skeletten aus einem frühmittelalterlichen (6. bis 8.Jahrhundert nach Christus) Friedhof in Collegno nahe Turin und analysierte diese zusammen mit 24 bereits veröffentlichten Genomen, um Verwandschaftsverhältnisse und genetisches Erbe der dort bestatteten Gemeinde zu beleuchten. Die daraus gewonnen Informationen wurde von den Forscher*innen mit Strontium-, Kohlenstoff- und Stickstoffisotopenanalysen kombiniert, um darüber hinaus auch Mobilitäts- und Ernährungsmuster der Individuen zu untersuchen. So fanden die Forschenden heraus, dass Ernährungsweisen unter anderem vom genetischen Erbe und den familiären Bindungen beeinflusst wurden. (jkr)

Weitere Informationen

Kontakt

  • Sarah Defant, Freie Universität Berlin, Fachbereich Philosophie und Geisteswissenschaften (ab 1.9.: Fachbereich Geschichts- und Kukturwissenschaften), E-Mail: sarah.defant@fu-berlin.de