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Lehrerbildung als zentrale Aufgabe

Unter den 29 000 Studierenden der Freien Universität sind 3200 für ein Lehramtsstudium eingeschrieben. Im Verhältnis zu den 1980er und 1990er Jahren ist das eine eher geringe Zahl. Die Ursachen für das rückläufige Interesse liegen auf unterschiedlichen Ebenen. Seit Langem verbeamtet Berlin seine neu einzustellenden Lehrerinnen und Lehrer nicht mehr; viele zieht es daher in die benachbarten Bundesländer, in denen weiterhin der Beamtenstatus erreichbar ist. Hinzu kommt, dass die Berliner Schulsituation als sozial schwierig gilt.

Es existieren zahlreiche Problemschulen; die Schülergruppen sind heterogen; die Ausstattung ist, im Bundesvergleich, oft unzureichend. Das hält junge Menschen in Berlin häufig davon ab, eine Laufbahn im Schuldienst anzustreben. Nicht zuletzt besitzt der Lehrerberuf, trotz guter materieller Absicherung, kein hohes Prestige mehr. Lehrer sind die Sündenböcke für vieles – für falsch angesetzte Reformen, mangelhafte Bildungsinfrastruktur und schlechte Ergebnisse deutscher Schüler bei den Pisa-Tests. Es wäre jedoch gefährlich, diese negative Stimmung einfach nur hinzunehmen.

In Wahrheit hat sich in den vergangenen Jahren viel an deutschen Schulen verbessert. Das Qualifikationsniveau steigt im Vergleich mit den Nachbarländern deutlich an. Die dringend erforderliche Renovierung maroder Gebäude wird endlich in Angriff genommen. Und die Hochschulen erfüllen ihre Aufgabe, Lehrerinnen und Lehrer auszubilden mitwachsendem Engagement. An der Freien Universität besteht seit 2006 das „Zentrum für Lehrerbildung“, ein Prototyp seiner Art und ein Vorbild für andere Hochschulen. Das Zentrum bietet Information und Beratung für Studierende, organisiert das Unterrichtsangebot und bietet denjenigen Hochschullehrern ein Forum, die für Fachdidaktik und Erziehungswissenschaft zuständig sind.

Die Zeiten, da Praxis im Lehramtsstudium keine Rolle spielte, gehören der Vergangenheit an. Heute lernen die Studierenden frühzeitig die Unterrichtssituation im Klassenraum kennen. Sie werden dabei durch erfahrene Didaktiker angeleitet und finden so in ihre neue Rolle. Kurse zu Stimmbildung, Rhetorik und wissenschaftlichem Schreiben, spezifische Programme für den naturkundlichen Unterricht, Workshops für den Austausch über schulpraktisches Lernen runden das Angebot ab. Nie zuvor ist die Lehrerbildung an unserer Universität so aufwendig und kompetent organisiert worden wie heute. Es bleibt zu hoffen, dass auch die Nachfrage bald wieder steigt. Denn wir benötigen in Berlin sachkundige, engagierte und enthusiastische Lehrerinnen und Lehrer.