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Gesundes Futter für Tier und Mensch

Professor Jürgen Zentek erforscht am Fachbereich Veterinärmedizin der Freien Universität Berlin, wie das Futter von Nutztieren verbessert werden kann

26.05.2011

Ist das Schwein gesund, is(s)t es auch der Mensch.

Ist das Schwein gesund, is(s)t es auch der Mensch.
Bildquelle: Sabrina Wendling

Mischfutter, Alleinfutter, Grünfutter, Kraftfutter, Probiotika, phytogene Stoffe, Spurenelemente – die Liste der erlaubten Futtermittel und Zusatzstoffe ist ebenso vielfältig wie die Variationsmöglichkeiten der Rezepturen. Was aber darf und was soll in den Trog? Als Tiermediziner hat Jürgen Zentek bei der Erforschung bestmöglicher Futtermittel besonders die Gesundheit der Vierbeiner im Blick.

„Eine optimale Ernährung dient dem Wohlbefinden der Tiere. Sind Kühe, Schweine oder Geflügel gesund, ist auch die Sicherheit und Qualität der tierischen Lebensmittel besser“, sagt Jürgen Zentek. Allein mit Gras und Getreidekörnern für Kuh und Henne kommt man in der industriellen Landwirtschaft aber nicht mehr weit. Hochleistungs-Tierfutter ist heute ein fein abgestimmtes Gemisch aus Kohlenhydraten, Eiweiß, Mineralstoffen, Spurenelementen, Vitaminen und Fett.

Die Basis für das Futter der Kuh im Stall bilden in der Regel Grünfutter und daraus hergestellte Konservate, zum Beispiel aus Gras oder Mais, aber auch Getreide und Hülsenfrüchte. Eiweiß-Lieferant ist oft Sojaextraktionsschrot, das überwiegend aus Süd- oder Nordamerika importiert wird und damit ein gewisses Risiko für Verunreinigungen des Futters birgt. „Verarbeitung und lange Transportwege erhöhen das Risiko eines Salmonellen-Befalls“, erklärt Jürgen Zentek. „Derartige Belastungen können bereits in Futtermittel-Bestandteilen auftauchen, noch bevor diese im Land sind.“ Importierte Rohstoffe müssten deshalb noch besser kontrolliert werden, sagt der Veterinär.

Welche Wechselwirkungen von Futterinhaltstoffen und den Mikroorganismen im Verdauungstrakt von Schweinen im Einzelnen ablaufen, untersuchen die Tiermediziner der Freien Universität Berlin derzeit im Rahmen eines interdisziplinären Sonderforschungsbereichs, der von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert wird. In 15 Teilprojekten erforschen die Wissenschaftler gemeinsam mit Kollegen der Humboldt-Universität, des Bundesinstituts für Risikobewertung und anderer Forschungseinrichtungen etwa, wie Ansiedlung und Verbreitung von krankmachenden Keimen im Tierdarm verhindert werden können. „Ziel unserer Forschung ist es, Tiere möglichst ohne Erkrankungen aufzuziehen und so auf die Gabe von Medikamenten verzichten zu können“, sagt Jürgen Zentek. Davon profitieren letztlich auch die Verbraucher, denn weniger kranke Tiere in der Nutztierhaltung bedeuten sicherere Lebensmittel.

Dass Lebensmittelsicherheit nicht allein durch gesünderes Nutzvieh auf den Höfen garantiert wird, zeigen allerdings Skandale wie die Dioxin-Funde im Futtermittel zu Beginn dieses Jahres. Gefunden wurde das Umweltgift aufgrund eines durch die Bundesländer koordinierten Kontrollsystems für Futtermittel, das sowohl beim Landwirt, der sein Futter selbst mischt, als auch bei Futtermittel-Erzeugern ansetzt.

Ein System mit Schwächen: Was mit dem Qualitätssiegel „QS“ zertifiziert ist, verspricht vom Futtermittelwerk über den Hof bis zur Ladentheke zwar Qualität und Sicherheit – sanktionierbar ist ein Verstoß gegen die Gütekriterien aber nicht. Wer gegen die freiwillige Selbstverpflichtung zur Überprüfung verstößt, kann nicht belangt werden Unangemeldete Kontrolleure können bei den Landwirten lediglich Stichproben aus dem Futtertrog nehmen, sowie Ställe, Tiere und eingesetzte Technik inspizieren.

QS-zertifizierte Futtermittelhersteller kontrollieren ihre Waren zum großen Teil selbst. „Eine komplette Überwachung sämtlicher eingesetzter Futtermittel ist von den privaten und staatlichen Kontrolleuren nicht zu leisten“, sagt Jürgen Zentek. „Wenn sich einer im Ernstfall nicht an die Spielregeln hält, bleiben unerwünschte Stoffe oder Kontaminationen möglicherweise lange unentdeckt.“

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