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Eine Brücke nach Fernost

Seit zehn Jahren bietet das Konfuzius-Institut an der Freien Universität Berlin Kurse zur Sprache und zur Kultur Chinas

09.06.2016

Anlässlich der Jubiläumsfeier zeigte das Konfuzius-Institut im Henry-Ford-Bau die Kalligrafie-Ausstellung „Der Geist der Peking-Universität“.

Anlässlich der Jubiläumsfeier zeigte das Konfuzius-Institut im Henry-Ford-Bau die Kalligrafie-Ausstellung „Der Geist der Peking-Universität“.
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

Sich mit der chinesischen Kultur auseinanderzusetzen, in einen interkulturellen Dialog zu treten, unterschiedliche Sichtweisen zu beleuchten – dafür steht das Konfuzius-Institut an der Freien Universität. Im Rahmen von Sprachkursen, Workshops, Vorträgen und Ausstellungen können Interessierte dort ihr Wissen über China vertiefen und unter anderem mit chinesischen Wissenschaftlern und Künstlern ins Gespräch kommen. Schon dreimal wurde dasKonfuzius-Institut aufgrund seiner exzellenten Arbeit im Hinblick auf die Vermittlung der chinesischen Sprache undKultur vomchinesischen Bildungsministerium ausgezeichnet. In diesem Jahr feiert es sein zehnjähriges Bestehen.
„Die Konfuzius-Institute wurden 2005 auf Initiative des chinesischen Bildungsministeriums ins Leben gerufen“, erklärt Mechthild Leutner, Direktorin des Konfuzius- Institutes und emeritierte Sinologie- Professorin der Freien Universität. Weltweit gebe es mittlerweile rund 400 solcher Einrichtungen, konzeptuell seien diese den deutschen Goethe-Instituten vergleichbar.
Eine Besonderheit der Konfuzius-Institute liege jedoch in der Kooperation mehrerer Partner. So arbeiteten jeweils eine landesinterne Einrichtung, meist eine Universität, mit einer chinesischen Institution zusammen. „Unser großes Glück war, dass die Freie Universität und die Peking-Universität bereits 1981 einen Kooperationsvertrag abschließen konnten“, sagt die Sinologin. „Die Freie Universität war damals eine der ersten deutschen Hochschulen, die eine Kooperation mit einer chinesischen Universität eingegangen ist. Die Gründung des Konfuzius-Institutes an der FreienUniversität inKooperation mit der Peking-Universität lag also nah.“

Seit der Gründung 2006 stoßen die am Konfuzius-Institut stattfindenden Veranstaltungen undKurse auf viel positive Resonanz, auch die Teilnehmerzahlen steigen stetig. Diesen Umstand führt Mechthild Leutner unter anderem auf das besondere wissenschaftliche Profil der Einrichtung zurück. „Es ist uns ein Anliegen, regelmäßig Vorträge und Workshops auf hohem wissenschaftlichem Niveau zu organisieren und dabei ein breitesThemenspektrum abzudecken“, sagt die Wissenschaftlerin. In den vergangenen Jahren hat das Institut so unter anderem Veranstaltungen zu Chinas Geschichte und Gesellschaft, zu Umweltpolitik und wirtschaftlicher Entwicklung und zu traditioneller chinesischer Medizin veranstaltet und dafür jeweils auch renommierte chinesische Wissenschaftler als Vortragende gewinnen können.

Systematische Aus- und Weiterbildungskonzepte

„Der wissenschaftliche Anspruch zeigt sich darüber hinaus im Aufbau des Sprachunterrichts“, erklärt Leutner. „Wir entwickeln systematische Aus- und Weiterbildungskonzepte, erstellen beispielsweise zusätzliche Lernmaterialien für Schulen. Unser Anspruch ist es, nicht einfach nur Sprachkenntnisse zu vermitteln, sondern den Chinesischunterricht auch konzeptuell weiterzubringen.“ Sprachschüler profitierten am Konfuzius- Institut aber nicht nur von innovativen Vermittlungsmethoden, sondern auch von der Arbeit mit Muttersprachlern. „Unsere Sprachlehrer werden von der Peking-Universität entsandt und bleiben jeweils mindestens zwei Jahre in Berlin, umeine gewisse Kontinuität sicherzustellen.“ Auch zeichne sich die Lehre dadurch aus, dass ein besonderes Augenmerk auf die Entwicklung von Lehrmaterial gelegt werde. „Der Peking-Universität kommt in diesem Bereich eine Pionierrolle zu. Dass es dort eine Fakultät für Chinesisch als Fremdsprache gibt, ist eine große Besonderheit und sicherlich einer der Gründe, warum die Peking-Universität im Hinblick auf das Niveau des chinesischen Fremdsprachenunterrichts führend ist.“

Neben Wissenschaftlern und Studenten sprechen Leutner und ihr Team mit den Veranstaltungen und Ausstellungen am Konfuzius-Institut auch ein außerakademisches Publikum an. Zur Langen Nacht der Wissenschaften am 11. Juni können Besucher auch in diesem Jahr wieder einen Schnuppersprachkurs besuchen, Tai-Chi-Übungen machen, einen chinesischen Namen erhalten oder sich von Drachentänzen und Kung-Fu-Darbietungen der Shaolin-Mönche begeistern lassen.
Dass das Konzept des Instituts im Laufe seiner zehnjährigen Geschichte aufgegangen sei, zeigten nicht nur die wachsenden Besucherzahlen, sondern auch die wiederholte Auszeichnung als Modellinstitut, sagt Mechthild Leutner. „Wir legen nun aber nicht die Hände in den Schoß, sondern werden unser Profil in den kommenden Jahren weiter schärfen und unser Angebot erweitern.“ Unverzichtbar sei es dabei stets, sich aktiv als Mittler zwischen den Kulturen zu begreifen. „Wir bringen beide Länder und Kulturen zusammen und treten in einen lebendigen Dialog. Die daraus resultierende wechselseitige Befruchtung ist es, die unsere Arbeit so faszinierend macht.“


VERBINDUNGSBÜRO DER FREIEN UNIVERSITÄT IN PEKING

Seit 2007 verstärkt die Freie Universität Berlin ihr Engagement in China mit einem Verbindungsbüro in Peking. Zu den Hauptaufgaben des Büros gehört es, für einen Studien- und Forschungsaufenthalt an der Freien Universität, aber auch an den ausgezeichneten chinesischen Partnerhochschulen zu werben. Kooperationen in Forschung und Lehre sollen angebahnt und begleitet werden, chinesische Nachwuchswissenschaftler im gemeinsamen Doktoranden- und Postdoc-Programm mit dem China Scholarship Council (CSC) gewonnen werden. Die seit 2011 bestehende strategische Partnerschaft zwischen der Freien Universität und der Peking-Universität und die seit 35 Jahren bestehende Kooperation beider Hochschulen soll ausgebaut und ein Alumni-Netzwerk aufgebaut werden. Das Verbindungsbüro in Peking wird seit vier Jahren von Beate Rogler geleitet.