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Studieren am anderen Ende der Welt

Zum Auslandssemester nach Kolumbien und Australien

26.09.2013

Marcelina Bugaj

Marcelina Bugaj
Bildquelle: Verena Blindow

Stefanie Hörz

Stefanie Hörz
Bildquelle: Verena Blindow

„Wenn nicht jetzt, wann dann?“ Diesen Gedanken teilten Marcelina Bugaj und Stefanie Hörz, als sie sich für die PROMOS- Auslandsförderung der Freien Universität entschieden, ein Mobilitätsprogramm des Deutschen Akademischen Austauschdienstes, das Auslandsaufenthalte bis zu einer Dauer von sechs Monaten ermöglicht.

Die Reiseziele, Erfahrungen und Ausgangssituationen der beiden Studentinnen hätten unterschiedlicher kaum sein können. Aber am Ende sind sie sich einig: Es hat sich gelohnt.

Für die 27-jährige Marcelina Bugaj beginnt gerade das letzte Semester ihres Masterstudiums Lateinamerikastudien am Lateinamerika-Institut (LAI). Ihre Studienfachwahl kommt nicht von ungefähr. „Ich habe ein bilinguales Gymnasium besucht und dort früh Spanisch gelernt“, sagt die gebürtige Polin, die im Alter von drei Jahren aus ihrer Heimat nach Berlin kam. „Schon zu Schulzeiten hatte ich viele Freunde aus Lateinamerika und spreche auch heute noch fast jeden Tag Spanisch.“

Es war ein glücklicher, Zufall, dass ausgerechnet zur gleichen Zeit, als sie beschloss, ein Semester in Kolumbien zu verbringen, ein direkter Austausch zwischen der Freien Universität Berlin und deren Partneruniversität Pontificia Universidad Javeriana in Bogotá eingerichtet wurde. „So konnte ich mich für das Stipendium bewerben und auf offiziellem Wege mein Auslandssemester organisieren“, sagt Marcelina Bugaj. Das war im April 2012 – drei Monate später saß sie bereits im Flugzeug.

Stefanie Hörz hat ihr Auslandssemester im Juli 2012 an der University of Melbourne verbracht, an der Südostküste Australiens. „Ich studiere Englisch im Hauptfach“, sagt die Bachelorstudentin, „deshalb lag es nahe, ein Semester in einem englischsprachigen Land zu verbringen. Ein Freund hat mir vom Direktaustausch der Freien Universität mit australischen Hochschulen erzählt –das hat mir die Entscheidung leicht gemacht.“

Die Bewerbung für das Stipendium sei zwar aufwendig gewesen, doch sie habe in dem Motivationsschreiben gut begründen können, weshalb sie an der australischen Universität studieren möchte, sagt die 23-Jährige: „Ich habe während meines Studiums ein starkes Interesse für Soziolinguistik und die verschiedenen Ausprägungen des Englischen auf der ganzen Welt entwickelt. Da das australische Englisch auch seine Eigenheiten hat, passte die Länderwahl gut zu meinem Forschungsschwerpunkt.“

Für Marcelina Bugaj und Stefanie Hörz stellten weder die Sprache noch die fremde Kultur eine Hürde dar: „Da ich auch in Deutschland kolumbianische Freunde habe, kannte ich bereits viele landestypische Eigenheiten. Das hat zu manchen lustigen Situationen geführt, wenn ich etwa auf der Straße in ein kolumbianisches Volkslied einstimmen konnte.“ Stefanie Hörz fiel auf, dass die australische Lebensweise sich stark an der amerikanischen und britischen orientiert. „Die Eingewöhnung ist mir dadurch leichter gefallen.“

An beiden Austauschuniversitäten hat man sich zudem intensiv um die Studentinnen aus Deutschland gekümmert. „An der Uni in Bogotá waren kolumbianische Kommilitonen und die zuständige Mitarbeiterin für Auslandsangelegenheiten für uns Studenten aus Deutschland zuständig“, erzählt Marcelina Bugaj. „Sie hatte immer ein offenes Ohr für uns, das war wirklich toll!“ Stefanie Hörz begeisterte vor allem das kulturelle und künstlerische Angebot der Universität in Melbourne: „Es gab ein beinahe professionelles Theater an der Hochschule, das von vielen Seiten unterstützt wurde.“

Auch in akademischer Hinsicht war das Auslandssemester für beide Studentinnen prägend. „Ich interessiere mich sehr für Migration, Transsexualität und wie beides miteinander verknüpft ist“, sagt Marcelina Bugaj. „An der ,Javeriana‘ lernte ich eine Dozentin kennen, die als Mann geboren wurde. Mich hat fasziniert, dass es eine transsexuelle Frau in Lateinamerika so weit nach oben geschafft hat; das ist dort keinesfalls selbstverständlich. Ich schreibe nun meine Masterarbeit über transsexuelle Migranten aus Lateinamerika, die in Berlin leben.“

Auch Stefanie Hörz ließ sich von ihrem Australien-Semester inspirieren: „Ich schreibe meine Bachelorarbeit zwar nicht über australisches, sondern über irisches Englisch, aber die sprachwissenschaftlichen Zusammenhänge sind in beiden Gesellschaften ähnlich. Mein Studium in Melbourne hat meinen wissenschaftlichen Horizont in jedem Fall erweitert.“