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Eine klare Bund-Länderentflechtung umsetzen

EINE INVESTITION FÜR DIE ZUKUNFT: Reform der Bildungssysteme

Deutschlands Wirtschaft steht im harten globalen Wettbewerb, eine Binsenweisheit. Deutschlands Wissenschaft ist an diesen Wettbewerb von jeher gewöhnt – und darin in zahlreichen Disziplinen international erfolgreich. Wissenschaft ist, im Verbund mit ihrer Umsetzung, eine Basis zukünftiger Technologien. Und damit auch eine Basis für den Wohlstand der zukünftigen Generation. Vor diesem Hintergrund habe ich folgende Wünsche:

Für den internationalen Wettbewerb sind unsere Entscheidungsstrukturen zu schwerfällig. Sie beruhen auf unserer verfassungsmäßigen Trennung von Grundlagenforschung (Ländersache) und Technologie (Bundessache); diese Trennung hat sich überlebt. Innovation, also das Neue, das Unvorhersehbare, taucht nicht unbedingt da auf, wo es von Zuarbeitern der Politik erwartet wird. Eine neu zusammengesetzte Föderalismuskommission müsste endlich eine klare Bund-Länder-Entflechtung umsetzen. Ziel müsste sein, technologieorientierte Förderung endlich auch bei uns im Grundlagen-Vorfeld problemlos zu ermöglichen.

Die politischen Entscheidungsträger bemühen sich derzeit, durch Auslobung eines Exzellenzwettbewerbs die deutsche Wissenschaft international sichtbarer zu machen. Das soll zu einer Straffung unserer Forschungsstrukturen führen. Dieser Wettbewerb ist unter den Aspekten Graduiertenschulen und Exzellenz-Cluster sinnvoll. Die so genannte dritte Förderlinie jedoch – ursprünglich unter dem Stichwort Elite-Universitäten angekündigt – ist in ihrer Wirkung für die schließlich ausgewählten wenigen Universitäten zu gering. Ihre Wirkung für die nicht ausgewählten Universitäten ist destruktiv. Eine Korrektur wäre hier dringend geboten! Angelsächsische Elite-Universitäten sind schließlich in Jahrhunderten organisch gewachsen und verfügen über sichere eigene Finanzmittel.

Wissenschaft gedeiht am effektivsten in Gesellschaften, in denen sie Ansehen genießt. Viele deutsche Politiker sprechen zwar mit wohl abgewogenen Worten von der Bedeutung der Wissenschaft, leben aber in ihrer politischen Praxis Ignoranz und Verachtung der Wissenschaft vor. Solange nicht ein anderer Geist einzieht in die allgemeinpolitischen Gremien (wohlgemerkt: hier sind nicht in die wissenschaftspolitischen Gremien gemeint!), schöpfen wir das Wasser mit dem Sieb. Auch die nachfolgende Generation orientiert sich schließlich an Vorbildern. Wie so oft ist hier die Glaubhaftigkeit der Politik gefragt!

Prof. Dr. Peter Deuflhard, Konrad-Zuse-Zentrum Berlin