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Welche Rolle spielen Stiefväter?

Wissenschaftler wollen die Auswirkungen neuer Familienkonstellationen auf Kinder erforschen – und suchen Studienteilnehmer

02.12.2016

Patchwork-Familien gehören heute zum Alltag. Oft bringen Väter und Mütter ein Kind aus einer früheren Beziehung mit in die neue Familie. Kinder, deren Mütter nach einer Scheidung mit einem neuen Partner zusammenleben, müssen sich an einen Stiefvater gewöhnen. Wie werden diese Rollen gelebt und wie wirken sich diese Familienkonstellationen auf die Kinder aus? Diese Fragen wollen Wissenschaftler der Universität Wien mit Unterstützung von Forschern der Freien Universität Berlin klären. In einer gemeinsamen Studie untersuchen sie die Auswirkungen von Vaterschaft in Stief- und Patchwork-Familien.

„Angesichts der Tatsache, dass zusammengesetzte Familienkonstellationen aufgrund der abnehmenden Stabilität von Partnerschaften heutzutage immer häufiger sind, möchten wir diese wichtige Forschungslücke schließen“, sagt Professor Herbert Scheithauer, der den Arbeitsbereich Entwicklungswissenschaft und Angewandte Entwicklungspsychologie der Freien Universität leitet und mit seinem Team Kooperationspartner der Wiener Wissenschaftler ist.

Interessierte Familien für Studie gesucht

Die psychologische Forschung sei sich schon heute einig, dass Männer, die die Vaterrolle für ein nicht-leibliches Kind übernehmen, vor großen Herausforderungen stehen. Mithilfe der geplanten Studie sollen diese Herausforderungen identifiziert und die Bedingungen für eine harmonische Stiefvaterschaft bestimmt werden.

„Nach wie vor werden Stiefväter kritisch beäugt. Sie erleben, dass ihnen elterliche Kompetenzen abgesprochen werden“, erläutert Professorin Lieselotte Ahnert von der Universität Wien, die zurzeit zu Gast im Arbeitsbereich Entwicklungswissenschaft und Angewandte Entwicklungspsychologie der Freien Universität ist. Ziel der Forschung sei es, diesen Vorurteilen entgegenzutreten und eine datenbasierte Faktenlage zu schaffen. Vor allem sollen die vielfältigen Facetten der Entwicklung von Kindern aufgezeigt werden, die mit den Vätern aufwachsen.

„Um die Kindesentwicklung von möglichst vielen Seiten darzustellen, wollen wir die Kinder etwa drei Mal in ihrem Zuhause besuchen und in ihrer natürlichen Umgebung wahrnehmen“, erklärt Lieselotte Ahnert. „Wir werden Spiele und spielerische Entwicklungstests mit den Kindern durchführen, aber auch die Eltern detailliert befragen.“

Für die Studie werden noch interessierte Familien gesucht, deren Männer mit einer Partnerin zusammenleben, die bereits ein Kind im Alter von ein bis acht Jahren in die Beziehung gebracht hat. Leben die Partner nicht im selben Haushalt, sollten die Männer jedoch regelmäßigen Kontakt zu den Kindern haben. Die Studie ist im November gestartet und läuft noch bis Februar 2017.Teilnehmende Familien erhalten eine Aufwandsentschädigung von 100 Euro und bekommen später Einblick in die Ergebnisse.

Viele Eltern hätten zu Elternschaft und zur Entwicklung ihrer Kinder eine ganze Reihe von Fragen, sagt Herbert Scheithauer: „Ist mein Kind altersgemäß entwickelt? Was kann ich dazu beitragen? Wie kann ich meine Elternschaft mit den Ansichten meines Partners im Einklang bringen?“ Mit einer Teilnahme an der Studie könnten Eltern auch Antworten auf diese Fragen finden, da alle Informationen, die die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sammeln, in einem detaillierten und persönlichen Rückmeldegespräch dargestellt und erläutert werden. Die Informationen werden streng vertraulich behandelt und fließen nur vollständig anonymisiert in die Studie ein.

Weitere Informationen

Eltern, die Interesse haben, an der Studie teilzunehmen, können sich direkt bei den wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen melden, die derzeit in Berlin tätig sind: Sarah Salmhofer (Tel: +49 176 214 705 18; Mail: sarah.salmhofer@univie.ac.at) und Sabrina Leodolter (Tel: +49 176 214 705 19; Mail: sabrina.leodolter@univie.ac.at).