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Hunde und Katzen als Blutspender

Tierisch gutes Blut Hunde und Katzen als Blutspender

Statistisch gesehen benötigt fast jeder zweite Deutsche in seinem Leben eine Blutspende. Doch Blut ist knapp. Bisher können weder das rote Lebenselixier noch dessen Bestandteile künstlich hergestellt werden. Kliniken und Hilfsorganisationen sind daher ständig auf der Suche nach Spendern. Und das nicht nur für Menschen: Auch Tiere sind auf Blutspenden angewiesen. Von ihresgleichen.

Die Poliklinik für kleine Haustiere der Freien Universität Berlin hat daher 1997 als erste Tierklinik in Deutschland einen Blutspendedienst für Hunde und Katzen eingerichtet.

„Die Idee einer organisierten Blutbank für Haustiere habe ich von einem Forschungsaufenthalt in den USA mitgebracht“, erzählt Barbara Kohn, Professorin an der Kleintierklinik. Das Besondere: Die FU setzt im Gegensatz zu manch anderen Tierblutbanken ausschließlich auf freiwillige Spender. „Versuchstiere für die Blutspende in Käfigen zu halten, kommt für uns nicht in Frage“, so Kohn.

Seit den Anfängen des Blutspendedienstes ist die Zahl der Spendertiere stetig gestiegen. Derzeit bringen etwa 250 Hunde- und 80 Katzenbesitzer pro Jahr ihre Tiere vorbei. Doch auch die Zahl benötigter Blutspenden wächst. „Trotz der vielen bereitwilligen Helfer können wir unseren Bedarf kaum decken“, erklärt die Tiermedizinerin. In der Regel sind in der Kleintierklinik rund zehn Blutkonserven ständig verfügbar. Manchmal ist der Bedarf jedoch höher – oder ein eingeliefertes Tier benötigt Frischblut mit lebenden Blutplättchen, das nur innerhalb weniger Stunden verwendbar ist. In diesem Fall werden die in der Spenderkartei eingetragenen Tierhalter alarmiert. Ist auf die Schnelle kein geeignetes Spendertier zu finden, bringen die Mitarbeiter der Kleintierklinik ihre eigenen Haustiere mit – oder starten einen Aufruf in den Vorlesungen des veterinärmedizinischen Fachbereichs.

Aus einer Blutspende gewinnen die Ärzte je eine Blutkörperchen- und eine Plasmakonserve. Die roten Blutkörperchen halten etwa vier Wochen, Plasma tief gefroren bis zu einem Jahr. Auch beim Blut selbst gibt es Unterschiede. Die Spende ist zwar von der Rasse unabhängig – ein Dackel kann also beispielsweise einem Schäferhund Blut spenden oder eine langhaarige Perserkatze einer „normalen“ Hauskatze. Doch auch Tiere haben unterschiedliche Blutgruppen, die aufeinander abgestimmt sein müssen.

Das Verfahren läuft bei Hunden und Katzen fast gleich: Vor der Blutspende wird das Tier eingehend untersucht und ein Blutbild erstellt, um den Gesundheitszustand des Tieres festzustellen. Katzen erhalten zuvor eine leichte Betäubung, die ruhigeren Hunde kommen ohne aus. Die Blutentnahme selbst dauert nur wenige Minuten und ist für die Tiere harmlos. Die Besitzer sind während der ganzen Zeit im Untersuchungsraum dabei.

Als Blutspender eignen sich gesunde, ruhige Hunde zwischen etwa einem und neun Jahren. Sie sollten mindestens 20 Kilo schwer sein, regelmäßig geimpft und entwurmt werden und keine Medikamente erhalten. Katzen sollten über vier Kilo wiegen, nicht älter als etwa acht Jahre und ebenfalls geimpft und entwurmt sein. Hunde können alle drei bis vier Monate, Katzen jedes halbe Jahr zur Blutspende kommen. „Wir freuen uns aber auch über jede einmalige Spende“, so Kohn. Zur Belohnung gibt es Futter für die Tiere und die kostenlose Untersuchung, bei Dauerspendern auch zusätzliche Impfungen. Wer möchte, kann auch ein „exotischeres“ Kleintier anmelden. „Wir haben auch schon bei Frettchen und Kaninchen Bluttransfusionen vorgenommen“, bestätigt die Tierärztin. Diese Fälle seien jedoch eher selten.

Klinik und Poliklinik für kleine Haustiere der FU Berlin, Oertzenweg 19b, 14163 Berlin, Telefon: (030) 838-62356 oder -62422, Internet: http://www.vetmed.fu-berlin.de/einrichtungen/kliniken/we20/index.html

Von Marion Jüstel