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An Herausforderungen wachsen

Das Weiterbildungszentrum der Freien Universität ist 50 Jahre geworden – und zeigt ein im deutschsprachigen Raum einzigartiges Profil

27.09.2022

Das Weiterbildungszentrum der Freien Universität von Außen

Architektonisches Ausrufezeichen. Das Angebot des Weiterbildungszentrums richtet sich an Interessierte bundesweit.
Bildquelle: Rainhard Görner

Seit 50 Jahren können sich Beschäftigte der Freien Universität intern weiterbilden, am Weiterbildungszentrum (WBZ), das heute in einem futuristisch anmutenden Bau in der Otto-von-Simson-Straße residiert. Während im Erdgeschoss geschäftig Stühle für das Jubiläum gerückt werden, erinnert sich Rolf Busch in einem der Seminarräume unterm Dach daran, wie alles begann. Damals, im April 1972, als der Personalrat und der Kanzler der Freien Universität ihn als Leiter dieses neuen Zentrums engagierten. Ihn und eine Sekretärin mit einer halben Stelle, die sich um die Verwaltung kümmerte. „Das war’s, ich war mein eigenes Team und musste irgendwie schauen, was ich daraus mache“, sagt Rolf Busch.

10.000 Zertifikate pro Jahr

Was er daraus gemacht hat, ist längst ein blühender Ort der Aus- und Weiterbildung, an dem jährlich bis zu 10.000 Kursteilnehmende ihre Zertifikate in Empfang nehmen. Zielgruppe der Kursprogramme sind neben Beschäftigten der Freien Universität auch alle interessierten Bürgerinnen und Bürger bundesweit, Führungskräfte und Verwaltungspersonal aus Bibliotheken, wissenschaftlichen und kulturellen Einrichtungen, Jung und Alt.

„Lebenslanges Lernen ist zentral“, betont Nicholas Hübner, Leiter des WBZ. „Wir begrüßen hier interessierte Menschen in allen Lebensphasen.“ Das zeige sich besonders deutlich am GasthörerCard-Programm. Mit diesem Angebot öffnet die Freie Universität seit dem Jahr 2.000 Interessierten jeden Alters ausgewählte Lehrveranstaltungen in vielen Fachbereichen. Nicholas Hübner sagt: „Neugier hat nichts mit dem Alter zu tun.“

Von einem solch breiten Programm konnte Rolf Busch, der das WBZ bis 2008 geleitet hat, in seiner Anfangszeit nur träumen. Denn sein Budget war „überschaubar“, wie er selbst sagt. Er erinnert sich noch genau an das erste Veranstaltungsprogramm, das er als neu berufener Leiter nach den Vorgaben des Personalrats der Universität entwarf. Ein kleines Heft mit 30 Seminaren sei es gewesen: „Vor allem bibliothekarische Fortbildungen und Fremdsprachen-Kurse haben wir angeboten, damals konnten ja noch nicht alle Englisch sprechen.“

Weiterbildung während der Arbeitszeit

Das Besondere an dem Konzept: Beschäftigte wurden für die Weiterbildungen von der Arbeit freigestellt. „Damit hatten wir einen ganz anderen Stellenwert, als wenn die Leute das in ihrer Freizeit hätten machen müssen“, erinnert sich Rolf Busch.

Bald wurde auch Deutsch als Fremdsprache angeboten – diese Kurse belegten in den 1970er-Jahren vor allem Arbeitskräfte aus der Türkei, die zum Beispiel am Klinikum Steglitz beschäftigt waren. Denn mit dem Zuspruch, den das WBZ in seinen ersten Jahren bekam, wuchs auch der Etat. Schon zwei Jahre nach der Gründung konnte Rolf Busch einen Kollegen ins Boot holen, der künftig medizinische Weiterbildungen für nichtärztliches Personal organisierte. „Natürlich für die Klinika der Freien Universität, aber schon damals haben wir das Angebot für alle Beschäftigten in West-Berlin geöffnet, später dann für ganz Berlin.“

Der frühere und der aktuelle WBZ-Leiter. Rolf Busch (li.) und Nicholas Hübner

Der frühere und der aktuelle WBZ-Leiter. Rolf Busch (li.) und Nicholas Hübner begreifen Krisen auch als Chance für Neues.
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

Heute gibt es bundesweite Angebote, und auch internationale Programme in Kooperation mit anderen Universitäten wurden realisiert, weitere sind in Vorbereitung. Im Museumsmanagement hat das WBZ im deutschsprachigen Raum bislang ein Alleinstellungsmerkmal; Anfragen kommen aus dem gesamten deutschsprachigen Raum. „Auch für Bibliotheken gibt es wenige Weiterbildungszentren mit solch einem breit gefächerten Programm wie unserem“, sagt Nicholas Hübner nicht ohne Stolz.

Und noch etwas zeichnet das WBZ der Freien Universität aus: Es bietet Weiterbildungen für wissenschaftliche und kulturelle Einrichtungen an, etwa die Stiftung Preußischer Kulturbesitz, die Max-Planck-Gesellschaft oder die Universität der Künste. Insgesamt kommt ein Viertel bis ein Drittel der Teilnehmenden von der Freien Universität, alle anderen kommen von extern dazu, um vom WBZ zu profitieren.

Sparzwänge treffen auch das Weiterbildungszentrum

Dass das WBZ heute so breit aufgestellt ist, verdankt es zu großen Teilen seinem ehemaligen Leiter Rolf Busch. „Widerstände waren für mich immer da, um überwunden zu werden“, sagt er. Anfang der 2000er-Jahre: Nicht nur an der Freien Universität wurde an allen Ecken und Enden gespart, auch am WBZ. Der damalige Kanzler der Universität informierte Busch, dass das WBZ alle Honorare und das Gehalt der Mitarbeitenden künftig selbst würde erwirtschaften müssen. Rolf Busch ging daraufhin auf eine Art Werbetour, schloss Kooperationsverträge mit Bibliotheken, Museen, Krankenhäusern, also mit Arbeitgebern aus vielen unterschiedlichen Bereichen des öffentlichen Lebens. „Diese Kooperationen ermöglichten es uns, Themen aller Art anzubieten“, erinnert er sich. Dazu wurden die Kurse kostenpflichtig. „Das stieß aber insgesamt auf breite Zustimmung.“

Während also überall gekürzt wurde, konnte das WBZ sogar erweitert werden. „Krisen als Chance zu begreifen, war am WBZ schon immer Teil unserer DNA“, sagt Nicholas Hübner und meint damit auch die letzte große Krise, die Corona-Pandemie. Als plötzlich keine Veranstaltungen in Präsenz mehr stattfinden durften, als später nur noch eine begrenzte Anzahl von Teilnehmenden erlaubt war, als sich nur noch Wenige in Präsenzseminare wagten. „Daraufhin haben wir unser Online-Programm entwickelt“, erzählt Nicholas Hübner. „Für uns war das ein Riesensprung, bei dem wir natürlich stark davon profitiert haben, Teil der Universität zu sein. Zugleich hat das gesamte Team diese Herausforderung mit großem Engagement hervorragend bewältigt.“

Das üppig begrünte Gebäude des Weiterbildungszentrums verströmt mitten im historischen Villenviertel Dahlem so etwas wie architektonische Aufbruchstimmung. Ein Statement dafür, dass immer noch irgendwo Platz ist für etwas Neues. Diese Atmosphäre herrscht auch im Inneren des Gebäudes. Hier geht es voran, für Mitarbeitende der Universität wie für Externe. Für Jung und Alt.

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