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Gemeinsam forschen

Seit fünf Jahren kooperieren russische und deutsche Naturwissenschaftler

Ein solches Zeichen war vielleicht nie wichtiger als jetzt, da die Ukraine-Krise die politischen Beziehungen zwischen Russland und Deutschland auf die Probe stellt: Das interdisziplinäre naturwissenschaftliche Exzellenz-Zentrum German- Russian Interdisciplinary Science Center kurz: G-RISC feiert ungeachtet der großen Politik Geburtstag. Seit fünf Jahren arbeiten hier Naturwissenschaftler – vor allem Physiker, Chemiker und Mathematiker aus Deutschland undRussland – daran, ein dauerhaftes Forscher- Netzwerk zu etablieren.

Auch in der Lehre und der Ausbildung von Studierenden sollen in diesem internationalen und interdisziplinären Forschungsumfeld gemeinsam neue Wege beschritten werden. Das Jubiläum ist zugleich das Ende der mit 1,2 Millionen Euro dotierten ersten Förderperiode. Die Förderung kam vom Auswärtigen Amt der Bundesrepublik und wurde über den Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) vergeben. Die Verwaltung des Zentrums ist an der Fakultät für Physik der Universität in Sankt Petersburg angesiedelt, die deutscheGeschäftsstelle an der Freien Universität Berlin.

Eckart Rühl, wissenschaftlicher Koordinator des Exzellenzzentrums in Deutschland und Professor für Physikalische Chemie an der Freien Universität, spricht von einem „überragenden Erfolg“ des Zentrums in den ersten fünf Jahren seines Bestehens. Arbeitsgruppen aus mehr als 90Wissenschaftseinrichtungen in beiden Ländern hätten exzellente Forschung unter dem Dach von G-RISC geleistet, sagt Rühl. Er wünscht sich deshalb für die anstehende zweite Förderperiode mindestens eine ebenso gute finanzielle Ausstattung durch die Geldgeber. Trotz der aktuellen politischen Verwerfungen ist Rühl optimistisch. Die enge Kooperation der Freien Universität mit der Staatlichen Universität Sankt Petersburg bestehe seit mehr als 45 Jahren und habe selbst im Kalten Krieg gehalten, sagt Rühl. Eine solche Speerspitze breche niemand ohne Not ab, das habe ihm auch der DAAD bestätigt. Nicht nur könne man eine stattliche Zahl wichtiger Publikationen vorweisen, die es ohne G-RISC nie gegeben hätte, das Projekt habe auch viel zur Verständigung zwischen beiden Ländern beigetragen. Deutsche, die zur gemeinsamen Forschung nach Russland reisten, seien oft von der hervorragenden Theorieausbildung der russischen Wissenschaftler und den ständig verbesserten experimentellen Ressourcen beeindruckt.

Die russischen Kollegen wiederum nutzten gern die experimentellen Möglichkeiten, die sich in der Bundesrepublik böten. Ein Beispiel dafür ist das deutsch-russische Strahlrohr, das an der Synchrotronstrahlungsquelle BESSY II am Helmholtz-Zentrum Berlin in Berlin- Adlershof installiert wurde und mit demdie atomare Struktur von Materie erforscht wird.

Auf der Habenseite von G-RISC stehen auch mehr als 300 Forschungsaufenthalte vonWissenschaftlern im jeweils anderen Land und wissenschaftlicheTagungen mit mehr als 1000 Teilnehmern. „Wir investieren in junge, kluge Köpfe. Und niemand wirbt jemanden ab, wir unterstützen die Forscher an ihrem jeweiligen Institut“, sagt Rühl.