In den Semesterferien lernen und forschen Studierende und Wissenschaftler weiter. Sie bekommen Besuch von Schülern und ausländischen Studierenden

Offiziell heißen die Semesterferien „vorlesungsfreie Zeit“. Für manche Studierenden geht der Stress dann erst richtig los: Sie schreiben Klausuren, recherchieren für Hausarbeiten und Essays oder lernen für mündliche Prüfungen. Andere lassen den Sommer ganz locker angehen: Die 23-jährige Psychologiestudentin Marie plant eine Italienrundfahrt, der Geologiestudent Felix eine Bergtour durch die Anden und der angehende Politikwissenschaftler Henrik hat zusammen mit Kommilitonen eine eigene Minigolfanlage am Hertzbergplatz in Neukölln aufgemacht. „Wir haben die Bahn für eine Sommersaison gepachtet und verdienen so nebenbei ein bisschen Geld“, erklärt er. Außerdem: „Minigolf macht eine Menge Spaß.“ Viele nutzen die Sommermonate wie Marie, Felix und Henrik – für Urlaub, Erholung und fürs Geldverdienen.

Doch ganz so „vorlesungsfrei“ ist der Sommer an der Freien Universität gar nicht. Der Begriff ist geradezu irreführend. Denn: Vorlesungen, Workshops, Seminare, Forschungstreffen, Konferenzen, Kulturveranstaltungen usw. gibt es auch im August und September. Der akademische Alltag verläuft zwar nicht mehr streng nach Stundenplan, doch das Angebot ist fast so umfangreich wie während der offiziellen Vorlesungszeit.

Ausländische Studierende zum Beispiel, die Interesse an der deutschen Sprache und an der Geschichte und Kultur haben, können ab August an dem neuen FU-Best-Program teilnehmen. Geleitet wird das Programm von dem Niederländer Dirk Verheyen. Er sagt: „Das Programm richtet sich vor allem an amerikanische Studierende, die gern ein oder zwei Semester im Ausland studieren und die Sprache des Gastlandes lernen wollen.“ Auf dem Stundenplan stehen unter anderem historische, politik- und literaturwissenschaftliche Kurse. Dazu kommen gemeinsame Museumsbesuche, Konzerte und Opern. Außerdem: Zwei längere Exkursionen innerhalb Deutschlands, nach Polen oder Tschechien. Die Kurse finden in englischer Sprache statt.

Ab dem 18. Juli können Schülerinnen und Schüler für drei Wochen an der FU studieren und den Fragen nachgehen: Wie wachsen Moleküle? Wie lügt man mit Statistik? Können Roboter Fußball spielen? Gibt es intelligenten Sand? Dann nämlich öffnet die Sommeruniversität ihre Pforten. Die Fachbereiche Mathematik, Physik, Informatik, Chemie und Biologie bieten Kurse für Schüler aus der zehnten bis zur dreizehnten Klasse an. Für eine Teilnahmegebühr von zwanzig Euro gibt es Veranstaltungen zu Themen wie „Elektrisierende Chemie – Vom Jeansknopf zum Elektroauto“ oder „Mit Verschlüsselung – sicher unterwegs im Internet“. Dort muss man sich auch für die Veranstaltungen anmelden – unter www.sommeruni.mi.fu-berlin.de.

Doch auch Jüngere bleiben nicht außen vor: Für Grundschulkinder wird es im September spannend. Zum zweiten Mal kommen die Zweit- bis Sechstklässler diesen September zur Kinderuni an die FU. Schon im letzten Jahr faszinierten Forscher und Studierende die Kleinen mit Experimenten, Mitmach-Kursen und Vorlesungen – es gab „Brennende Gummibärchen und Eiskrem aus der Luft“ und Antworten auf die Frage „Warum werden Kühe verrückt?“ Auch dazu mehr im Internet unter www.fu-berlin.de/kinderuni.

Neben den Sommerunis für Schüler bietet auch das Weiterbildungszentrum (WBZ) der Freien Universität eine Sommeruniversität an, und zwar für Wissenschaftler. Sie können beim WBZ schreiben lernen, verständlich schreiben. Denn oft lesen sich Texte im Fachjargon allzu holprig und strotzen nur so vor Substantiven („Imaginäres wird folglich durch Fiktives zur Gegenwendigkeit von Dekomposition und Hervorbringung entfaltet“). Für 120 Euro können Wissenschaftler im August an zweitägigen Seminaren, für 60 Euro an Tagesseminaren teilnehmen, FU-Angehörige erhalten eine Ermäßigung von 25 Prozent. Die Veranstaltungsreihe findet diesen Sommer zum fünften Mal statt und erfreut sich einer großen Beliebtheit. Organisator Georg Schumacher sagt: „Im letzten Jahr waren fast 200 Leute dabei, jeweils in Gruppen von 15.“ Es habe sogar Anfragen aus den USA und aus Spanien gegeben. Vor allem wissenschaftliche Mitarbeiter nutzen das Angebot.

Der CareerService der Freien Universität macht ebenfalls keine Sommerpause. Das Programm „Fit für Studium und Praxis“ bereitet Studierende und frische Absolventen auf die nächste Bewerbung oder das nächste Referat vor. Die Kurse sind in verschiedene Module gegliedert: Ökonomie für Nicht-Ökonomen, Schreiben & Kommunikation, Management, Informationstechnik, Medienkompetenz, Schlüsselqualifikationen und Coaching & Bewerbung. Die Teilnehmer üben Vorträge und Verhandlungen oder probieren sich in Unternehmensplanspielen. Wer hier schon die eine oder andere Präsentation trainiert hat, der steht beim Bewerbungsgespräch oder im Assessment Center häufig selbstsicherer da.

Neben der Vielfalt und der Kompetenz macht natürlich auch ein ganz profaner Grund die Sommerangebote der FU attraktiv: Im grünen Dahlem lässt es sich zwischen den Seminaren ganz ausgezeichnet in der Sonne liegen und entspannen, der Schlachtensee ist auch nicht weit. So lässt sich selbst bei hohen Temperaturen das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden.