Freudige Erwartung
Was ist Advent?
Das lateinische Wort adventus (= Ankunft) hat ebenso wie das griechische epiphaneia (= Erscheinung) eine Fülle von Bedeutungen. Es konnte die Ankunft der Gottheit im Tempel, den ersten offiziellen Besuch eines Herrschers nach Herrschaftsantritt aber auch die Thronbesteigung eines Kaisers ankündigen. Im Christentum findet das Wort Advent Verwendung sowohl zur Bezeichnung der Ankunft Christi unter den Menschen, also seiner Menschwerdung, als auch zur Bezeichnung seiner erhofften endzeitlichen Wiederkunft.
Der Advent ist die Vorbereitungszeit auf die weihnachtlichen Hochfeste und darin eine Zeit hingebender und freudiger Erwartung. Die Begehung einer Adventszeit ist belegt für das ausgehende 5. Jahrhundert. In den ersten drei Jahrhunderten gab es außer dem Osterfest keine Jahresfeste, erst im 4. Jahrhundert begann man in Rom, den 25. Dezember als Geburtsfest Christi zu feiern. Parallel zur Ausgestaltung des Osterfestkreises wurde auch dem Weihnachtsfest eine eigene Vorbereitungszeit vorangestellt: der Advent.
In den östlichen Kirchen ist eine eigentliche Adventszeit als Vorbereitungszeit auf das Weihnachtsfest nicht bekannt. Dauer und Abgrenzung der Adventszeit waren zunächst fließend, der Brauch von vier Adventssonntagen setzte sich schließlich durch. Die Vierzahl findet sich wieder in den vier Kerzen des Adventskranzes (Aufkommen im 19. Jahrhundert), dessen Tannenzweige auf den Christbaum und damit auf Weihnachten hinweisen. Die alte Bedeutung des Kranzes als Mittel der Auszeichnung und Huldigung fügt sich gut zum „königlichen“ Bedeutungsaspekt von „adventus“. So heißt es in dem bekannten Kirchenlied „Macht hoch die Tür“: „die Zweiglein der Gottseligkeit steckt auf mit Andacht, Lust und Freud; so kommt der König auch zu euch.“ Es ist die Menschenfreundlichkeit Gottes, deren Ankunft und Erscheinung im Advent besungen wird.
Der Autor, Matthias Blum, ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Seminar für Katholische Theologie