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Macht der Herbst depressiv?

Leser fragen, Forscher antworten

„Leser fragen, Wissenschaftler antworten“, heißt unsere neue Rubrik. Sie, liebe Leserinnen und Leser, sind aufgefordert, unsere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu fragen, was Sie schon immer interessiert hat, Sie sich aber nicht zu fragen trauten. Wir werden Ihre Fragen an die entsprechenden Wissenschaftler weiterleiten und die Antworten – sofern sie für einen breiten Leserkreis interessant sind – in den kommenden Ausgaben veröffentlichen. Kontakt: aretin@zedat.fu-berlin.de

In dieser Beilage möchte eine Leserin angesichts des trüben und düsteren Wetters wissen, wie man eine klinisch diagnostizierte Depression erkennt und Depressionen vom trüben Winterblues unterscheidet. Hierzu antwortet Prof. Dr. Isabella Heuser, Direktorin der Klinik und Hochschulambulanz für Psychiatrie und Psychotherapie, Campus Benjamin Franklin:

Mindestens zwei Wochen, fast durchgehend, muss ein Gefühl von Traurigkeit, Hoffnungslosigkeit und Hilflosigkeit bestehen, oder das Interesse an vielen Aktivitäten verloren gegangen sein, bevor Ärzte von Depression sprechen. Oft können die Betroffenen schlecht einschlafen, wachen in der Nacht häufig auf und empfinden den Schlaf nicht mehr als erholsam. Andere schlafen mehr als gewöhnlich, ohne Erholung zu finden. Viele fühlen sich müde und ohne Energie, die Muskeln schmerzen und die Glieder sind schwer. Ein Gefühl von Getriebensein, von Unruhe oder Schwerfälligkeit sind Anzeichen für eine Depression. Häufig treten neben dem Gefühl von Niedergeschlagenheit Ängste auf, den beruflichen und familiären Anforderungen nicht mehr gewachsen zu sein. Magen, Darm und Kreislauf machen Probleme, die sich in Durchfall, Aufstoßen, Krämpfen, Herzrasen, Schwitzen und Atemnot äußern. Selbst Nähe, Zweisamkeit und Sexualität bereiten keine Freude mehr. In schweren Fällen ziehen schwere Depressionen Selbstmordgedanken nach sich.

Leiden nahe Blutsverwandte unter Depressionen, besteht ein höheres Risiko, daran zu erkranken. Stress ist der wichtigste Auslöser für Depressionen. Depressionen sind inzwischen mit einer Kombination aus Verhaltenstherapie und Medikamenten gut behandelbar. Hierfür sollten sich Betroffene an einen Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie wenden. Das Wetter ist nur sehr selten schuld an einer Depression, die „saisonale Depression“ genannt wird und alle Jahre im Herbst wiederkommt.