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Forschen für den Frieden

Der Juniorprofessor Sven Chojnacki will militärische Konflikte verstehen, um Frieden zu sichern. Studierende sind von seiner Lehre begeistert

Der internationale Terrorismus ist „nicht das zentrale Problem“ für die Sicherheits- und Friedenspolitik. Das ist eine provokante These und Sven Chojnacki weiß das. Trotzdem – oder besser: deswegen – vertritt sie der gerade zum Juniorprofessor für internationale Friedens- und Sicherheitspolitik berufene Wissenschaftler. „Nach wie vor gefährden vor allem Gewaltkonflikte innerhalb von Gesellschaften und kollabierenden Staaten die nationale und die internationale Sicherheit. Gleichzeitig verdeckt der Fokus auf den Terrorismus, dass Konflikte um wertvolle Ressourcen wie Erdöl oder den Zugang zu Nahrungsmittel ein hohes Eskalationspotential bergen und die Lebenschancen vieler Gesellschaften gefährden“, erklärt Chojnacki. Vergessen werden dürfe auch nicht, dass der westliche Interventionismus bestehende Konflikte verschärfe und neue provoziere – zuletzt im Irak.

Sven Chojnacki lehrt am Otto-Suhr-Institut für Politikwissenschaft (OSI). Und das seit einigen Jahren. Schon während seiner Zeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Wissenschaftszentrum Berlin betreute er Seminare und das bei Studierenden äußerst beliebte Krisenspiel. Hier schlüpfen die Studierenden in die Rollen einzelner Staaten oder Organisationen. Zuletzt ging es um den Konflikt im Sudan.

„Die Studierenden brauchen ein theoretisches Fundament“, sagt Chojnacki, „gleichzeitig sollte Lehre aber auch kurzweilig und anregend sein.“ Seinem eigenen Anspruch scheint er gerecht zu werden. Für seine „herausragende Lehre“ wurde Sven Chojnacki sogar mit dem „LorBär“ ausgezeichnet. Den Preis vergibt der OSI-Club, der Verein der Freundinnen und Freunde des OSI. In dem Club treffen sich ehemalige und aktive Studierende und Dozenten. Außerdem organisiert der Club die Diplomfeiern. Chojnacki wurde über den Zeitraum von drei Semestern für jede seiner Lehrveranstaltungen nominiert. Als er den Preis 2004 bekam, betonte die Laudatio besonders seine „kreative, unkonventionelle Art der Wissensvermittlung“, das „sehr hohe Niveau“ und das „leistungsfördernde Klima“ in seinen Seminaren.

Ein bisschen stolz sei er schon, doch für den besten Lehrenden am OSI hält er sich keineswegs. „Das Institut verfügt über exzellente WissenschaftlerInnen – und Konkurrenz belebt bekanntlich das Geschäft“, sagt er. In seiner neuen Rolle als Juniorprofessor fühlt er sich auf Augenhöhe mit den Kollegen „Vollprofessoren“. Auch im Umgang mit den Studierenden macht sich das bemerkbar: Von abgehobener Distanz oder Standesdünkel keine Spur.

Aktuell hat er die Berliner Forschungsgruppe Krieg (FORK) initiiert, weil ihn unter anderem „der Wandel der Kriegsformen“ und die „Bedingungen erfolgreicher Präventionspolitik“ interessieren. Ein besonderer Schwerpunkt seiner wissenschaftlichen Arbeit ist dabei, dass private Akteure wie große, transnationale Konzerne oder Sicherheitsfirmen in militärischen Konflikten eine immer größere Rolle spielen.

Sven Chojnacki war als Jugendlicher selbst in der Friedensbewegung aktiv. Das Bedürfnis, sein Handeln in den Dienst des Friedens zu stellen, hat bis heute angehalten. Doch während er mit sechzehn demonstrieren gegangen ist, findet er heute vor allem die Grundlagenforschung wichtig: „Erst wenn wir die Ursachen und Formen des Krieges verstehen können wir daraus Schlüsse für eine angemessene Friedenspolitik und Konfliktprävention ziehen.“ Der Kriegsforscher will dem Frieden dienen.

Das Krisenspiel ist für Studierende der Politikwissenschaft, Publizistik, Psychologie, Regionalstudien und Wirtschafts- und Rechtswissenschaften gedacht. Nähere Informationen: www.krisenspiel.de