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Zu Gast

19.02.2014

Zu Gast an der Freien Universität: Emmanuel Baccelli, Experte für mobile Internet-Kommunikation.

Zu Gast an der Freien Universität: Emmanuel Baccelli, Experte für mobile Internet-Kommunikation.
Bildquelle: Bianca Schröder

Die Heizung lässt sich von unterwegs hochdrehen, der Fernseher wird zur Kommunikationszentrale, Lieferketten stimmen sich automatisch ab. Beim sogenannten Internet der Dinge kommunizieren Objekte auf intelligente Weise mit Menschen und steuern sich zunehmend selbst.

Doch der Informationsfluss ist noch langsam und fehleranfällig. „Das Internetwurde einfach nicht für Geräte mit so geringer Rechen- und Speicherleistung entwickelt“, sagt Emmanuel Baccelli. Der Experte für mobile Internet- Kommunikation vom renommierten Informatikinstitut INRIA in Paris lehrt und forscht im Rahmen einer Gastdozentur des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) für ein Jahr am Institut für Informatik der Freien Universität Berlin.

Ein Schwerpunkt der Arbeit des 36-jährigen Franzosen ist die Entwicklung neuer Übertragungstechniken, die den Anforderungen der smarten Alltagsgegenstände gewachsen sind. Er ist einer der Initiatoren des Open-Source-Betriebssystems RIOT. Die Software hilft Programmierern, Entwicklungen für das Internet der Dinge deutlich leichter umzusetzen und Schwachstellen zu beseitigen.

Das ist nötig, denn die Zahl vernetzter Elektrogeräte wächst, und viele Hersteller behandeln das Thema Sicherheit bisher nur stiefmütterlich. Unterstützung durch Dritte ist nicht möglich, da die Software meist nicht frei zugänglich ist. Dies hat Folgen für die Endnutzer, wie vor einigen Wochen der Fall des koreanischen Elektronikkonzerns LG zeigte. Dessen smarte Fernseher sammelten Nutzerdaten und verschickten sie unverschlüsselt.

Angesichts solcher Herausforderungen hält es Baccelli für besonders wichtig, dass RIOT frei zugänglich ist: „Ein Open-Source-Betriebssystem ermöglicht, dass eine Vielzahl von Mitarbeitern für die Sicherheit des Systems sorgt, Fehler beseitigt und Neuerungen entwickelt. Die Industrie kümmert sich darum zu wenig.“ Doch dürfe die Sorge um Sicherheitslücken nicht den Blick auf die Chancen des Internets der Dinge verstellen: So könne es zum Beispiel beim Energiesparen helfen oder medizinische Anwendungen unterstützen.

Bei RIOT arbeitet Baccelli mit Kollegen aus verschiedenen Ländern zusammen. Der internationale Austausch unter Forschern liegt dem Franzosen am Herzen, und so treibt er auch eine engere Kooperation zwischen der Freien Universität und INRIA voran. Er selbst forschte bereits 2006 als Postdoktorand ein Jahr lang in Berlin und hatte zuvor einige Zeit in den USA verbracht.

Für seine Masterarbeit hospitierte er im Jahr 2000 sechs Monate lang in den Forschungslaboren des Telekommunikationskonzerns AT&T in New Jersey, danach arbeitete er zwei Jahre lang für ein Start-up-Unternehmen im Silicon Valley. „Das war zur Zeit der Dotcom-Blase, eine aufregende Zeit“, sagt Baccelli. Doch sei ihm auch schnell klargeworden, dass er langfristig in der Forschung arbeiten will. 2012 habilitierte er sich an der Université Pierre et Marie Curie.

Neben RIOT sind sogenannte informationszentrische Netzwerke ein Schwerpunkt seiner Arbeit. Dabei geht es darum, Inhalte im Internet effizienter zu verteilen. Sein Wissen gibt Baccelli an die Informatikstudenten der Freien Universität weiter: In diesem Semester leitet er einen Kurs zum Thema Computernetzwerke. „Mir ist wichtig, dass die Studierenden die Grundlagen von vernetzten Systemen verstehen, auch wenn sie später im Beruf nur mit bestimmten Aspekten davon zu tun haben“, erläutert der Forscher. Für das Sommersemester plant er unter anderem eine praktische Einführung in das Betriebssystem RIOT.