Springe direkt zu Inhalt

Der Fußball in Gedanken

Akademische Betrachtungen zu einem bodenständigen Thema

Fußball von der akademischen Seite

Fußball von der akademischen Seite

thumbnail_fussball_gedanken

thumbnail_fussball_gedanken

Wer Poetik hört oder Literatur, denkt für gewöhnlich nicht zuallererst an Fußball. Auch Roboter lenken den Blick eher zur Sciencefiction, vielleicht in die Industrie. Doch es gibt Philosophen und Literaturwissenschaftler, die den deutschen Lieblingssport als Kicker im Geiste in ihren Betrachtungshorizont ziehen. Und es gibt autonome Roboter, Glanzstücke künstlicher Intelligenz, die sehr erfolgreich Fußball spielen können. An der Freien Universität jedenfalls.

Das Tor zum Mythos

Gunter Gebauer ist Philosoph und hat ein Buch über das Kicken geschrieben. In seiner „Poetik des Fußballs“ findet er eine Generalmetapher für deutsche Mythen und deren langsame Verfertigung beim Spiel. – Und er klärt uns darüber auf, was die Gründung der Bundesliga mit Adenauers Rücktritt zu tun hat.

Wort und Ball

Fußball als Metapher oder als Treibriemen für Geschichten hält auch die Literatur bereit. Der Literaturwissenschaftler Oliver Lubrich erinnert uns an die „Angst des Tormanns beim Elfmeter“. Er führt uns auch in die Literatur Laterinamerikas, wo Fußball getanzter Sport ist und die Fußballgeschichten melancholisch sind. Dort, in Lateinamerika, „stellt sich niemand ernstlich die Frage, warum Fußball so wichtig ist“, erklärt uns Ingrid Kummels, Kulturanthropologin am Lateinamerika-Institut. Er ist eine gesellschaftliche Macht, und in Brasilien hat keine politische Partei je so lang gelebt wie die Fußballvereine.

Amerikanisches Nord-Südgefälle

Mit magischer Ballbeherrschung wurde oft genug der Sieg davongetragen. Die „Brasilianisierung“ des Fußballs schreitet unaufhaltsam voran – am Ende auch in Nordamerika, wo man auf das Fieber in Südamerika im Moment noch ziemlich cool reagiert. „Aber es besteht Hoffnung“, sagt Petra Dolata-Kreutzkamp, Historikerin am John F. Kennedy-Institut. Gegen Baseball und Football – der nur so ähnlich klingt – ist zwar noch kein Ankommen. Aber jede Menge kickender Kinder und Frauen und eine wachsende Zahl einwandernder Latinos machen zunehmend das Spiel um die Gunst der Öffentlichkeit.

Fehlpass im Tiefschlaf

Wer bezahlt das eigentlich alles, wird sich schon so mancher gefragt haben, wenn der eine oder andere Spieler nicht mehr nur im Schweiße seines Angesichtes, sondern auch als Partylöwe vor der Kamera erscheint, wenn die Stadien immer größer, die „Events“ immer aufwändiger werden. Sportsponsoring ist in Deutschland im Vergleich eine relativ junge Disziplin, berichtet der Marketing-Experte Stefan Chatrath und klärt darüber auf, was gut für den Fußball und schlecht für die Wirtschaft ist.

Die Konferenzschaltung

Gut für den Fußballfreund ist die Konferenzschaltung am Samstag Nachmittag. Dem Tor in Dortmund folgt der spielentscheidende Elfmeter in Hamburg auf dem Fuße – im Radio herrscht Bundesligagleichzeitigkeit. Wie vor dem inneren Auge des Hörers der Rasen grünt, erzählt uns FU-Alumnus Hanns Ostermann, Redakteur bei Deutschlandradio Kultur; zu RIAS-Zeiten übertrug er wortgewaltig die Spiele von Hertha BSC.

Die FU-Fighters

„Der Flügelspieler gibt die Flanke blind ab. Der Mittelstürmer, der den Flügelspieler begleitet, nimmt den Ball an ... er macht das Tor ...!“Man sieht einen gelungenen Pass und denkt an rundum geplantes intelligentes Verhalten. Aber leider ist es „nur“ die Summe der Reflexe, die den Treffer erzielt. Von Intelligenz zu sprechen, fände Raúl Rojas, Informatiker, Experte für Künstliche Intelligenz und Trainer seiner überaus erfolgreichen Roboter-Kicker, vermessen. „Unsere FUFighters sind ungefähr so intelligent wie Muscheln, nur schneller“. Und sie sind Weltmeister.