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Vorwort

08.12.2009

fundiert: Glaube

fundiert: Glaube
Bildquelle: imago sportfotodienst

Liebe Leserinnen, liebe Leser,
Sie halten die neue Ausgabe des Wissenschaftsmagazins fundiert in Händen, das sich dem Thema „Glauben“ aus unterschiedlichen Perspektiven widmet. Auch in der Geschichte der Freien Universität spielte Glauben eine wichtige Rolle: Vor mehr als 60 Jahren verband die Gründer unserer Universität der Glaube daran, eine Universität im Westen der geteilten Stadt Berlin errichten zu können, um in Freiheit zu studieren, zu lehren und zu forschen. Seitdem hat sich die Freie Universität zu einer internationalen Spitzenuniversität entwickelt: Sie gehört nach der neuen Rangliste des renommierten Times Higher Education zu den 100 besten Universitäten der Welt.

Die Freie Universität, ausgezeichnet im Exzellenzwettbewerb des Bundes und der Länder, verfolgt mit ihren Exzellenz-Clustern nicht nur den 1948 erfolgreich eingeschlagenen Weg der Spitzenforschung, sie fördert mit ihren Graduiertenschulen auch die besten Nachwuchswissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Der Forschungsgegenstand einer dieser Schulen ist unter anderem das Thema Glauben – es ist die „Graduate School Muslim Cultures and Societies“. Deren Leiterin, die Islamwissenschaftlerin Gudrun Krämer, beschreibt in dieser Ausgabe, wie in der Graduiertenschule junge und hochqualifizierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zusammenkommen, um miteinander zu arbeiten und zu forschen – und wie die Graduiertenschule zu einer der weltweit ersten Adressen in diesem Forschungsfeld werden soll. Das Ziel: die Vielfalt des Islam zu erforschen, ohne Konflikte zu verharmlosen. Die Graduiertenschule arbeitet dafür auch mit Wissenschaftlern anderer Institutionen zusammen, darunter das Zentrum Moderner Orient. Auch aus anderen Disziplinen nähern sich Forscher der Freien Universität dem spannenden Thema Glauben: Der Historiker Paul Nolte berichtet von der Renaissance der Religionen in Deutschland, der Theaterwissenschaftler Clemens Risi von den Parallelen zwischen kirchlichen und theatralen Aufführungen.

Der Lateinamerikanist Sergio Costa machte sich für fundiert auf den Weg nach Übersee: Er erklärt, wie sich die Katholische Kirche Brasiliens gegen Pfingstgemeinden und selbsternannte Propheten wehrt, während die Filmwissenschaftlerin Gertrud Koch im Interview erzählt, wie Religion und Glaube auf der Leinwand dargestellt werden. Warum die „Neuen Atheisten“ großen Zuspruch erfahren, beschreiben die Religionswissenschaftler Ulf Plessentin und Thomas Zenk, der Literaturwissenschaftler Stefan Keppler-Tasaki zeigt, warum das Gebet eine rhetorische Form der Klassischen Moderne ist.

Von der Philosophin Sybille Krämer erfahren Sie, wie der Glaube und das Erkennen zusammenhängen – vom Psychologen Hans-Werner Rückert, wie der Glaube an den Studienerfolg wachsen kann. Die Arabistin Angelika Neuwirth erklärt, warum der Koran unbeschadet zum europäischen Erbe gerechnet werden könnte, und der Historiker Ernst Baltrusch begibt sich in die Zeit des Herodes, eine historische Figur im ständigen Zwiespalt zwischen Religion und Politik. Der Theologe Michael Kubina schließlich beschreibt, welche Rolle die offiziellen Kirchen in der ehemaligen DDR spielten, und wie sie zum Fall der Mauer beitrugen. Wir wünschen Ihnen wie immer eine spannende Lektüre!