Nur die Besten bekommen eine Chance
Viele Azubis hoffen auf eine Übernahme
Stephanie Mendow (20) aus Tempelhof, Abitur, 2. Ausbildungsjahr.
Ab 2006 Chemielaborantin
Insgesamt habe ich nur sechs Bewerbungen geschrieben, alle für einen Platz als Chemielaborantin. Ich habe mich sehr gefreut, dass es so schnell geklappt hat. Seit der achten Klasse interessiere ich mich für Chemie. Nach einem entsprechenden Praktikum wusste ich: Chemielaborantin, das soll es sein. Von der Ausbildung an der FU habe ich von einem Lehrer meiner Schule erfahren und mich gleich beworben.
An der Ausbildung hier gefällt mir das praktische Arbeiten im Labor am besten, vor allem die Synthese von Stoffen. In der Kristallografie zum Beispiel untersuche ich den Aufbau von Proteinen, deren Struktur bisher noch nicht vollständig geklärt ist. Toll daran ist, dass ich damit die Forschungsarbeit eines Doktoranden unterstützen kann.
Von unseren Ausbildern und den anderen Kollegen werden wir rundum gut unterstützt. Da kümmert sich wirklich jeder, ob im Labor oder in der Berufsschule. Darum gebe ich meiner Ausbildung insgesamt eine sehr gute Zwei. Am liebsten würde ich nach Ende der Ausbildung an der FU weiter arbeiten. Ob das geht, ist allerdings noch unklar.
Björn Bettcher (19) aus Treptow, Realschulabschluss, 2. Ausbildungsjahr
Ab 2006 Fachangestellter für Medien- und Informationsdienste
Ich hatte Glück. Nach nur 20 Bewerbungen hatte ich meinen Ausbildungsplatz an der FU. Ich musste mich vorher allerdings gut belesen, denn ich wusste nicht, was Bibliothekare heutzutage alles machen. Auch ich hatte da so meine Vorurteile. Bibliothek, das klingt für viele nun mal immer noch langweilig. Aber das stimmt nicht. Wir stellen ja nicht nur Bücher in die Regale. Mir macht die Arbeit Spaß, sie ist sehr abwechslungsreich. Ich kann Menschen helfen, sie beraten und mit Computern arbeiten. Viel Zeit verbringen wir damit, Informationen zu recherchieren. Der schwierigere Teil ist es, die Regeln zu erlernen, nach denen die Medien in Bestandskatalogen sortiert sind. Aber nur, wenn man die beherrscht, kann man den Nutzern bei der Literatursuche helfen. Meine Lieblingstätigkeit? Die Leihstelle: Entgegennehmen und Bereitstellen von Büchern und... Gebühren einziehen!
Das Arbeitsklima hier ist sehr schön, sehr menschlich. Die Ausbildung bewerte ich mit einer guten Zwei. Wenn ich fertig bin, wünsche ich mir übernommen zu werden. Vielleicht mache ich aber auch noch das Abitur nach.
Simon Reich (21) aus Steglitz, erweiterter Hauptschulabschluss, 1. Ausbildungsjahr
Ab 2007 Tierwirt für Bienenhaltung
Ich komme aus einer ländlichen Gegend in Mecklenburg-Vorpommern, traditionelles Wissen spielt bei uns eine große Rolle. Mit Tieren bin ich aufgewachsen, denn meine Familie betreibt Landwirtschaft für den Eigenbedarf. Da unser Nachbar Bienen hatte, habe ich ihm oft über die Schulter geschaut. Imker ist ja ein aussterbender Beruf, da gibt es kaum Nachwuchs. Das finde ich schade, denn Bienen sind wirklich interessant, und Honig ist ein feines Produkt. Er schmeckt gut und jeder mag Honig. Außerdem arbeite ich gern im Freien. Also habe ich herumtelefoniert, um herauszufinden, wo man Bienenhaltung lernen kann. Nur hier in Berlin, an der FU, war ein einziger Platz frei.
Um meine Berufsaussichten mache ich mir keine Sorgen. In den neuen Bundesländern werden Imker Hände ringend gesucht und meine Heimat bietet beste Bedingungen für die Bienenhaltung. Ich denke, ich werde mich selbstständig machen und Honig und andere Bienenprodukte verkaufen.
Dominique Heine (18) aus Prenzlauer Berg, Realschulabschluss, 3. Ausbildungsjahr
Ab 2005 Tierpflegerin für Klinik und Forschung
Ich wollte schon immer etwas mit Tieren machen. Aus der Zeitung habe ich erfahren, dass die FU Tierpfleger ausbildet. Daraufhin habe ich mich beworben, aber auch knapp 30 Bewerbungen für andere Ausbildungsberufe verschickt. Bisher habe ich verschiedene Stationen kennen gelernt: die Pferdeklinik, die Kleintierklinik, das Institut für Fortpflanzung und andere. Im OP finde ich es besonders spannend. Die Arbeit ist zum Teil körperlich sehr anstrengend. Einen Kuhstall auszumisten ist schwerer als eine Box mit Mäusen zu reinigen. Ich betreue die Hühner, Mäuse, Ratten und Meerschweinchen. Füttern, Wasser geben und Reinigen sind die wichtigsten Arbeiten. Aber wir stellen auch Pferde oder Daisy, unsere Kuh, bereit, wenn die Studenten hier Kurse in Angewandter Anatomie haben. Ich bin froh nur mit heimischen Tieren zu arbeiten, die Tierpfleger im Zoo leben wahrscheinlich gefährlicher. Insgesamt gebe ich der Ausbildung eine Zwei bis Drei, weil ich mir manchmal wünsche noch mehr gefordert zu werden. Später möchte ich in einer Tierarztpraxis arbeiten.
Marvin Müller (18) aus Hellersdorf, erweiterter Hauptschulabschluss, 2. Ausbildungsjahr
Ab 2006 Staudengärtner
Der Anruf der FU kam ganz früh morgens als ich noch schlief. Eine schöne Überraschung. Irgendwie zeichnete sich schon früh ab, dass ich Gärtner werden würde. Meine Großeltern hatten einen Garten und ich wollte auch Samen aussäen und die Pflanzen wachsen sehen. Mit Stiefmütterchen habe ich angefangen. In der neunten Klasse habe ich mein Praktikum in der Gärtnerei des Tierparks verbracht – eine wichtige Erfahrung für mich. Jetzt bin ich froh, hier im Botanischen Garten diese Vielfalt von Pflanzen zu erleben. Man entdeckt jeden Tag etwas Neues. Mein Revier ist der Alpengarten mit der Jungpflanzenanzucht für die pflanzengeografische Abteilung. Die Arbeit verläuft im Rhythmus der Jahreszeiten: Im Frühjahr säen wir aus, pikieren die Saaten, die seit dem Herbst herangewachsen sind, topfen diese um und bepflanzen bis in den Sommer hinein das Freiland. Im Hochsommer heißt es Unkraut jäten. Danach sind die Herbstaussaaten dran. Im Winter machen wir Adventsgestecke und arbeiten in den Gewächshäusern. Mit der Ausbildung geht tatsächlich ein kleiner Traum in Erfüllung.
Alexander Leipold (18) aus Altlandsberg, erweiterter Realschulabschluss, 2. Ausbildungsjahr
Ab 2006 Verwaltungsfachangestellter
Naturwissenschaftliche Fächer waren in der Schule nicht meine Stärke. Also habe ich mich nach Büroberufen mit Aufstiegschancen umgesehen. Verwaltung – das klang nicht schlecht. Ich wollte schon immer wissen, wie der Apparat aufgebaut ist und bestimmte Abläufe zusammenhängen. Dass die FU ausbildet, habe ich bei der Senatsverwaltung erfahren. Meine Zusage habe ich nicht bereut. Das Bild, das viele Bürger von der Verwaltung haben – nämlich träge zu sein – kann ich nicht bestätigen. Wir lernen diverse Bereiche kennen, langweilig wird es da nicht, vor allem, weil das Publikum so verschieden ist. In einem Dekanatsbüro zum Beispiel laufen alle Fäden eines Fachbereiches zusammen. Dort habe ich Lehrpläne zusammengestellt oder Professoren bei der Korrespondenz unterstützt. Im Personalbereich bearbeite ich Einstellungsanträge, pflege Personalakten oder prüfe Verdienstbescheinigungen. Es ist sehr interessant zu sehen, wie Wissenschaft und Verwaltung zusammenarbeiten. Für die persönliche und fachliche Betreuung vergebe ich die Note Eins. Vielleicht klappt es ja 2006 mit einer Stelle.