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Alt ist nicht gleich alt

Mobilität im Alter war das Thema des diesjährigen „Life Science Day“

23.09.2016

In Bewegung bleiben: Altersforscher sagen, dass es für einen gesünderen Lebensstil nie zu spät sei.

In Bewegung bleiben: Altersforscher sagen, dass es für einen gesünderen Lebensstil nie zu spät sei.
Bildquelle: iStockPhoto

Warum Menschen altern, dafür gibt es weltweit etwa 200 Theorien. Fest steht, dass in Deutschland in den kommenden 20 bis 30 Jahren die sogenannte Babyboomer-Generation – die geburtenstarken Jahrgänge von 1955 bis 1969 – „alt“ wird. Diese Entwicklung stellt an unsere gesamte Gesellschaft zunehmend höhere Anforderungen: Von der Architektur und Stadtplanung bis hin zur Mobilität der Arbeitswelt, wenn Familienmitglieder die Pflegearbeit übernehmen.

Ein Forum für den Informationsaustausch und die Bildung neuer Netzwerke zu diesem Thema ist der jährlich stattfindende Life Science Day. Unter dem Motto „Zukunft Altersmedizin – Mobilität im Alter“ standen in der vergangenen Woche Fragen zu den Herausforderungen und Chancen für eine hohe Mobilität im Alter, nach effizienten Behandlungsmethoden und Therapien sowie Fragen zur Prävention und Notfallmedizin im Mittelpunkt. Gekommen waren Vertreterinnen und Vertreter aus Wissenschaft und Wirtschaft sowie des Gesundheitssystems – darunter Professorin Adelheid Kuhlmey, Direktorin des Instituts für Medizinische Soziologie und Rehabilitationswissenschaft der Charité – Universitätsmedizin Berlin, die den zweiten Teil der Veranstaltung moderierte.

Wer aber ist „alt“? Alt ist nicht gleich alt, sagt Adelheid Kuhlmey: „Sozial definiert beginnt ‚Altsein’, wenn Menschen in die berufsfreie Lebensphase eintreten.“ Das liegt heute gesetzlich bei 65. Aus naturwissenschaftlicher Perspektive gilt ein Mensch als alt, wenn die Hälfte seiner Geburtskohorte verstorben ist. Ein heute 65-Jähriger ist demnach nicht alt, weil weit mehr als die Hälfte seines Geburtsjahrgangs noch lebt. Das Alter ist also auch wissenschaftlich eine Frage der Perspektive. Aus Sicht der Altersmedizin sei es nicht sinnvoll, Menschen von 65 bis zu ihrem Versterben in eine Gruppe einzuteilen, sagt die Gerontologin. „Das ist eine ungemein differenzierte Phase. Menschen mit 65 sind nicht mit 100-Jährigen zu vergleichen. Genauso wenig wie fünfjährige Kinder mit 15-jährigen Jugendlichen oder 35-jährigen Erwachsenen.“ In der internationalen Klassifikation habe sich deshalb durchgesetzt, vom „jungen Alter“ zwischen 65 und 80 und vom „alten Alter“ ab 80 zu sprechen – den sogenannten Hochbetagten.

Und die Zahl der Hochbetagten wächst. Die AOK Nordost hat etwa 1200 Versicherte, die älter als 100 Jahre sind. Daherwerde der Bereich der Altersmedizin immer wichtiger, sagt Adelheid Kuhlmey, die seit mehr als 35 Jahren in der Gerontologie tätig ist. „Auch wenn gerontologische Themen wie Demenz und Pflege mittlerweile in der Mitte unserer Gesellschaft angekommen sind, haben wir die Fragen, die diese altwerdende Gesellschaft an uns stellt, noch lange nicht beantwortet.“ Hinter dem Motto des Life Science Day „Mobilität im Alter“ stand immer die Frage, wie ein aktives, selbstbestimmtes Leben lange erhalten werden kann. Das Thema zählt auch zu den zentralen und grundlagenorientierten Forschungsfragen des Instituts für Medizinische Soziologie und Rehabilitationswissenschaft: Was ist überhaupt Pflegebedürftigkeit?