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Ein Jubiläum, das sich rechnet

Interview mit Professor Christof Schütte zum 10. Geburtstag des „Matheon“.

23.04.2012

Christof Schütte ist Professor für Mathematik an der Freien Universität und berichtet im Interview von den Ursprüngen des Forschungszentrums Matheon.

Christof Schütte ist Professor für Mathematik an der Freien Universität und berichtet im Interview von den Ursprüngen des Forschungszentrums Matheon.
Bildquelle: Freie Universität

Berlin zählt mit seiner Vielzahl an mathematischen Forschungseinrichtungen zur Weltspitze in der Mathematik. Eines der Schwergewichte auf diesem Gebiet ist das DFG-Exzellenzzentrum für angewandte Mathematik „Matheon“. Zu seinem zehnten Geburtstag lädt das Matheon alle Berliner am 10. Mai zu einer großen Party ein. Gefeiert wird von 18.30 Uhr an mit einer bunten Matheschau im Audimax der Technischen Universität Berlin. Ortrun Huber sprach mit dem stellvertretenden Sprecher des Zentrums, Professor Christof Schütte.

Mit welchem Ziel wurde das Matheon 2002 eingerichtet?

Christof Schütte: Das Matheon wurde damals aus rund 80 Projektanträgen von der Deutschen Forschungsgemeinschaft als Exzellenzzentrum ausgewählt mit dem Ziel, die Effizienz technologischer Entwicklungen durch die Mathematik zu steigern.

Das Besondere dabei ist, dass wir maßgeschneiderte Grundlagenforschung für komplexe mathematische Probleme in modernen Schlüsseltechnologien betreiben. Das heißt, wir modellieren, simulieren und optimieren reale Prozesse für innovative Entwicklungen.

Was bedeutet diese Anwendungsnähe für Ihre Arbeit?

Schütte: Am Matheon forschen rund 250 Wissenschaftler der Träger Technische Universität, Freie Universität, Humboldt-Universität, Zuse-Institut und Weierstraß-Institut an mathematischen Fragestellungen, bei denen eine mögliche Anwendung im Mittelpunkt steht. In der Pharmakometrie dient die Mathematik zum Beispiel dazu, komplexe Stoffwechselvorgänge im Körper verlässlich zu simulieren und das Verhalten von Arzneien im Körper vorauszusagen. In der Photovoltaik können mathematische Modelle helfen, den Wirkungsgrad moderner Dünnschicht-Solarzellen zu optimieren. Andere Anwendungsgebiete sind zum Beispiel die Finanzwelt, Logistik, Kommunikations- oder Werkstofftechnologien. Unsere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler arbeiten dabei in engem Kontakt mit Partnern aus der Industrie und der Wirtschaft, aber auch mit anderen Forschungsinstituten.

Exzellente Forschung benötigt exzellenten Nachwuchs. Wie bekommen Sie den?

Schütte: Das Matheon wurde als Forschungszentrum gegründet, zugleich sind wir aber auch ein Inkubator für den mathematischen Nachwuchs. Bei uns sind zahlreiche Doktoranden und Nachwuchsgruppen in die Forschungsprojekte eingebunden. Wir sind auch an der Verbesserung der mathematischen Bildung an Schulen und Universitäten beteiligt, zum Beispiel bei der Überarbeitung der Lehrpläne im Schulfach Mathematik und bei der Lehrerweiterbildung.

Welchen Forschungsthemen gehört am Matheon die Zukunft?

Schütte: Neben den bestehenden und langfristig aktuell bleibenden Anwendungsgebieten sehen wir am Matheon vier Zukunftsfelder – im Gesundheitssystem, den erneuerbaren Energien, der Nano-Optik oder Photonik und schließlich bei Fragen, die die Metropolen betreffen, also etwa Verkehrsnetze und Infrastruktur.

Wie geht es nach dem Ende der DFG-Förderung 2014 mit dem Matheon weiter?

Schütte: Wir haben einen Antrag auf die Einrichtung eines Einstein-Zentrums gestellt, der Mitte März begutachtet wurde und über den im Mai entschieden wird.