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Pflanzen, Tiere, Sensationen

Vom eingewanderten Wunder-Lauch bis zum ältesten Haustier der Welt – in Dahlem gibt es in der „Klügsten Nacht des Jahres“ wieder viel zu erleben

16.06.2017

Lässt sich sehen: Biologinnen und Biologen zeigen, welche Vielfalt die Evolution hervorgebracht hat und wie Menschen von der Natur lernen können.

Lässt sich sehen: Biologinnen und Biologen zeigen, welche Vielfalt die Evolution hervorgebracht hat und wie Menschen von der Natur lernen können.
Bildquelle: Michael Fahrig

Etwa zehnmal so viele Bakterien wie Zellen enthält der menschliche Körper. Die für das bloße Auge unsichtbaren einzelligen Lebewesen haben als Krankheitserreger einen schlechten Ruf. Die meisten Bakterien sind für den Menschen aber hilfreich oder sogar lebenswichtig, indem sie etwa wichtige Aufgaben im Verdauungstrakt übernehmen oder Antibiotika produzieren.

Das und vieles mehr können Besucher der Langen Nacht der Wissenschaften über Bakterien lernen. Die Mikrobiologen am Institut für Biologie der Freien Universität Berlin laden dazu ein, Bakterien unter dem Mikroskop zu beobachten. Wer sein Wissen in einem kleinen Quiz auf die Probe stellt, hat gar die Chance, ein kuscheliges Plüsch-Bakterium zu erhalten.

Bakterien, Schaben und Zauberkräuter

Pflanzen, Tiere, Sensationen verspricht der „Jahrmarkt der Biologie“, an dem sich auch das Dahlem Centre of Plant Sciences der Freien Universität sowie die Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung beteiligen. Eine Vielzahl an Ständen sind im Foyer des Biologie-Gebäudes in der Königin Luise-Straße 22 zu sehen (blaue und gelbe Busroute). Die Besucher können dort selbst experimentieren und nach Antworten auf Fragen aus der Biologie suchen: Wie fühlt sich die Raspelzunge einer Achatschnecke an? Welche Stadien durchläuft der echte Seidenspinner – immerhin ältestes Haustier der Welt – in seiner Entwicklung? Wie finden sich die Männchen und Weibchen zur Paarung? Neugieriger Wissenschaftlernachwuchs kann Plankton unter dem Mikroskop beobachten und es mit Knete selber modellieren.

In der Küche sind sie eher unbeliebt, für die Wissenschaft aber faszinierend: Schaben dienen den Forschern der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung als Versuchsobjekte. Besucher können an interaktiven Experimenten das Sozialverhalten der Schaben verstehen lernen – und so mehr darüber erfahren, was sich unter der Spüle womöglich abspielt.

Hungrige Raspelzunge: Die Achatschnecke zerreibt ihre Nahrung.

Hungrige Raspelzunge: Die Achatschnecke zerreibt ihre Nahrung.
Bildquelle: Michael Fahrig

Appetitlicher geht es bei der Arbeitsgruppe „Ecological Novelty“ zu, die invasive Pflanzenarten untersucht. Eine davon ist der sogenannte Wunder-Lauch, auch als Berliner Bärlauch bekannt. Das Kraut stammt ursprünglich aus dem Kaukasus und hat den herkömmlichen Bärlauch im Raum Berlin verdrängt – schmeckt aber auch sehr gut, wie eine Kostprobe beweist.

Die studentische Fachschaftsinitiative Biologie zeigt ihre Liebe für das Fach auf zwei unterhaltsame Weisen: Bei einem Science Slam berichten Studierende, Doktoranden sowie Ehemalige in kurzenVorträgen von aktuellen Forschungsergebnissen, die sie faszinieren (18 Uhr, Großer Hörsaal). Und als Hommage auf berühmte Persönlichkeiten der Biologie führen Studierende ein Theaterstück auf: „Die Verleihung des Noblen Preises der Biologie“ (20 Uhr, Großer Hörsaal).

Herbonauten und Pflanzenbiografen

Unter der Lupe: Den Geheimnissen von Bakterien und Plankton auf der Spur.

Unter der Lupe: Den Geheimnissen von Bakterien und Plankton auf der Spur.
Bildquelle: Michael Fahrig

Wer sich von dem Trubel erholen will, findet im Botanischen Garten der Freien Universität Ruhe. Zum Träumen lädt eine Pflanzen-Diashow im Blütensaal des Botanischen Museums ein. Dort sind Bilder zu sehen, die auf Forschungsreisen unter anderem in Mexiko, Kuba und im Kaukasus entstanden sind. Wer die frühsommerliche Landschaft des Gartens erkunden will, kann an einer der Führungen teilnehmen: Um 17 Uhr zeigen Ökologen, wo eingeschleppte Arten in Berlin eine neue Heimat gefunden haben. Botaniker des Gartens lüften um 17.30 Uhr die Geheimnisse hinter Gewächsen, denen traditionell Heil- und Zauberkräfte zugeschrieben werden.

Die lateinischen Bezeichnungen von Pflanzen sind mehr als eine penible Systematik: Viele Arten tragen die Namen prominenter Personen, als Würdigung für deren Leistungen im Bereich der Botanik – oder als Ehrung für ganz unwissenschaftliche Errungenschaften. Die Namensgeber reichen von Napoleon Bonaparte über Simón Bolívar bis hin zu Robinson Crusoe.

Wie die Fuchsie und der Rhododendron zu ihren Namen kamen

Auf gut 1100 Seiten hat Lotte Burkhardt die Herkunft von mehr als 14.000 Gattungswidmungen recherchiert – in ihrer Freizeit und als Botanik-Laie. Bei ihrer Führung durch den Botanischen Garten erzählt sie spannende Geschichten, die sich hinter den Namen der Pflanzen verbergen (17.45 Uhr). Treffpunkt für alle Führungen ist im Botanischen Museum, Königin-Luise-Straße 6–8 (blaue und gelbe Busroute).

Die Pflanzen, die nicht im Garten selber wachsen, sind in der Herbar-Sammlung dokumentiert. Der Botanische Garten verfügt über eine der größten Sammlungen dieser Art weltweit: Rund 3,8 Millionen Pflanzen sind dort konserviert. Wer darin stöbern möchte, kann eine Ausbildung zum „Herbonauten“ machen – und damit bei der Digitalisierung des Bestandes helfen. Das ist nicht leicht: Man muss Handschriften aus dem19. Jahrhundert entziffern und obskure Orte auf Karten finden können. Jede Hilfe ist gefragt – von Kindern ab 10 Jahren bis zu Erwachsenen (halbstündlich von 18 bis 22.30 Uhr im Botanischen Museum).