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Student und Starkoch

Physik-Student Attila Hildmann hat mit veganen Kochbüchern die Bestseller-Listen erobert.

10.06.2013

Vom Junkfood-Fan zum Starkoch für vergane Ernährung: Physik-Student Attila Hildmann hat sich das Kochen selbst beigebracht.

Vom Junkfood-Fan zum Starkoch für vegane Ernährung: Physik-Student Attila Hildmann hat sich das Kochen selbst beigebracht.
Bildquelle: Sandra Czerny

Aus Zucchini hergestellte Pasta, dazu Pesto aus getrockneten Tomaten und zum Nachtisch selbstgemachte Schokolade: Wer sich frei von tierischen Produkten wie Fleisch, Milch, Ei oder Honig ernähren will, muss erfinderisch sein – aber nicht auf Genuss verzichten.

Das zumindest ist das Credo von Attila Hildmann. Der 31-jährige Physik-Student der Freien Universität begann vor mehr als zwölf Jahren, sich vegan zu ernähren. Damals waren solche Koch- und Backrezepte rar, also dachte Hildmann sie sich selbst aus. Mit einer Rezepte-Webseite und einem Kanal auf der Video-Plattform Youtube hat Hildmann den Grundstein für mehrere Kochbücher gelegt.

Allerdings sieht er sich nicht als Moralapostel: „Es muss nicht jeder sofort Veganer werden“, sagt er, „jedes einzelne umgestellte Essen zählt.“ Knapp hunderttausendfach verkaufte sich allein das jüngste Kochbuch „Vegan for Fit“, das auch eine Art Wegweiser zum Wunschgewicht sein soll. „Der Erfolg liegt in den Rezepten“, ist Hildmann überzeugt. Der Einstieg in die vegane Küche falle vielen Menschen leichter, wenn sich die neuen Gerichte geschmacklich nicht allzu sehr von alten Gewohnheiten unterschieden.

Attila Hildmann macht keine halben Sachen: Er ernährt sich heute nicht nur zu 100 Prozent vegan, auch Wissenschaft und Kochen bilden für ihn eine Einheit. „In meine Kochbücher fließen Erkenntnisse aus Biologie und Chemie ein“, erklärt Hildmann, „und ein gutes Rezept zeichnet sich durch exakte Mengen-Angaben und Anweisungen aus – wie bei der Arbeit im Labor.“

Sein Vordiplom in Physik hat er an der Freien Universität bereits abgelegt, 2014 soll der Abschluss folgen, danach vielleicht eine Promotion. „Eine solide Ausbildung ist mir wichtig.“ Auch wenn Attila Hildmann dieser Tage häufig Gast in Kochsendungen und Talkshows ist: Im Alltag untersucht er für seine Diplom-Arbeit am Arbeitsbereich Experimentalphysik mithilfe von Laserstrahlen das Pigment Melanin. Es bestimmt beim Menschen etwa den Farbton von Haut und Haaren, kann aber auch Krebs verursachen. „Die Erkenntnisse könnten eines Tages in der Krebstherapie von Nutzen sein“, sagt Hildmann.

Gesundheit war nicht immer ein zentrales Thema im Leben des 31-Jährigen. Vor rund zehn Jahren wog er noch 35 Kilogramm mehr als heute. Nächtelang habe er am Computer gespielt, anstatt sich um sein Studium zu kümmern, schreibt er in seinem jüngsten Kochbuch. Wenig Bewegung und Fastfood prägten seinen Alltag: „Ich war kurz davor, Diabetiker zu werden“, sagt er rückblickend. Nachdem sein Vater im Jahr 2000 infolge zu hoher Cholesterinwerte gestorben war, beschloss Hildmann, seine Lebensweise zu ändern. Er wurde erst Vegetarier, dann Veganer und begann, Bewegung in seinen Alltag zu integrieren. Statt Computerspiel-Charaktere zu entwickeln, habe er begonnen, sich selbst aufzubauen.

Als Sportler sieht Hildmann kein Problem, seinen Proteinbedarf durch pflanzliche Nahrung zu decken. Vielmehr erschreckt ihn das Essverhalten vieler Akademiker: „Die Menschen führen ihrem Körper große Mengen an Energie zu, sind aber in Bezug auf Vitamine, Aminosäuren oder Mineralstoffe unterversorgt. Weiße Brötchen oder Softdrinks sind im Uni-Alltag nur ein Beispiel.“

Beim Kochen greift Hildmann daher grundsätzlich zu Lebensmitteln aus biologischem Anbau – stark verarbeitete Produkte und raffinierten Zucker klammert er aus. Auf seinem Speiseplan stehen etwa Nüsse, Quinoa und grüner Tee.