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Aufstieg und Fall des Senenmut

Die Statue des Messstrickhalters aus dem alten Ägypten ist eine Leihgabe des Louvre.

25.06.2012

Er war ehrgeizig und erfolgreich. Ein angesehener Architekt und hoher Beamter, privilegiert und mit guten Kontakten. Vor allem zu Hatschepsut, der ägyptischen Königin, die zwischen 1473 und 1458 v. Chr. in Theben herrschte, dem heutigen Luxor. Jahrelang hatte Hatschepsut Senenmut protegiert, hatte ihm sogar die Erziehung ihrer Tochter Neferure anvertraut. Niemand weiß, was dann passierte, warum Senenmut plötzlich in Ungnade fiel. Aber dass die Königin ihrem engen Berater und Protégé die Gunst entzog, steht fest: Auf den Sockeln zahlreicher Statuen, die Senenmut zeigen, wurde sein Name getilgt. Die Spuren dieser Ausradierung sind auch auf der Statue zu sehen, die jetzt im Rahmen der Topoi-Ausstellung im Pergamonmuseum ausgestellt wird: „Interessant ist, dass man nicht die ganze Statue zerstört hat, sondern nur seinen Namen ausgehackt“, sagt Kuratorin Gabriele Pieke.

„Damit sollte verhindert werden, Senenmut namentlich in der Geschichte zu überliefern.“ Die promovierte Ägyptologin vermutet, dass das Aushacken auf Anweisung Hatschepsuts geschah. Welches Ansehen Senenmut im königlichen Palast einst genossen hatte, belegen seine Gräber, die lange vor seinem Tod angelegt worden waren: Neben einem Beamtengrab fand man eines mit royalem Dekor, wie sonst nur im Tal der Könige. Durch Hatschepsuts Protektion hatte Senenmut zahlreiche Privilegien gehabt. Dass er sich um seinen Nachruhm sorgte und zahlreiche Statuen von sich anfertigen ließ, gehört zum Forscherglück für Archäologen und Historiker. Senenmut – Kuratorin Pieke zufolge „eine der bedeutendsten Privatpersonen der ägyptischen Geschichte, die uns bekannt sind“– ließ Statuen aus einem Material herstellen, das eigentlich ranghohen Personen vorbehalten war: silifiziertem Sandstein. Die Statue im Ausstellungsraum „Vermessung der Welt“ zeigt Senenmut in seiner Funktion als Architekt und Beamter: mit einem sogenannten Ritualmessstrick. Die Skulptur ist eine von nur drei erhaltenen Messstrickhaltern aus ägyptischen Epochen und eine Leihgabe des Pariser Louvre: „Als Ägyptologin freut es mich besonders, dieses seltene Stück in der Ausstellung zu haben“, sagt Gabriele Pieke.

Es bezeugt die Bedeutung fester Maßeinheiten, die in jener Zeit erstmals verwendet wurden: Da die Ackergrenzen durch den regelmäßigen Übertritt des Nils immer wieder unkenntlich wurden, mussten die Felder jährlich neu vermessen werden. Senenmut beaufsichtigte beides: das Vermessen der Flächen und das Ausmessen der Kornhöhe. Vom Ernteertrag hingen die steuerlichen Abgaben ab, gemessen wurde in Ellen. Neben der Senenmut-Statue ist deshalb auch eine Prunkelle aus Holz ausgestellt, die ebenfalls aus dem Louvre stammt.