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Fingierte Realität

Janez Janša übernimmt Gastprofessur für Tanz und Performance.

23.04.2012

Fotografien und Gemälde, Kritiken, Anekdoten und Notationen bilden in der Tanzforschung eine wesentliche Grundlage zur Rekonstruktion der vielfältigen kulturellen Erscheinungsformen der flüchtigen Bewegungskunst. Während Rekonstruktion dabei meist auf eine vergangene Wirklichkeit gerichtet ist, erforschen die Studierenden des Masterstudiengangs Tanzwissenschaft an der Freien Universität Berlin in diesem Semester unter Leitung des Gastprofessors Janez Janša Dokumente einer fingierten Realität. Ziel dieser Arbeit ist die Erfindung von Ereignissen, die so nicht stattgefunden haben und anhand verschiedener Quellen zu belegen sein werden.

Janez Janša hat in diesem Sommersemester die künstlerische Valeska-Gert-Gastprofessur für Tanz und Performance an der Freien Universität inne, die seit 2006/2007 in Kooperation mit dem Deutschen-Akademischen-Austauschdienst und der Akademie der Künste Berlin besteht. Die Studierenden erhalten Einblicke in die Arbeit eines Künstlers, der für die kritische und politische Reflexion performativer Prozesse bekannt ist. Dafür steht bereits „sein“ Name. Es ist der des slowenischen Ministerpräsidenten Janez Janša, den der Künstler als Protest gegen die Politik des Regierungschefs im August 2007 gemeinsam mit den Performancekünstlern Davide Grassi und Ziga Kariz offiziell angenommen hat.

Geboren 1964 im kroatischen Rijeka als Emil Hrvatin, studierte Janša Soziologie und Theaterregie an der Universität in Ljubljana sowie Performance-Theorie in Antwerpen. Seine interdisziplinären Performances bewegen sich zwischen darstellender, bildender und multimedialer Kunst; sie sind inzwischen auf vielen nationalen und internationalen Festivals gezeigt worden.

Hierzu zählen unter anderem „We are all Marlene Dietrich FOR – performance for soldiers in peace-keeping missions“ (2006) und „The more of us there are, faster we will reach our goal“ (Janša and Janša, 2010). Er kuratierte Workshops in mehreren europäischen Staaten und veröffentlichte Essays zum zeitgenössischen Theater und zur Kunst, inklusive eines Buches über den flämischen Künstler und Theatermacher Jan Fabre. Er ist Initiator der Organisation „P.E.A.C.E.: Peacekeepers‘ entertainment, art and cultural exchange“ und leitet seit 1999 die in Ljubljana herausgegebene Zeitschrift MASKA.

Die Autorin ist Juniorprofessorin für Tanzwissenschaft an der Freien Universität Berlin.