Springe direkt zu Inhalt

Wenn alte Liebe rostet...

DAS NEUE WAHRZEICHEN DER FREIEN UNIVERSITÄT BERLIN: Die Philologische Bibliothek

Der Bau der geisteswissenschaftlichen Institute der Freie Universität Berlin wurde 1967 von drei namhafen Architekten in Angriff genommen: Georg Candilis, Alexis Josic und Shadrach Woods. Alle drei standen unter dem künstlerischen Einfluss von Le Corbusier.

Heute gilt die „Rostlaube“ als herausragendes Beispiel für strukturalistische Architektur der späten 60er Jahre. Der Name „Rostlaube“ kommt von dem Material Corten, einem wetterfesten Stahl, das rostet. Der Rostprozess kommt normalerweise nach einigen Zehntel Millimetern zum Stillstand, es entsteht eine dauerhafte Schutzschicht. Das genau das Gegenteil eintreffen würde, konnte niemand ahnen. „Regen- und Schwitzwasser, das sich in den Panelen gesammelte hatte“, so Christian Hallmann von Foster and Partners, „führten dazu, dass keine Schutzkruste entstand, sondern der Stahl an vielen Stellen durchrostete.“ Hinzu kam, dass sich Anfang der 90er Jahre herausgestellt hatte, dass die Fensterfugen der „Rostlaube“ asbestbelastet waren. Das Gebäude war also dringend sanierungsbedürftig, die Bücher hätten ausgelagert werden müssen. Parallel dazu hatte sich in der Freien Universität selbst dringender Reformbedarf ergeben: Durch Konzentration und Verdichtung müsse gespart werden, so der Bibliotheksdirektor Dr. Klaus Werner. Er nennt ein Beispiel: „Es kann nicht angehen, dass eine Hilfskraft 20 Minuten hin- und zurückläuft, nur um ein Buch zu holen, das sich in einem der entlegeneren Institute befindet.“ Andere Faktoren sind Einsparungen beim Bibliothekspersonal und bei den Reinigungskräften. Oder die Reduzierung der Kosten, die bislang durch den Unterhalt (Strom, Betriebskosten) der vielen einzelnen Immobilien anfielen, in denen die Universitätsbibliotheken und – Institute untergebracht waren. Der Neubau von the „Berlin Brain“ ist also nur ein – wenn auch zentrales – Element in einem komplexen Prozess von Sanierungs-, Restaurierungs- und Sparmaßnahmen, den die Freie Universität Berlin zur Zeit durchläuft. Ein Zahlenvergleich zeigt, dass der Neubau im Gesamtkostengefüge von etwa 57 Millionen nur etwa ein Drittel ausmacht – etwa 20 Millionen Euro. Mit dem Abschluss des gesamten Umbauprojektes, also der Eingliederung der elf Einzelinstitute in den Komplex „Berlin Brain“ und „ Rostlaube“, rechnet die Bibliotheksleitung im Jahre 2007.

Dr. Klaus Ulrich Werner, Direktor der Philologischen Bibliothek