Blick in die Sterne
Das Weltraumteleskop „Herschel“ ist mit Technik der Freien Universität unterwegs zu den Anfängen des Universums
Friedrich Wilhelm Herschel (1738 – 1822) war zunächst eigentlich Musiker. Praktisch und theoretisch. Und diese Theorie führte ihn zur Mathematik, schließlich zur Optik und von dort aus weiter in die Astronomie. Er wollte bald den in seiner Zeit möglichen Blick ins All übertreffen, musste aber dafür neue Teleskope bauen – die immer besser wurden. Besonders eine seiner Entdeckungen macht ihn zu Lebzeiten berühmt und geehrt und trägt seinen Namen noch heute mit dem größten je gebauten Teleskop ins All. Herschel entdeckte 1791 den Planeten Uranus – in seiner Zeit eine mehr als sensationelle Entdeckung.
Auch das Teleskop, das seinen Namen trägt, soll in Weiten vordringen, die noch nie ein Mensch gesehen hat. Es soll Licht in jene Zeit bringen, in der die ersten Galaxien entstanden, in das erste Drittel der 13,7 Milliarden Jahre dauernden kosmischen Geschichte. Die Strahlung, der man dabei auf der Spur ist, ist allerdings sehr kalt, und um auch noch die schwächste Wärmestrahlung von kosmischem Staub, aus dem sich Sterne und Galaxien formen, erkennen zu können, müssen die empfindlichen Instrumente bis auf minus 271,5 Grad Celsius gekühlt werden. Doch bislang gab es keine Antriebssysteme für Weltraumteleskope, die unter diesen Bedingungen arbeiten konnten.
Am 14. Mai 2009, um 15 Uhr wurde „Herschel“ vom Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guayana aus ins All geschickt – eine Großmission der europäischen Weltraumbehörde ESA.
Mit an Bord sind drei von Physikern der Freien Universität Berlin speziell entwickelte Antriebssysteme für tiefgekühlte Weltraumteleskope, die eine Beobachtung von Sternen und Galaxien in bisher unbekannter Auflösung ermöglichen.
Wissenschaftler im Tieftemperaturlabor des Fachbereichs Physik beschäftigen sich schon seit geraumer Zeit unter der Projektleitung von Dr. Udo Ruppert mit der Entwicklung solcher Antriebssysteme, und die Technologie aus Berlin kam schon bei verschiedenen Weltraummissionen zum Einsatz.