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Nicht mehr allein mit der Krankheit

Eine App für krebskranke Jugendliche

Nr. 210/2021 vom 02.07.2021

Die Psychologin Janina Krassa entwickelt zusammen mit ihrem Team die App „YouCan“, mit der krebskranken Jugendlichen geholfen werden kann.

Die Psychologin Janina Krassa entwickelt zusammen mit ihrem Team die App „YouCan“, mit der krebskranken Jugendlichen geholfen werden kann.
Bildquelle: YouCan

Vor ihrem Psychologie-Studium an der Freien Universität hat Janina Krassa lange als Kinderkrankenschwester auf der kinderonkologischen Station der Charité – Universitätsmedizin Berlin gearbeitet. Dort hat sie die Probleme und Bedürfnisse der Jugendlichen während der kräftezehrenden Krebstherapie miterlebt.

„Jugendliche befinden sich während der Pubertät in einer schwierigen Phase. Kommt dann noch eine Krebserkrankung dazu, ist dies eine extreme zusätzliche psychische Belastung. Für krebskranke Jugendliche gibt es noch zu wenig Unterstützung“, sagt die Psychologin. „Häufig lassen sie die Therapie über sich ergehen und versuchen, ihr Leid mit sich selbst auszumachen, weil sie ihre Eltern und Freunde nicht damit belasten wollen.“

Dabei wäre es für sie so wichtig, sich mit gleichaltrigen Betroffenen auszutauschen und über ihre Krankheit zu sprechen. Deshalb entschloss sich Janina Krassa, mit ihrem Team eine therapiebegleitende App für krebskranke Jugendliche zu entwickeln. Die YouCan!-App soll Patientinnen und Patienten von der Diagnose an über den Verlauf der Behandlung begleiten.

Eine App, die Mut machen soll

Die Jugendlichen können damit den Verlauf ihrer Behandlung dokumentieren, täglich ihre Symptome und Stimmung erfassen und für ihre Altersgruppe aufbereitete krankheitsspezifische Informationen abrufen, etwa zur Diagnose oder Therapie. So soll YouCan! den Umgang mit den Höhen und Tiefen der Erkrankung erleichtern und den Jugendlichen helfen, neuen Mut zu schöpfen.

„Über die App können sie zudem andere Betroffene in ihrem Alter finden, um sich über ihre Erfahrungen auszutauschen und sich gegenseitig zu unterstützen. Das haben sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der User-Tests gewünscht. Einen besonderen Fokus legen wir zudem auf den Schutz der sensiblen Daten der Jugendlichen, die in der App nach höchsten aktuellen Sicherheitsstandards geschützt sind“, betont die Gründerin.

Das Team um Janina Krassa bringt Kompetenzen für Informatik, Design, Psychologie, Marketing, Medizin und Betriebswirtschaftslehre zusammen. Vier Mitglieder werden im Rahmen des Berliner Start-up-Stipendiums gefördert, weitere Mitwirkende sind ehrenamtlich dabei. „Alle Teammitglieder haben Freunde oder Angehörige, die an Krebs erkrankt sind oder waren, manche haben den Kampf gegen die Krankheit leider verloren“, sagt Janina Krassa.

Die App wird in der Gründungsvilla der Freien Universität entwickelt

Unterstützung erhält das YouCan!-Team von Marcus Luther, Innovationsmanager bei Charité-BIH-Innovation, dem gemeinsamen Technologietransfer der Charité – Universitätsmedizin Berlin und dem Berliner Institut für Gesundheitsforschung, sowie von den Gründungsberaterinnen und -beratern der Freien Universität. Auch Mitarbeitende des Arbeitsbereiches Klinisch-Psychologische Intervention der Professorin Christine Knaevelsrud standen bei der Entwicklung des App-Konzeptes beratend zur Seite.

In einem Gründerbüro in der Start-up-Villa der Freien Universität entwickelt You-Can! gerade einen Prototyp der App für die Beta-Testphase. „Außerdem sind wir auf der Suche nach Partnern, die uns ideell und finanziell unterstützen“, sagt die Gründerin. Mit bundesweit rund 1000 neuen Krebsfällen unter Jugendlichen pro Jahr sei die Zielgruppe zu klein für Investoren oder Krankenkassen.