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Darth Vader im Hörsaal

Vorlesung „Zeitreisen und temporale Logik“ an der Freien Universität begeisterte Studierende und Gäste.

13.12.2012

Darth Vader, Klonkrieger und Co. nahmen im Audimax der Freien Universität Platz.

Darth Vader, Klonkrieger und Co. nahmen im Audimax der Freien Universität Platz.
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

Besuch der besonderen Art: Kostümierte Zuschauer zeigen die die typische Grußgeste aus "Star Trek".

Besuch der besonderen Art: Kostümierte Zuschauer zeigen die die typische Grußgeste aus "Star Trek".
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

Ein voll besetztes Max-Kade-Auditorium, lautes Lachen und viel Applaus – die Stimmung in einer Vorlesung zur Grundlagenphysik stellt man sich in der Regel wohl anders vor. Nicht bei Hubert Zitt: Der promovierte Elektrotechniker nahm im November seine Zuhörerinnen und Zuhörer wieder einmal mit auf eine Reise durch Raum und Zeit. Unter der Überschrift „Zeitreisen und temporale Logik“ erläuterte er anhand der Relativitätstheorie und anderer physikalischer Modelle, dass Zeitreisen grundsätzlich möglich sind und wie sie in Literatur, Film und Fernsehen technisch umgesetzt werden.

Für großen Spaß sorgten die Ausschnitte aus beliebten Filmen und Serien wie „Star Trek“ und „Zurück in die Zukunft“, mit denen Hubert Zitt seinen unterhaltsamen und lehrsamen Vortrag untermalte.

Für Atmosphäre beim Start der Zeitreise sorgten die „Sturmtruppen des Imperators der German Garrison der 501st Legion – Vader’s Fist“, der deutschen Gruppe eines internationalen „Star Wars“-Kostümclubs. Sie wurden unterstützt von der „Film Fan Force“ aus Berlin. Die Gruppe tritt kostümiert bei Veranstaltungen zu speziellen Filmen auf.

„Meine Kommilitonen und ich haben dieser Vorlesung regelrecht entgegengefiebert, obwohl uns der Stoff natürlich schon bekannt war“, sagt Sarah. Die 23-jährige Physikstudentin freut sich besonders, dass diese Vorlesung nicht nur bei Fachkollegen Begeisterung für ihre Disziplin geweckt hat. Ihr Begleiter Jan, der Politikwissenschaft und Englisch studiert, gibt zu: „Ich habe mit Physik eigentlich nichts am Hut – aber heute habe ich nicht nur Spaß gehabt, sondern auch eine Menge gelernt. Ich habe sogar die Relativitätstheorie in Grundzügen verstanden.“ Unter den Zuschauern im Max-Kade-Auditorium der Freien Universität waren unter anderem mehr als 80 Schülerinnen und Schüler aus Berlin und Brandenburg mit ihren Lehrkräften. Sie teilten den Enthusiasmus mit Sarah und Jan: Die Vorlesung wurde von Lachen und häufigem Klatschen begleitet.

„Ich bin großer Fan von Geschichten wie ,Star Trek‘, ,Star Wars‘ und ,Terminator‘“, sagte Hubert Zitt zu Beginn seiner Vorlesung. „Als Elektrotechniker habe ich ein Faible dafür, mit physikalischen Theorien und Gesetzen zu experimentieren – und Gedankenspiele wie in Science-Fiction-Werken interessieren mich besonders, weil sie Wissenschaft und Fiktion zusammenbringen.“ Der 49-Jährige lehrt seit 2002 unter anderem Programmiertechniken und naturwissenschaftliche Grundlagen im Fach Informatik an der Fachhochschule Kaiserslautern am Standort Zweibrücken.

Neben seiner dortigen Tätigkeit als Dozent reist der bekennende Tüftler schon seit mehreren Jahren durch Deutschland, um Zuhörern seine Lieblingsthemen in Vorträgen wie „Beamen und Holodeck“ oder „Energie und Antriebstechnik bei Star Trek“ näherzubringen – und ist damit sehr erfolgreich. Seine „Star-Trek-Vorlesungen“ haben besonders bei Studierenden technischer und naturwissenschaftlicher Fächer längst Kultstatus. Bereits 2011 kam Hubert Zitt an die Beuth Hochschule für Technik Berlin. In diesem Jahr diente der Audimax im Henry-Ford-Bau der Freien Universität als „Brücke“ für Captain Zitt. Für alle, die nicht anwesend sein konnten, übertrugen die Organisatoren den Vortrag über die sogenannte beuthBOX per Livestream – er erhielt deutschlandweit rund 154 000 Klicks. Werden Zeitreisen vielleicht schon bald buchbar sein? Oder weiterhin nur in Büchern, Filmen und im Fernsehen vorkommen? „Reisen in die Zukunft sind theoretisch durchaus möglich“, sagt Hubert Zitt. Die Relativitätstheorie zeige, dass Zeit nicht linear vergeht. „Allerdings ist unsere Technik noch nicht ausgereift, denn um in die Zukunft reisen zu können, müsste man sich etwa mit Lichtgeschwindigkeit bewegen und zusätzlich den Energiebedarf für die Beschleunigung der Masse umgehen – das schafft bisher nur der Warp-Antrieb bei ,Star Trek‘.“

Bis wir in eine ferne Zukunft reisen können, werden also revolutionäre technische Innovationen nötig sein, die heute noch unmöglich erscheinen. Aber Hubert Zitt ist zuversichtlich: „,Star Trek‘ hat schon vieles an Technologie vorweggenommen, zum Beispiel die mündliche Kommunikation über kabellose Geräte – eine Errungenschaft, die sich vor einigen Jahrzehnten auch noch niemand erträumt hätte.“ Juliane Bartsch

Wer die Vorlesung verpasst hat, kann Captain Zitt am 12. Dezember um 20.05 Uhr in der Reihe „Hörsaal“ bei Deutschlandradio Wissen lauschen.