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„Wir freuen uns, wenn viele Berliner mit uns ins Gespräch kommen“

Lesungen, Performances, Vorträge – feierliche Eröffnung des Exzellenzclusters Temporal Communities.

25.09.2019

Der Exzellenz-Cluster "Temporal Communities" untersucht, wie Literatur global wird.

Der Exzellenz-Cluster "Temporal Communities" untersucht, wie Literatur global wird.
Bildquelle: Matthias Heyde

Zur Eröffnung von Temporal Communities, dem bundesweit einzigen literaturwissenschaftlichen Cluster aus der Exzellenzstrategie des Bundes und der Länder, findet an der Freien Universität Berlin sowie an anderen Orten in Berlin ein mehrtägiges vielfältiges Veranstaltungsprogramm statt. Veranstaltungsorte sind dabei unter anderem auch das Haus der Kulturen der Welt und die Staatsbibliothek zu Berlin. An den drei Tagen sollen sich alle Interessierten einen Eindruck vom Forschungsprogramm der neuen Einrichtung machen können.

„Durch die vielen Veranstaltungsformate setzen wir bereits unser Programm um“, erklärt Andrew James Johnston. Der Professor für Englische Literatur leitet den Cluster gemeinsam mitAnita Traninger, Professorin für Romanistik. „In Lesungen, Performances oder Diskussionen bilden sich unter den Teilnehmenden eigene Temporal Communities: also Gemeinschaften auf Zeit.“ Eine zentrale These des Clusters ist, dass Literatur durch die Vernetzung über Zeiten und Räume hinweg global wird.

Den Auftakt bildet eine Konferenz an der Freien Universität am 24. Oktober 2019, bei der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus dem In- und Ausland über neue Zugänge zur Literatur sprechen: Sie fragen nach den Möglichkeiten der Modellierung einer globalen Literaturgeschichte anhand so unterschiedlicher Gegenstände wie Petrarcas Briefen oder Anthologien arabischer Dichtung. In einer Ausstellung über das Werk des Schriftstellers Hubert Fichte (1935–1986), die Mitte Oktober im Haus der Kulturen der Welt eröffnet wird, setzen sich Mitglieder des Clusters am Abend mit ausgewählten Objekten in Form von Interventionen auseinander.

In ihren Beiträgen bringen sie ihre fachliche Perspektive ein – historisch, kritisch, weitertragend oder widersprechend. Einen Kontrapunkt zum Schaffen Fichtes, der in den 1970er Jahren für seine „Geschichte der Empfindlichkeit“ Brasilien und Nordafrika bereiste, setzen zwei Autorinnen mit afrikanischem Hintergrund: Yvonne Adhiambo Owuor und Lesley Nneka Arimah lesen aus ihren aktuellen Texten.

Am Freitag, dem 25. Oktober, werden vom frühen Nachmittag an Säle und Foyers in der Staatsbibliothek zu Berlin und des Ibero-Amerikanischen Instituts zum Schauplatz von Performances, Lesungen und Projektvorstellungen, bevor am Abend mit einer Podiumsdiskussion zur Frage „Wer darf Literatur?“ der Cluster feierlich eröffnet wird. Auch diese Frage wird von Vertreterinnen und Vertretern von Wissenschaft, literarischer Praxis und Literaturkritik diskutiert.

Zu erleben sind die vielfältigen Ausdrucksformen des Literarischen – wie Andrew James Johnston erklärt: „Literatur ist nicht nur Buch oder Text, sondern entsteht in unzähligen Formen intellektuellen und künstlerischen Austausches.“ So zeigen etwa Tomomi Adachi und NatsukoTezuka eine für diesen Anlass entwickelte Performance zwischen Lautpoesie und kreativem Tanz. Lyrische Texte werden „handverlesen“– so auch der Name des Projekts – in Gebärdensprache zu sehen sein.

Und wie kam ein Text des DDR-Autors Heiner Müller unmittelbar nach dem Fall der Berliner Mauer auf die Theaterbühne? In Videoaufnahmen von den Proben im Frühjahr 1990 und einer Gesprächsrunde wird dieses Theaterereignis lebendig.

Der gemeinsame Besuch einer aktuellen Produktion der Schaubühne mit anschließendem Podiumsgespräch wird dann am Sonnabend, dem 26. Oktober, auf dem Eröffnungsprogramm stehen: „Orlando“, der Roman von Virginia Woolf in der Inszenierung von Katie Mitchell auf einer multimedial ausgestatteten Theaterbühne und mit einer Hauptfigur, die passend zum Forschungsprogramm des Exzellenzclusters Zeiten und Räume durchquert und darüber hinaus das Geschlecht wechselt. Bei der Eröffnung wird mit Eugene Ostashevsky, der Gedichte aus seinem Projekt „Feeling Sonnets“ lesen wird, auch der aktuelle Dorothea Schlegel Artist in Residence des Clusters zu hören sein.

Er ist der erste von zukünftig mehreren Künstlerinnen und Künstlern, die für eine gewisse Zeit am Cluster arbeiten und mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in den Austausch treten werden – ein grundlegender Bestandteil der Arbeit genauso wie Kooperationen mit einem Partnernetzwerk von Kultureinrichtungen in Berlin, die nun auch das Eröffnungsprogramm mittragen. Bei der gemeinsamen Konzeption des Programms habe man diese Zusammenarbeit sichtbar machen wollen, sagt Anita Traninger, Professorin für Romanistik und Sprecherin des Clusters. „Ich hoffe sehr, dass es für die Besucherinnen und Besucher einiges zu entdecken gibt.“ Es lohne sich auch, einzelne Programmpunkte zu besuchen: „Wir freuen uns, wenn möglichst viele Berlinerinnen und Berliner im Verlauf dieser drei Tage mit uns ins Gespräch kommen.“

Weitere Informationen

Grand Opening:

  • Exzellenzcluster Temporal Communities, 24. bis 26. Oktober an der Freien Universität Berlin, im Haus der Kulturen der Welt, der Staatsbibliothek zu Berlin und dem Ibero-Amerikanischen Institut sowie der Schaubühne Berlin.
  • Der Eintritt ist frei, um Anmeldung wird gebeten.
  • Ausnahme: Karten für „Orlando“ sind an der Theaterkasse der Schaubühne erhältlich.

Weitere Informationen und Anmeldung: www.temporal-communities.de