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„Viele Chinesen wollen in Deutschland studieren“

Ein Gespräch mit International-Council-Mitglied Liu Jinghiu.

13.12.2012

Lui Jinghui, Generalsekräterin des China Scholarship Council (CSC): Die Einrichtung fördert pro Jahr 25.000 Studierende und Wissenschaftler.

Lui Jinghui, Generalsekräterin des China Scholarship Council (CSC): Die Einrichtung fördert pro Jahr 25.000 Studierende und Wissenschaftler.
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

Liu Jinghiu ist seit vier Jahren Generalsekretärin des China Scholarship Council (CSC). Diese Einrichtung vergibt – ähnlich dem Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) – jährlich 6000 Stipendien an chinesische Doktoranden, die an einer Hochschule im Ausland ihre Dissertation schreiben wollen. Umgekehrt erhalten Studierende der Freien Universität Berlin CSC-Stipendien für Studienaufenthalte in China. Die Freie Universität Berlin kooperiert seit 2008 mit dem CSC, bereits knapp 150 chinesische Doktoranden haben hier an ihrer Promotion gearbeitet. Damit gehört die Freie Universität zu den zehn beliebtesten Zielorten chinesischer Studierender weltweit.

Liu Jinghiu ist seit diesem Jahr Mitglied des International Council der Freien Universität.

Sie sprechen sehr gut Deutsch. Woher kommt Ihr Interesse für die deutsche Sprache und Kultur?

Ich habe schon in der Schule angefangen, Deutsch zu lernen. Während meines Studiums bekam ich dann die Gelegenheit, mit einem DAAD-Stipendium in Heidelberg Germanistik zu studieren. Das war 1977, also vor der Öffnung Chinas.

War es während dieser Zeit nicht abwegig, in China Deutsch zu lernen?

Während meiner Grundschulzeit bekam ich das Angebot, an eine Schule mit Fremdsprachenschwerpunkt zu wechseln. Ich kam eher durch Zufall in einen Deutschkurs – eigentlich wollte ich Englisch lernen. Ich war zunächst sehr enttäuscht und habe sogar geweint. Wir wussten damals kaum mehr über Deutschland, als dass es die Heimat von Karl Marx und Friedrich Engels war. Aber als ich dann anfing, die Sprache zu lernen, wuchs mein Interesse. Dass ich damals Deutsch, also eine vergleichsweise exotische Sprache, gelernt habe, hat mir im Laufe meiner Karriere sehr geholfen.

Können Sie deshalb chinesischen Studierenden Deutschland als Studienort empfehlen?

Ja, auf jeden Fall. Viele junge Chinesinnen und Chinesen wollen gerne in Deutschland studieren, auch wenn die Sprache auf den ersten Blick eine Barriere ist.

Vergangenes Jahr wurde die Kooperation des China Scholarship Council mit der Freien Universität Berlin verlängert. Die Freie Universität ist für chinesische Doktoranden ein außerordentlich beliebter Studienort.

Durch das gute Abschneiden der Freien Universität in beiden Runden der Exzellenzinitiative ist sie für chinesische Studierende sehr attraktiv. Außerdem funktioniert die Zusammenarbeit insgesamt sehr gut. Vor allem das Verbindungsbüro in Peking hat uns sehr unterstützt, und viele Professoren in Berlin haben das Programm mitgetragen.

Was würden Sie der Freien Universität als Mitglied des International Council raten, um weltweit noch interessanter für Studenten, Nachwuchswissenschaftler und Forscher zu werden?

In den internationalen Rankings sind die deutschen Universitäten noch nicht so sichtbar wie die amerikanischen und britischen Hochschulen. Auch die Umstrukturierungen im Rahmen der Bologna-Reform sind zum Beispiel für chinesische Studierende schwer zu überblicken. Der alte „Diplom-Ingenieur“ genoss in China großes Ansehen. Wird der Bachelor ähnlich gut von der Wirtschaft akzeptiert? Wie viele Studierende schließen noch ein Masterstudium an? Was bieten die neuen strukturierten Doktorandenprogramme? Diese Veränderungen müsste man Interessierten in China und auch in anderen Ländern noch besser erklären.

Die Fragen stellte Nina Diezemann.

Liu Jinghiu, Generalsektretärin des China Scholarship Council (CSC): Die Einrichtung fördert pro Jahr 25.000 Studierende und Wissenschaftler.