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Brücke über den Atlantik

Verbindungen der Freien Universität Berlin zu Nordamerika besonders intensiv sind

Stabile Verbindung. Die New Yorker Brooklyn Bridge überspannt den East River und verbindet den Bezirk Brooklyn mit dem Stadtteil Manhattan, in dem auch das Büro der Freien Universität Berlin seinen Sitz hat.

Stabile Verbindung. Die New Yorker Brooklyn Bridge überspannt den East River und verbindet den Bezirk Brooklyn mit dem Stadtteil Manhattan, in dem auch das Büro der Freien Universität Berlin seinen Sitz hat.
Bildquelle: Andrea-Adam-Moore

Sie sind Partner von Beginn an: Amerikanische Universitäten wie Stanford oder Columbia waren die ersten, mit denen die Freie Universität Berlin kurz nach ihrer Gründung Ende 1948 einen wissenschaftlichen Austausch gepflegt hat. Heute ist daraus ein akademisches Netzwerk mit mehr als 40 Partner-Hochschulen in den USA und Kanada erwachsen. Andrea Adam Moore leitet das Verbindungsbüro der Freien Universität in New York, das die Universität gemeinsam mit der Münchener Ludwig-Maximilians-Universität in Manhattan betreibt. Christa Beckmann sprach mit der Wirtschaftswissenschaftlerin über eine Partnerschaft auf Augenhöhe, deutsch-amerikanische Anziehungskraft und ausgezeichnete Alumni-Aktivitäten.

Frau Adam Moore, nach dem jüngsten Ranking der Alexander von Humboldt-Stiftung ist die Freie Universität Berlin mit Abstand die beliebteste deutsche Universität bei ausländischen Gastwissenschaftlern – und die meisten kommen aus den USA. Was macht Deutschland und die Freie Universität so attraktiv für amerikanische Wissenschaftler?

Deutschland hat in Nordamerika einen hervorragenden Ruf in der Forschung, und Gastwissenschaftlern werden zahlreiche Möglichkeiten geboten, zum Beispiel durch Stipendienprogramme der deutschen Hochschulen, aber auch durch die große Vielfalt der Forschungsförderungsinstitutionen. Die Freie Universität ist in den Vereinigten Staaten darüber hinaus besonders bekannt – nicht nur, weil sie mit amerikanischer Hilfe gegründet worden ist. Sie ist auch die deutsche Universität mit den meisten nordamerikanischen Partneruniversitäten: Mittlerweile gibt es Austauschabkommen mit 46 Universitäten in den USA und Kanada. Manche Beziehungen bestehen schon länger als 50 Jahre, etwa zur Columbia University in New York, zur Princeton University oder zur University of California, mit der wir – gemessen an allen anderen deutschen Universitäten – die meisten Studierenden austauschen. Nicht zuletzt spielt natürlich auch der Berlin-Bonus eine Rolle. Die deutsche Hauptstadt gilt mit seinen zahlreichen Wissenschaftseinrichtungen, seiner kreativen kulturellen Szene und den vergleichsweise günstigen Lebenshaltungskosten als attraktiver Ort zum Forschen und Leben.

Sie haben bereits die langjährigen Partnerschaften erwähnt. Wie haben sich die Beziehungen im Lauf der Zeit verändert?

Aus meiner Sicht ist die Freie Universität von einem kleinen Partner zu einem Partner auf Augenhöhe geworden. Insbesondere der Erfolg der Freien Universität in der Exzellenzinitiative 2007 und 2012 ist in den USA und Kanada aufmerksam wahrgenommen worden. Er hat der Freien Universität Selbstbewusstsein gegeben und das Ansehen in Nordamerika deutlich gesteigert, indem er den Blick auf die Forschungsleistungen der Berliner Hochschule gelenkt hat. Die enge Verbindung zu Nordamerika zeigt sich auch darin, dass die University of British Columbia nun die vierte Universität weltweit ist, mit der wir eine strategische und damit besonders intensive Partnerschaft unterhalten.

Seit 2007 leitet Andrea Adam Moore das Verbindungsbüro für Nordamerika der Freien Universität. Die Wirtschaftswissenschaftlerin zog 2005 von Berlin nach New York.

Seit 2007 leitet Andrea Adam Moore das Verbindungsbüro für Nordamerika der Freien Universität. Die Wirtschaftswissenschaftlerin zog 2005 von Berlin nach New York.
Bildquelle: privat

In welchen Bereichen haben sich die Forschungskooperationen besonders eng entwickelt?

Es gibt intensive Beziehungen vor allem in den Geistes- und Sozialwissenschaften. Das Dahlem Humanities Center (DHC) der Freien Universität hat in den USA und Kanada einen sehr guten Ruf. Anfang dieses Jahres ist am DHC ein Forschungsnetzwerk eröffnet worden, in dessen Rahmen die Dynamik kultureller Veränderungen untersucht werden soll. Daran sind unter anderen die Johns Hopkins University und die Harvard University beteiligt. Über ein Förderprogramm der Volkswagenstiftung und der Andrew W. Mellon Foundation – einer der größten privaten Stiftungen in Nordamerika – forschen regelmäßig Nachwuchswissenschaftler aus den USA am DHC. Kooperationen bestehen auch in den Naturwissenschaften und den Politikwissenschaften, etwa über das Forschungszentrum für Umweltpolitik, dessen Leiterin Miranda Schreurs Amerikanerin ist.

Amerika ist auch selbst Forschungsgegenstand für Wissenschaftler der Freien Universität. Welche Rolle spielt das John-F.-Kennedy-Institut für Nordamerikastudien in den Beziehungen?

Das Institut hat viel dazu beigetragen, die Beziehungen der Freien Universität zu nordamerikanischen Wissenschaftseinrichtungen über die Jahrzehnte aufrecht zu erhalten und zu intensivieren. Es ist die bekannteste Einrichtung seiner Art in Deutschland und zieht herausragende nordamerikanische Forscher an, die dort als Gastwissenschaftler arbeiten. In der Graduiertenschule des Instituts, die 2006 aus Mitteln der Exzellenzinitiative eingerichtet worden ist, promovieren hoch qualifizierte Nachwuchskräfte. Und viele Studierende am JFK verbringen einen Teil ihres Studiums in den USA oder Kanada.

Ist Nordamerika ein Traumziel für deutsche Studierende?

Ich würde sagen: Ja, immer noch. Die politischen Entwicklungen in den vergangenen 15 Jahren haben den Ruf der Vereinigten Staaten als Traumziel zwar etwas geschmälert, aber sie sind für die meisten nach wie vor das Land der unendlichen Möglichkeiten, das auch touristisch viel bietet. Das zeigt sich an den steigenden Austauschzahlen. Allein an die University of California gehen in diesem Studienjahr fast 50 Studierende der Freien Universität - um nur eine Zahl zu nennen. Und wir verzeichnen schon seit einigen Jahren eine immer größere Nachfrage nach Studienaufenthalten in Kanada. Die Freie Universität unterhält Partnerschaften mit den besten Universitäten in den Vereinigten Staaten und Kanada. Ein Austauschsemester macht sich da sehr gut im Lebenslauf.

Und der Austausch in die andere Richtung?

Im Unterschied zu früher gehen deutlich mehr nordamerikanische Studierende eine Zeitlang ins Ausland. Die Zahl der US-Amerikaner und Kanadier, die an der Freien Universität eingeschrieben sind, hat sich von 2007 bis 2014 mehr als verdoppelt, auf aktuell 540.Neben einer steigenden Zahl nordamerikanischer Studentinnen und Studenten, die an der Freien Universität einen Abschluss machen, verzeichnet auch das FU-BEST-Programm seit seiner Einrichtung 2009 ein stetiges Wachstum. Das Programm wird zwei Mal im Jahr für jeweils vier Monate angeboten und richtet sich speziell an nordamerikanische Studierende. Insgesamt nehmen knapp 300 Studierende jährlich daran teil, und jedes Jahr stoßen ein bis zwei Partneruniversitäten dazu. Die Programme sind auch deshalb so attraktiv, weil sie neben Fachkursen und kulturellen Einblicken jeweils einen intensiven Sprachkurs in Deutsch bieten. Auch die internationale Sommer- und Winteruniversität FUBiS weckt großes Interesse. Mit drei- bis sechswöchigen Kursen zieht die Freie Universität immer mehr nordamerikanische Studierende an, vor allem in den Zeiten, in denen an den kanadischen und US-amerikanischen Universitäten keine regulären Vorlesungen angeboten werden.

Ist die Sprache ein Hindernis für den Austausch?

Ja, es scheint so, insbesondere für US-amerikanische Studentinnen und Studenten, weil viele High Schools leider ihre Deutsch-Angebote gestrichen haben. Und in Deutschland selbst gibt es noch nicht genügend Bachelor-Studiengänge in Englisch. Aber für die etwa 25 englischsprachigen Master-Programme, die die Freie Universität anbietet, und die wir über das Büro in Nordamerika bewerben, steigt die Nachfrage.

Welche Aufgaben übernimmt das Verbindungsbüro noch?

Unsere Aufgabe ist es, die Freie Universität in Nordamerika als eine der führenden deutschen Universitäten noch bekannter zu machen. Wir präsentieren uns dazu auf Messen und auf Netzwerkkonferenzen, knüpfen Kontakte zu Universitäten und zu Entscheidungsträgern. Das Büro befindet sich übrigens genau gegenüber von den Vereinten Nationen im „German House“, sozusagen Tür an Tür mit dem deutschen Generalkonsulat und der deutschen UN-Botschaft. Wir halten aber auch Kontakt zu den Alumni. Viele von ihnen arbeiten mittlerweile in einflussreichen Positionen. Unser Ziel ist es, diese Alumni als Mentoren zu gewinnen für Wissenschaftler der Freien Universität, die einen Gastaufenthalt in den USA oder Kanada absolvieren. Die Freie Universität ist im Juli übrigens gerade zum zweiten Mal von der Alexander von Humboldt- Stiftung für ihre Strategie zur Integration von Forscher-Alumni in die Universitätsstruktur ausgezeichnet worden. Forscher-Alumni sind internationale Wissenschaftler, die an der Freien Universität geforscht haben und danach in ihre Heimatländer zurückgekehrt sind.

Welche weiteren Ziele haben Sie für Ihre künftige Arbeit?

Neben dem Ausbau strategischer Initiativen, wie der Partnerschaft mit der University of British Columbia, möchten wir vor allem noch mehr Studierenden der Freien Universität Auslandsaufenthalte in Nordamerika ermöglichen und zugleich hervorragende Studentinnen und Studenten aus den USA und Kanada für ein Masterprogramm oder eine Promotion an der Freien Universität gewinnen. Und natürlich arbeiten wir daran, weitere exzellente Nachwuchswissenschaftler für Forschungsaufenthalte an der Freien Universität zu begeistern - und gerne auch dafür, dauerhaft in Deutschland zu forschen.