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Orte zum Auftanken

Uni-Angehörige zeigen ihre Lieblingsplätze auf dem Campus

16.10.2012

Die Pharmaziestudentin Annika Jödicke (links) enspannt beim Segelkurs auf dem Wannsee vom Lernstress. Mit dabei: Sarah Pengen, Alumna der Freien Universität

Die Pharmaziestudentin Annika Jödicke (links) enspannt beim Segelkurs auf dem Wannsee vom Lernstress. Mit dabei: Sarah Pengen, Alumna der Freien Universität
Bildquelle: Jan Hambura

Die Freie Universität ist nicht nur ein Ort zum Lernen und Arbeiten. Der Campus bietet auch zahlreiche Möglichkeiten, wunderbar zu entspannen. Eine Professorin, ein Verwaltungsleiter, ein wissenschaftlicher Mitarbeiter, eine Doktorandin und eine Studentin zeigen ihre Lieblingsplätze, an denen sie zwischen Büro, Hörsaal und Labor Kraft tanken.

Uwe Horst Ulbrich steht auf dem Wetterturm des Instituts für Meteorologie der Freien Universität und lässt den Blick schweifen: „Von hier oben hat man eine ganz andere Sicht.“ Auf den Straßen der Stadt sehe man Berlin doch nur aus der Froschperspektive. Besonders faszinierend findet der wissenschaftliche Mitarbeiter des Instituts, dass sich der Himmel über Berlin vom 90 Meter hohen Turm auf dem Fichtenberg in Steglitz in allen seinen Facetten beobachten lässt: „Es kommt häufig vor, dass auf der einen Seite der Stadt noch die Sonne scheint und auf der anderen Seite bereits eine Schlechtwetterfront anrückt.“ Für Ulbrich ist es wichtig, das Wetter immer im Blick zu haben. Seit 2006 lehrt er Medienmeteorologie an der Freien Universität. Die Studierenden profitieren von seiner 20-jährigen Erfahrung als selbstständiger Meteorologe für verschiedene Medienunternehmen, darunter Fernsehsender wie NDR und N24.

Christian Laiblin gerät regelrecht ins Schwärmen: „Hier ist es einfach idyllisch!“ Der Verwaltungsleiter des Fachbereichs Veterinärmedizin steht auf einer Rasenfläche, gesäumt von Bäumen und schaut zu dem langgestreckten Gebäudeensemble aus Fachwerk und moderner Außenfassade in Weiß und Karminrot: Das Weiterbildungszentrum der Veterinärmediziner gehört zu den baulichen Schmuckstücken auf dem Campus in Düppel. Der Umbau eines ehemaligen Pferdestalls wurde 2007 auf Initiative des Dekans, Professor Leo Brunnberg, fertiggestellt und hat bereits sowohl internationale Gutachter der Exzellenzinitiative als auch Berliner Politiker als Gäste beherbergt. Neben Weiterbildungen für Tierärzte finden hier auch nationale und internationale wissenschaftliche Tagungen statt. Wer sich auf dem Düppeler Gelände umsieht, hat nicht den Eindruck, in einer Großstadt zu sein. Christian Laiblin gefällt genau das. Der Campus sei zwar etwas abseits gelegen, aber in wenigen Minuten vom Hauptcampus der Universität in Dahlem zu erreichen. In Düppel zählt eben nicht die Innenstadtnähe, sonder die Natur, denn darum geht es schließlich auch in der Ausbildung der angehenden Tierärzte.

„Auf dem Wasser vergisst man den Alltag. Es ist einfach wunderschön", sagt Annika Jödicke. Ihr Lieblingsplatz ist der Wannsee. Im Badeweg am Ost-Ufer befindet sich das Wassersportzentrum der Freien Universität. Die Studentin, die voraussichtlich in zwei Semestern ihr Studium der Pharmazie abschließen wird, macht dort einen Ferien-Segelkurs für Anfänger. Muss man im Studium nicht schon genug lernen? Annika Jödicke lacht: „Das hier ist Freizeitspaß und bedeutet keinen Stress.“ In der M-Jolle bildet Annika Jödicke ein Zweier-Team mit Sarah Penger. Ihre Mitseglerin hat ihr Studium der Germanistik und Grundschulpädagogik bereits 2007 an der Freien Universität abgeschlossen. Die beiden Frauen wechseln sich während der Segeltouren ab: Während Annika Jödicke die Hand am Steuer hat, sitzt Sarah Penger an der Fock und umgekehrt. Natürlich gehört es auch zum Ausbildungsprogramm, richtig Kentern zu lernen. Andere „Pflichtübungen“ mag Annika Jödicke deutlich lieber – zum Beispiel das gemeinsame Grillen am Wannsee.

„Sehen sie sich diese Farben an – fast wie die Bodendecker am Strand entlang der Route No. 1!“ Wenn Gisela Klann-Delius auf der Dachterrasse vor ihrem Büro im Hauptgebäude der Freien Universität steht, umgeben von der Silhouette des Gebäudekomplexes mit dem Spitznamen „Rostlaube“, dann fühlt sich die Professorin für Linguistik fast wie vor 40 Jahren, als sie die berühmte Straße von San Francisco nach Monterey an der US-amerikanischen Westküste entlang gefahren ist. Auf der Dachterrasse sitzt Gisela Klann-Delius gerne mit Markus Edler, dem Koordinator der Graduiertenschule des Clusters Languages of Emotion, die sie leitet. Bei schönem Wetter entwickeln die beiden hier Projektideen, überlegen sich die Themen für Seminare oder Vorträge oder diskutieren im Schatten des Ahornbaumes das eine oder andere Buch. „Häufig sonnen sich hier auch Studierende“, sagt Klann-Delius. „Überhaupt ist die Rostlaube einfach hinreißend mit ihren vielen Gärtchen.“ Ende der 1980er Jahre, als die geburtenstarken Jahrgänge an die Uni drängten, sei es hier sehr voll gewesen, sagt Markus Edler. Man habe sich nirgendwo ruhig aufhalten können, heute dagegen schon: „Wie Wochenende ist das hier.“

Wenn Renata Motta nach Dahlem radelt, lässt sie den Trubel der Großstadt hinter sich. Am Anfang sei die Abgeschiedenheit Dahlems gewöhnungsbedürftig gewesen, sagt die Brasilianerin. „Doch ich habe gelernt, es zu genießen.“ Es sei ein schöner Kontrast zu der hektischen Gegend rund um ihre Wohnung in Neukölln. Die Sozialwissenschaftlerin promoviert am Lateinamerika-Institut bei Professor Sérgio Costa über die öffentliche Debatte zu genmodifizierten Lebensmitteln in Argentinien, Brasilien und Mexiko. „Wenn ich in Ruhe ein paar Texte lesen möchte oder ein bisschen Entspannung brauche, setze ich mich an den Teich.“ Es sind nur wenige Schritte von der Boltzmannstraße 1 bis zum Lieblingsplatz von Renata Motta an der Hittorfstraße: dem Teich des Fritz-Haber-Instituts der Max-Planck-Gesellschaft. „Dort ist fast nie jemand, man kann sich hervorragend konzentrieren.“