Springe direkt zu Inhalt

Klug verhandeln

Kolumne des Präsidenten der Freien Universität, Professor Peter-André Alt

Peter-André Alt ist Präsident der Freien Universität Berlin.

Peter-André Alt ist Präsident der Freien Universität Berlin.
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

In den vergangenen 25 Jahren hat die Freie Universität die Zahl ihrer Professuren von 700 auf 326 verringern müssen. Trotz dieser Einschnitte hat sie durch kluges Management und höchsten Einsatz aller Universitätsmitglieder ihre Leistungen auf allen Gebieten – Lehre, Forschung, Wissenstransfer, internationaler Austausch – erheblich gesteigert. Erstmals seit zwei Jahrzehnten ist nun der Trend der Kürzungen aufgehalten worden. Der Strukturplan, den das Präsidium in diesen Tagen den Gremien der Universität vorlegt, weist eine moderate Erweiterung der Zahl der Professuren aus. Das ist keine Selbstverständlichkeit angesichts der Entwicklungen, unter denen andere Universitäten leiden. Dort geht es eher in die andere Richtung: Es muss eingespart werden, weil der Haushalt nichts anderes zulässt.

Dass die Freie Universität in dieser Frage gut dasteht, ist nicht auf Hexenwerk zurückzuführen, sondern auf vorausschauende Budgetplanung. Beim Umsetzen des Exzellenzkonzepts haben wir 2007 und 2012 genau darauf geachtet, keine zusätzlichen Professuren einzurichten, die nach Wegfall der Drittmittel zulasten bestehender Stellen in den Haushalt hätten übernommen werden müssen. Das Einwerben von Drittmitteln – derzeit knapp 120 Millionen Euro im Jahr – hat die Universität stets mit einer vorausschauenden Personalplanung verbunden. Um ihre strategischen Ziele in Querschnittsbereichen wie Nachwuchsförderung und Gleichstellung zu erreichen und die Leistungsfähigkeit ihrer Fächer und Forschungsverbünde abzusichern, hat die Freie Universität eine flexible ergänzende Struktur aus temporären Professuren eingerichtet, die je nach Bedarf und verfügbaren Mitteln genutzt wird. Hierzu gehören derzeit knapp 100 Junior- und weitere 50 Zeitprofessuren. Hinzu kommen mehr als 50 sogenannte S-Professuren, die von außeruniversitären Forschungseinrichtungen finanziert werden. Dass Helmholtz- und Leibniz-Gemeinschaft nun in Dahlem investieren, zeigt die hohe Reputation, die die Freie Universität genießt.

In die Freude über die Leistungsstärke mischt sich aber die Sorge, dass die Grundlagen der Finanzierung nicht langfristig genug gesichert sind. Zwölf Prozent des universitären Landeszuschusses werden über Bundesmittel gedeckt, die nur bis 2022 fließen. Berlin muss energisch und klug verhandeln, damit dieser Etatanteil danach nicht verlorengeht. Andernfalls wären erhebliche Einschnitte erforderlich, die die Leistungsstärke der Universität gefährdeten. Dass der Bund ein Milliardenprogramm zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses beschlossen hat, ist ein gutes Signal. Auch hier aber gilt: Die Länder müssen in die Finanzierung einsteigen, weil sonst nur Zeitprofessuren ohne Verstetigungsoption aufgebaut werden können. Und das wäre kein Zukunftskonzept, das diesen Namen verdient.