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Bachelor im Blick

Wer sich für die neuen Abschlüsse entscheidet, tut dies selbstbewusst

Ab dem Wintersemester 2004/05 studiert Sandor Szücs (24) als einer der ersten den neuen Bachelorstudiengang Informatik. Dieser wurde zum Sommersemester 2003 an der FU eingerichtet. Die Regelstudienzeit beträgt 6 Semester. Nach den studienbegleitenden Prüfungen wird den erfolgreichen Absolventen der akademische Grad Bachelor of Science (B. Sc.) verliehen. Wir begleiten den zukünftigen Bachelor ab dem ersten Unitag und werden jedes Semester fragen, was das Reformstudium bringt.

Wie so viele habe ich nach dem Abitur zuerst Zivildienst gemacht, in einer psychiatrischen Klinik in Wilmersdorf. Danach wollte ich ursprünglich studieren, aber für das Studium zum Medieninformatiker hier in Berlin hätte ich einen Abiturdurchschnitt von 1,6 gebraucht - oder 13 Semester warten müssen. Das war mir eindeutig zu lang. Also habe ich mich eingehend beraten lassen und dann 2001 eine Berufsausbildung zum Fachinformatiker für Systemintegration begonnen. Den theoretischen Unterricht hat der Weiterbildungsdienstleister AEG Signum übernommen. Für den praktischen Part habe ich mich bei der Zentraleinrichtung für Datenverarbeitung (Zedat) der Freien Universität beworben. Mir war klar, dass die FU ein großes Netzwerk unterhält und eine Vielzahl an Dienstleistungen anbietet. Das hat mich gereizt. In den drei Jahren meiner Ausbildung dort habe ich jede Menge über Netzwerkadministration und Nutzerbetreuung gelernt. Im August 2004 konnte ich meine Ausbildung erfolgreich abschließen. Trotzdem will ich noch viel mehr lernen, der Überblick über das große Ganze fehlt mir irgendwie. Mein nächster Schritt ist daher das Bachelor-Studium der Informatik.

Warum ich mich für den Bachelor entschieden habe und nicht für das Diplomstudium? Aus mehreren Gründen: Zum einen möchte ich das Studium beendet haben, bevor ich dreißig Jahre alt bin. Ein französischer Freund hat seinen Bachelor schon in der Tasche und arbeitet bereits seit zwei Jahren hier in Berlin als Key Account Manager. Mit Mitte Zwanzig wohl bemerkt! Ausschlaggebend für mich ist aber, dass das Diplom außerhalb Deutschlands einfach nicht so bekannt ist, wie Bachelor und Master. Ich weiß schon jetzt, dass ich später mal im Ausland leben und arbeiten möchte, am liebsten bei Toulouse in Frankreich. Auch ein Semester an der dortigen Uni kann ich mir gut vorstellen. Gute Französischkenntnisse hätte ich.

Ich erwarte sehr viel vom Informatik-Bachelorstudium an der FU. Nach den Informationen, die ich darüber habe, ist es genau das Richtige für mich. Den Koloss Diplom brauche ich nicht.

Was mir am Bachelorstudium gefällt ist, dass jeder Schein vom ersten Semester an für die Endnote zählt. So weiß man immer, wo man steht und ist nicht versucht, sich hängen zu lassen. Eine Leistungsbewertung wie beim Diplom finde ich wenig real, denn welche Note die Scheine haben, spielt da fast keine Rolle. Nur die eine Abschlussprüfung zählt. Wer die nicht besteht, steht womöglich nach fünf oder mehr Jahren Studium ohne Abschluss da.

Den Bachelorabschluss als Schmalspurstudium abzustempeln, kommt mir verfrüht und überheblich vor. Erst die Praxis der nächsten Jahre wird doch zeigen, welche Qualifikationen sich wo in der Arbeitswelt durchsetzen. Meine bisherigen praktischen Erfahrungen schätze ich hoch ein. Als studentischer Mitarbeiter der Zedat werde ich mein Anwenderwissen in den kommenden sechs Semestern neben dem Studium weiter ausbauen können. Ob jeder Diplomand so viel Praxis vorweisen kann, wage ich zu bezweifeln.

Der Bachelor wird als ein erster berufsqualifizierender Abschluss bezeichnet und als solchen sehe ich ihn auch. Wenn man ihn hat, hat man ihn. Wer mehr wissen will, kann weiter studieren. Wenn ich das BA-Studium mit guten Leistungen abschließe, möchte ich unbedingt auch noch den Master machen.

BACHELOR

Sechs Semester

Die Reform des deutschen Hochschulsystems ist in vollem Gange. In 29 Ländern Europas richten die Hochschulen ihre Abschlüsse nach angloamerikanischem Vorbild neu aus, bald werden es vierzig sein. Ziel ist es, ein System international anerkannter und vergleichbarer Abschlüsse und Studienstrukturen einzuführen. Die nationalen Abschlüsse werden nach und nach durch den Bachelor als ersten berufsqualifizierenden Abschluss sowie den darauf aufbauenden Master ersetzt. Schon jetzt sind an deutschen Hochschulen etwa 50 000 Bachelorstudierende eingeschrieben.

Die Freie Universität Berlin ist auf einem guten Weg. Aktuell können sich Bewerber für 32 Bachelor- und zehn konsekutive Masterstudiengänge einschreiben. Darüber hinaus bietet die FU 24 weitere Masterstudiengänge an, die ein abgeschlossenes grundständiges Studium erfordern. In Dahlem studieren derzeit 658 zukünftige Bachelor und 333 angehende Master. AN