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Alternativen vorleben statt schlechtes Gewissen einreden

Bei SUSTAIN IT! setzen sich Studierende und Mitarbeiter der Freien Universität ehrenamtlich für eine nachhaltige Hochschule ein

17.04.2015

Um möglichst viele Studierende zu erreichen, setzt SUSTAIN IT! auch auf unkonventionelle Formen der Vermittlung, etwa beim Projekt UniGardening. Hier werden Nutzpflanzen nach Permakultur-Prinzipien angepflanzt.

Um möglichst viele Studierende zu erreichen, setzt SUSTAIN IT! auch auf unkonventionelle Formen der Vermittlung, etwa beim Projekt UniGardening. Hier werden Nutzpflanzen nach Permakultur-Prinzipien angepflanzt.
Bildquelle: Karola Braun-Wanke

Sie pflanzen Blumen, machen aus Kaffeebechern Kunst und organisieren Seminare, Diskussionen und Hochschultage: Seit 2010 engagieren sich Studierende und Mitarbeiter der Freien Universität ehrenamtlich im Rahmen der Initiative SUSTAIN IT! für mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz. Bei regelmäßigen Treffen entwickeln die Beteiligten Ideen und planen Aktionen für einen umweltfreundlichen Campus.

„Man kann mit sehr wenig sehr viel erreichen“, sagt Lehramtsstudentin Susanne Tasler, die seit rund einem Jahr bei SUSTAIN IT! dabei ist. „Gegen Armut, Ungerechtigkeit oder das Wirtschaftssystem kann der Einzelne wenig ausrichten, aber einfache Handlungen können schon einen großen Unterschied machen, etwa wenn wir die Heizung niedriger drehen oder Jutebeutel verwenden“, sagt Susanne Tasler. „Insofern finde ich die Arbeit in der Initiative sehr motivierend.“

In Kooperation mit Experten, Künstlern, Wissenschaftlern sowie Mitarbeitern von Verbänden und anderen Nachhaltigkeitsinitiativen plant und organisiert SUSTAIN IT! neue Lehrformate und Aktionen mit vielen Beteiligungsmöglichkeiten. „Mit unseren Mitmach- Aktionen schaffen wir mehr Aufmerksamkeit für das Querschnittsthema Nachhaltigkeit in Wissenschaft, Lehre und Unialltag und ermöglichen mehr Austausch und Vernetzung zwischen den Fachbereichen und dem regionalen Umfeld“, sagt die Koordinatorin der Initiative, Karola Braun- Wanke.

Zu häufig würden Umwelt- und Nachhaltigkeitsthemen mit dem moralischen Zeigefinger vermittelt. „Wir wollen etwas für die Umwelt tun und gleichzeitig zeigen, dass umweltbewusstes Verhalten auch Spaß macht“, erklärt Susanne Tasler. „Wir finden es viel sinnvoller, zum Nachdenken anzuregen und Alternativen zu zeigen als den Menschen ein schlechtes Gewissen einzureden.“

Boxenstopp für Wildbienen: 2014 pflanzten Studierende und Anwohner mehr als 13000 Blumenzwiebeln, die nun auf der Frühblüherwiese sprießen.

Boxenstopp für Wildbienen: 2014 pflanzten Studierende und Anwohner mehr als 13000 Blumenzwiebeln, die nun auf der Frühblüherwiese sprießen.
Bildquelle: Annika Middeldorf

Nicht anprangern, sondern reflektieren und neue Wege aufzeigen – dieser Ansatz verhalf auch dem SUSTAIN-IT!-Projekt „Art to stay“ zum Erfolg, das gemeinsam mit der Künstlerin Brigitte Denck entwickelt wurde, um darauf aufmerksam zu machen, dass der Konsumtrend „Coffee to go“ viel Müll verursacht.

„Frei nach dem Motto: Reif für die Kaffeeinsel haben wir eine Insel aus Pappkaffeebechern gebaut. Am Ende waren wir selbst überrascht und ziemlich entsetzt, wie viele von diesen Bechern jeden Tag verkauft werden“, sagt Karola Braun-Wanke und verweist darauf, dass rund sechseinhalb Milliarden Becher allein in Deutschland jedes Jahr auf dem Müll landen. „Mit dem Campus-Cup aus Porzellan steht uns hier an der Freien Universität eine gute Alternative zur Verfügung.“

„Alle Aktivitäten von SUSTAIN IT! sind Gemeinschaftsprojekte und offen für jeden“, erklärt Susanne Tasler. So würden die Aktionen eigenständig von den Beteiligten in Projektgruppen und meist mithilfe externer Partner verwirklicht.

Derzeit planen die Ehrenamtlichen in Zusammenarbeit mit einem Imker, der Initiative „Berlin summt“ und dem Studentenwerk den Bau eines Bienenhotels – eine Art Unterschlupf für Wildbienen. Dieses soll auf der Frühblüherwiese der Freien Universität gleich neben der Vegetarischen Mensa aufgestellt werden.

„Viele Wildbienen sind vom Aussterben bedroht. Um dem entgegenzuwirken, haben wir bei einer großen Blumenpflanzaktion mehr als 13000 Blumenzwiebeln gesetzt und so eine Nahrungsquelle für Wildbienen geschaffen“, sagt Karola Braun-Wanke. Die Aktion, an der sich im vergangenen Herbst trotz schlechten Wetters rund 200 Studierende und Mitarbeiter der Freien Universität beteiligten, zeigt bereits sichtbaren Erfolg.

Weitere aktuelle Projekte sind in Planung: In diesem Sommer soll auf dem Gelände des Botanischen Gartens ein sogenannter Färbergarten angelegt werden, in dem Pflanzen gedeihen, die die Menschen früher zum Färben ihrer Kleidung verwendet haben. Bereits im vergangenen Jahr entstanden dort beim UniGardening mehrere Hochbeete und ein „essbarer“ Balkon mit schmackhafter und gesunder Bepflanzung. Die Akteure von SUSTAIN IT! wollen zudem im Herbst ein Seminar zur globalen Klimagerechtigkeit anbieten.

Derzeit organisieren sie eine Sternfahrt für alle, die Fahrradwege zur Freien Universität erkunden möchten. „Mir war bis vor Kurzem selbst nicht klar, dass der Campus mit dem Rad so gut zu erreichen ist“, sagt Susanne Tasler. „Diese Wege werden wir bei der Sternfahrt gemeinsam mit Interessierten im doppelten Wortsinn erfahren.“ Anschließend laden die Organisatoren zum gemeinsamen Picknick und zu einer kleinen Erkundungstour durch Dahlem ein.

„Natürlich retten wir mit SUSTAIN IT! nicht die Welt, aber wir können mit unseren Seminaren und Vorlesungen und mit unserem UniGardening-Projekt Interesse und Freude an nachhaltigem Verhalten wecken“, sagt Karola Braun-Wanke. Außerdem wollen sie und ihr Team dazu beitragen, dass die Universität ein Ort des regen Austauschs bleibt. „Hier wird eben nicht nur theoretisches Wissen produziert, hier werden Dinge auch praktisch angegangen.“

Weitere Informationen

—Mehr Informationen im Internet unter: www.fu-berlin.de/sustain

SUSTAIN IT!Rad-Sternfahrt:

Sonntag, 26. April 2015 um 11.00 Uhr; Treffpunkte: U-Bahnhof Gneisenaustraße, S- und U-Bahnhof Wilmersdorf/Charlottenburg, S- und U-Bahnhof Wedding, Lankwitz Kirche, Rathaus Schöneberg.

Details und Anmeldung über Facebook: www.facebook.com/sustain.it