Springe direkt zu Inhalt

Nachwuchsförderung für Wissenschaftlerinnen mit ProFiL

26.09.2013

Pharmazie-Professorin Charlotte Kloft gehörte vor zehn Jahren zu den ersten Teilnehmerinnen des ProFiL-Programms.

Pharmazie-Professorin Charlotte Kloft gehörte vor zehn Jahren zu den ersten Teilnehmerinnen des ProFiL-Programms.
Bildquelle: Annika Middeldorf

Das hochschulübergreifende Programm „ProFiL. Professionalisierung für Frauen in Forschung und Lehre: Mentoring, Training, Network“ geht in die zehnte Runde

Bei müden zwölf Prozent lag der Frauenanteil an der Professorenschaft – diese Zahl veröffentlichte das statistische Bundesamt im Jahr 2003. Und das, obwohl auch damals schon fast die Hälfte aller Hochschulabsolventen weiblich war. An der Freien Universität, der Technischen Universität Berlin und der Humboldt- Universität wurde daraufhin das ProFiL-Programm konzipiert, mit dem seither jedes Jahr 36 hoch qualifizierte Wissenschaftlerinnen ein Jahr lang auf dem Weg zur Professur begleitet werden.

Charlotte Kloft gehörte vor zehn Jahren zu den ersten Teilnehmerinnen des Programms. Sie hatte gerade ihre Habilitation im Fach Klinische Pharmazie an der Freien Universität Berlin abgeschlossen und strebte eine Professur an. „Für mich hätte das Programm besser noch ein, zwei Jahre früher starten können“, erzählt Charlotte Kloft rückblickend.

Ein wenig Führungserfahrung konnte sie als Leiterin eines Arbeitskreises schon während ihrer Habilitation sammeln. „Die zielgerichtete und strategische Komponente hatte mir aber bis dahin gefehlt. Mit erfahrenen Expertinnen und Experten und Kolleginnen und Kollegen in der gleichen Qualifikationsphase darüber zu reflektieren,wie man eine Wissenschaftskarriere gestalten und die Führungsanforderungen bewältigen kann, war für mich deshalb eine echte Bereicherung.“

Projektleiterin Dorothea Jansen hat das ProFiL-Programm damals im Auftrag der Trägeruniversitäten konzipiert: „Im Zentrum desKonzepts steht eine Doppelstrategie“, erklärt sie. „Erstens die individuelle Förderung der weiteren fachlichen Profilierung und der Karriereentwicklung der Wissenschaftlerinnen, und zweitens Führungskräfteentwicklung, das heißt die Professionalisierung für die überfachlichen Leitungs- und Managementaufgaben, die mit einer Professur verbunden sind. Dabei geht es auch darum, das Wissen um hochschul- und wissenschaftspolitische Rahmenbedingungen und Handlungsoptionen zu erweitern, um an der künftigen Gestaltung des Hochschulsystems aktiv mitwirken zu können.“

Als Faktoren, die Frauen eine wissenschaftliche Laufbahn erschweren, wurden in der Geschlechter- und Hochschulforschung unter anderem die langen akademischen Qualifizierungswege erkannt – etwa die Schwierigkeit, Familie und wissenschaftliche Arbeit zu verbinden, und die Tatsache, dass Frauen seltener als Männer flankierende Karrierestrategien verfolgen. Für Dorothea Jansen war damit von vornherein klar, dass das ProFiL-Programm auf verschiedenen Ebenen ansetzen und mehrere Komponenten verbinden muss: Mentoring, Training und Netzwerkaufbau.

02

Beim Mentoring profitieren die Teilnehmerinnen vom guten Ruf des Programms, das in jedem Jahr erfahrene Professorinnen und Professoren oder Führungspersönlichkeiten aus Unternehmen und Organisationen für eine Mentorschaft gewinnen kann. „Unsere Mentorinnen undMentoren sind hochkarätige Persönlichkeiten, die ihre Expertise und ihren Erfahrungsschatz einsetzen, um unsere Teilnehmerinnen zu beraten und sie bei der weiteren Positionierung in der jeweiligen Wissenschaftscommunity zu unterstützen“, sagt Jansen.

Der zweite Baustein, das Training, bereitet die Teilnehmerinnen konkret auf Berufungsverfahren und die Arbeit an Hochschulen vor. „In den Seminaren lernt man sehr viel über Management- und Führungskompetenzen. Aber es geht auch um ganz praktische Dinge, etwa wie ein Berufungsverfahren abläuft oder wie man Drittmittel für ein Forschungsprojekt beantragt und verhandelt“, erklärt Kloft.

Das dritte Element des Programms – die gezielte Vernetzung untereinander, zum Beispiel durch eine jährliche Tagung und Veranstaltungen mit Diskussionsrunden – sind für Charlotte Kloft immer noch Pflichttermine. Nach dem Motto „Man sieht sich immer zweimal im Leben“ profitieren auch die BerlinerTrägeruniversitäten von dem Programm. Von den 353 Teilnehmerinnen der vergangenen zehn Jahre erhielten bislang 151 einen Ruf auf eine Vollprofessur, andere sind in vergleichbarer Position in außeruniversitären Forschungsorganisationen beschäftigt, 38 besetzen Juniorprofessuren, 13 sind Nachwuchsgruppenleiterinnen und viele weitere qualifizieren sich zurzeit auf Postdoktorandenstellen für eine Professur.

„Das ist ein exzellentes Ergebnis“, sagt Projektleiterin Jansen, „ganz besonders, wenn man bedenkt, dass die Teilnehmerinnen sich während des Programms noch in der Qualifikationsphase befinden“. Die Zahlen des Statistischen Bundesamts aus dem Jahr 2012 belegen im Übrigen einen bundesweiten Frauenanteil unter den Professorinnen von knapp über 20 Prozent. An der Freien Universität liegt der Anteil schon deutlich darüber: 2012 waren hier 37 Prozent der Professuren mit Frauen besetzt.

Ob noch Luft nach oben sei? Ganz klar, meint Charlotte Kloft: „Da schlummert noch sehr viel Talent in unseren Nachwuchswissenschaftlerinnen – das will gesehen, anerkannt und professionell gefördert werden.“