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Sommer, Sonne, Sonnenbrand

Wer einfache Regeln beachtet und eine gut sortierte Reiseapotheke mitnimmt, hat mehr Freude am Urlaub

Kellner freundlich, Liegestühle reserviert, der Strand ein Traum – ja, es hätten ein paar herrliche Tage werden können. Doch schon ein paar Stunden nach dem ersten Abendessen kündigt sich das jähe Ende der erhofften Erholung an: Magengrummeln, Übelkeit, Unwohlsein. Wer die Zeichen zu deuten weiß, sagt den Strandspaziergang ab und stellt sich auf eine Nacht im Badezimmer ein. Der Reisedurchfall, eine meist harmlose, aber sehr unangenehme Form der „Akklimatisierung“ an die Keime der südlichen Länder, fesselt nach Expertenschätzungen 30 bis 50 Prozent aller Fernreisenden für die ersten Sommerurlaubstage an die Toilettenschüssel. Kaum weniger selten sind Schlafstörungen, Sonnenbrände und Erkältungen. Dabei kann man sich gegen die typischen Urlaubserkrankungen leicht schützen.

„Wer ein paar einfache Regeln beachtet, wird den Urlaub auch gut überstehen“, sagt Peter Mitznegg, Direktor des Instituts für Allgemeinmedizin der Charité am Campus Benjamin Franklin der FU. Die wichtigste in Sachen Infektionen lautet: „Boil it, peal it, cook it or forget it.“ Zu Deutsch: Nur essen, was man selbst geschält hat, was gut durchgebraten oder gekocht wurde. Offenes Wasser sollte man auf keinen Fall trinken – auch nicht in Hotels mit gehobenem Standard. Obacht ist auch bei Salaten und Eiswürfeln geboten: Ihr „verstecktes Wasser“ macht sie mitunter zu wahren Tummelwiesen für Keime. Gleiches gilt für Speiseeis und verderbliche Lebensmittel, wie Milch, Mayonnaisen, Fleisch und Fisch. Besser man verzichtet. Erkranken kleine Kinder an Reisedurchfall, ist besondere Vorsicht geboten. Schnell stellt sich ein mitunter lebensbedrohlicher Flüssigkeits- und Salzmangel ein. Trocknet ein Kind aus und kommen gar Krämpfe dazu, sollte man sofort einen Arzt aufsuchen. Das gilt auch für Erwachsene, wenn Fieber mit im Spiel ist. Eine erhöhte Körpertemperatur ist nicht selten ein Anzeichen für ernst zu nehmende Infektionen mit Salmonellen, Amöben oder Shigellen, einem verbreiteten Durchfallerreger.

„Der Hauptfehler beim Sonnen: Die Leute verwenden meist eine Creme mit viel zu geringem Lichtschutzfaktor“, sagt Christoph Geilen, Leiter des Arbeitsbereichs Melanom an der Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie der Charité. „Ich empfehle für Kinder mindestens Faktor 25. Erwachsene benötigen einen Sonnenschutz mit dem Faktor 15 bis 25. An besonders gefährdeten Stellen, wie der Ohrhelix und dem Nasenrücken, kann man einen Sunblocker auftragen – Lichtschutzfaktor 60 also.“ Das Entscheidende aber sei der Hauttyp, so Geilen. Typ 1 zum Beispiel, der „Pippi-Langstrumpf-Typ“ (rote oder hellblonde Haare, Sommersprossen, blaue Augen), habe einen Eigenschutz von maximal zehn Minuten. Mit Lichtschutzfaktor 10 verlängert sich der Schutz um das Zehnfache, also auf 100 Minuten. Hauttyp 4 (gebräunte bis dunkelbraune Haut, dunkle Haare), sei ohne Sonnencreme höchstens 30 bis 40 Minuten sicher. Deshalb: Unbedingt mehrmals täglich eincremen, Sonnenhut und Sonnenbrille tragen. Treten bei Sonnenbrand Begleitsymptome wie Fieber, Schüttelfrost oder Hautbläschen auf, gilt es umgehend einen Arzt aufzusuchen. Leichte Brände kann man, so Geilen, mit feuchtigkeitsspendenden Cremes oder hydrocortisonhaltigen Salben selbst behandeln.

Wer nach Afrika, Asien oder Südamerika reist, sollte sich in jedem Fall frühzeitig an das nächst gelegene Tropeninstitut wenden oder sich von einem erfahrenen Reisemediziner beraten lassen. Aber auch für alle, die im Mittelmeerraum Urlaub machen, ist der Impfschutz wichtig: „Diphtherie und Tetanus sollten gegebenenfalls aufgefrischt werden, sprich nicht länger als zehn Jahre zurückliegen. Gegen Polio sollte man grundimmunisiert sein“, sagt Meike Probst, Ärztin an der medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Infektiologie der Charité. Eine Hepatitis-A-Impfung gegen Gelbsucht könne man erwägen – je nach den hygienischen Bedingungen vor Ort. Wichtig ist, sich rechtzeitig beraten zu lassen.

Information und Verhalten sind das eine, die richtige Erste-Hilfe-Ausrüstung das andere. In die Reiseapotheke gehören Mittel gegen Durchfall, Erkältungen, Sonnenbrand und Allergien, Verbrennungen und Prellungen, Verstauchungen und Insektenstiche. Außerdem Verbandszeug, Sonnen- und Insektenschutzmittel. Wer im Urlaub erotische Abenteuer sucht, nimmt besser Kondome mit. Bei der Zusammenstellung der Reiseapotheke helfen Apotheken. Reisende, die regelmäßig Medikamente nehmen, sollten unbedingt einen ausreichenden Vorrat einpacken. Oft sind Arzneien im Ausland schwer zu bekommen und von minderer Qualität.

Weitere Informationen zum Thema Impfschutz gibt es beim Tropeninstitut der Charité unter www.charite.de/tropenmedizin. Über Sonnenschutz und Hautkrebs informiert das Hauttumorcentrum unter: www.charite.de/ch/derm/hauttumorcentrum

Von Tobias Kurfer