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Vorwort

12.06.2008

fundiert: Emotion

fundiert: Emotion
Bildquelle: photocase, reinerseiner www.photocase.de/foto/50114-stock-photo-kind-maedchen-himmel-sonne-blau-rot

Liebe Leserinnen, liebe Leser,
haben Sie beim Betrachten unseres Titelfotos gute Laune bekommen? Wenn ja, wäre das kein Wunder. Lachen steckt an, sagt man. Bilder, Filme, Musik können uns traurig stimmen, melancholisch oder fröhlich – ohne dass wir manchmal genau wissen, warum. Wohl kaum etwas ist so individuell, so unberechenbar, so komplex wie die Welt der Emotionen. Auf den folgenden Seiten möchte Ihnen fundiert die Gefühlswelt etwas näher bringen. Beispiel Stolz und Vorurteil: Wissenschaftler der Freien Universität Berlin untersuchen, ob türkische und deutsche Jugendliche emotional die gleiche Sprache sprechen. Die 27 Länder der Europäischen Union haben 23 Amtssprachen, zwei Amtssitze und einen gemeinsamen Feiertag. Aber gibt es auch ein gemeinsames europäisches Gefühl? Der Politikwissenschaftler Thomas Risse erklärt im Interview, dass sich dieses Gefühl entwickeln kann, und warum es wichtig ist, sich darum zu streiten. Im Gegensatz zum europäischen Gefühl hat das Nationalgefühl eine wesentlich längere Tradition. Wie es sich in Deutschland seit dem Mauerfall verändert hat, beschreibt der Politologe Klaus Schröder.

Einem anderen Gefühl, der Trauer, wendet sich Rainer Kampling vom Seminar für Katholische Theologie zu, und erklärt, warum die Zeit des Trauerns eine wichtige Rolle spielt. Werden emotionale Prozesse gestört, können psychische Beschwerden bis hin zu psychiatrischen Störungen auftreten. Am Universitätsklinikum Benjamin Franklin forschen die Neurophysiologen Malek Bajbouj und Angela Merkl an Therapieformen, die diese Erkrankungen beheben helfen. Über Menschen mit depressiven Erkrankungen weiß die Wissenschaft mittlerweile viel. Doch wie die Angehörigen leiden, ist kaum bekannt. Die Psychologin Jeanette Bischkopf beschreibt die Hilfsangebote und was Angehörige tun können. Die Suche nach dem Glück treibt den Menschen seit jeher an. Was aber macht uns glücklich? fundiert begab sich auf die Suche – und wurde fündig. Jugendgewalt und Koma-Saufen sind in den Medien immer häufiger die Schlagworte. Was kann man dagegen tun? Ein Projekt unter Leitung des Psychologen Herbert Scheithauer setzt schon im Kindesalter an und fördert die sozial-emotionalen Kompetenzen der Vier- bis Siebenjährigen. Manche Menschen lassen Gefühle kalt. Sie leiden an Alexithymie, und sie sind kaum in der Lage, Gefühle zu zeigen. Forscher der Freien Universität wollen diesem Phänomen auf den Grund gehen. Eine von ihnen ist Isabella Heuser, Direktorin der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie.

Können eigentlich auch Tiere, wie wir Menschen, trauern oder sich freuen? Veterinärmediziner der Freien Universität kennen die tierischen Gefühle und haben es fundiert erzählt. Film erzeugt starke Emotionen. Auch die Nationalsozialisten wussten darum. Der Film Triumph des Willens war eines der Machwerke der Diktatur. Ob man angesichts der nationalsozialistischen Verbrechen die Ästhetik dieses Films unabhängig von seiner ideologischen Intention betrachten kann, weiß die Filmwissenschaftlerin Robin Curtis. Wie in den Diskursen über Musik, vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg, die Emotionalität unter die Räder kam, erklärt der Musikwissenschaftler Albrecht Riethmüller. Emotional geht es auch beim Berliner Halbmarathon zu: Tausende Sportler quälen sich durch die Stadt, genau 21,0975 Kilometer lang. Macht Sport trotz aller Anstrengungen glücklich? Ja, sagen die Sportwissenschaftler Gudrun Doll-Tepper und Detlef Kuhlmann. Wie Emotionen, Gedanken und Bewegungen miteinander verknüpft sind, daran forscht Fabian Klostermann an der Klinik für Neurologie, Campus Benjamin Franklin. Er erklärt, wie emotionale Zustände, Gedanken und Bewegungen aufeinander abgestimmt werden – ohne dass uns dies bewusst würde.

Freuen Sie sich also auf eine spannende und interessante Lektüre!