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Die Kunst, Kunst zu studieren

Der neue Master-Studiengang „Arts and Media Administration“ ist praxisnah und bereitet auf Karrieren im Kulturbetrieb vor

„Nehmen Sie den Kaffee schwarz oder mit Milch und Zucker ?“, fragt eine Mitarbeiterin zuvorkommend gleich beim Betreten der funktional eingerichteten Büroräume von Berlin Partner im Ludwig Erhard Haus. Während im Untergeschoss die Firma Pixel-Park tagt, herrscht in den Räumen von Berlin Partner schon vor neun Uhr gelassene Hektik. „In zweieinhalb Wochen startet der Kunstherbst, da gibt es noch viel zu tun“, erzählt Inga Friedrichs. Die vierwöchige Veranstaltungsreihe richtet sich an alle Liebhaber zeitgenössischer Kunst.

Wer indessen glaubt, in einer Agentur zu sein, liegt nur ein bisschen daneben. Das siebenköpfige Frauenteam, das den Kunstherbst 2005 hoch professionell organisiert, studiert im Hauptberuf „Arts and Media Administration“ am Institut für Kultur- und Medienmanagement (IKM), das seit dem Wintersemester 2004/05 vom Gendarmenmarkt nach Dahlem gezogen ist. Die 30-jährige Theaterwissenschaftlerin organisiert im Team die Pressearbeit und hält – neben den wöchentlichen Teambesprechungen – ständigen Kontakt zur Geschäftsführerin des IKMs, Dagmar Boeck und dessen Leiter Klaus Siebenhaar. „In gewisser Weise sind wir ja Dienstleister für unsere Kunden in der Wirtschaft und Kultur“, sagt Dagmar Boeck, „da werden aus Studierenden Mitarbeiter eines Projektteams, das seine Aufträge punktgenau erfüllt.“

Wer sich für den viersemestrigen Masterstudiengang entscheidet, braucht folglich ein hohes Maß an Flexibilität, Leistungsbereitschaft, Teamgeist – und Spaß an der Sache. Der Hauptgrund auch für Inga Friedrichs nach einer dreijährigen Tätigkeit am St. Gallener Theater nach Berlin zu ziehen, den Blick zu weiten und sich für den Masterstudiengang einzuschreiben. „Vor allem durch die intensiven Praxisphasen sammle ich tolle Kontakte und lerne unter Hochdruck im Team gemeinsam an einem Projekt zu arbeiten“, erzählt Inga Friedrichs. Besonders gut gefalle ihr, dass die Projektarbeit durch den theoretischen Teil in Vorlesungen und Seminaren reflektiert werde. „Wir legen größten Wert auf eine allgemeine kulturpolitische Analyse und wollen, dass die einzelnen Schritte der praktischen Arbeit vor- und nachbereitet werden“, erläutert Dagmar Boeck das angebotene studium generale. Das Aufstellen von Haushaltsplänen, Erfahrungen im Sponsoring werden deshalb ebenso gelehrt wie medien- und kulturgeschichtliche sowie kulturpolitische und soziologische Grundlagen des Kulturmanagements. Referenten sind Praktiker wie beispielsweise der Chefredakteur der „Brigitte“ Andreas Lebert, der ehemalige Präsident des Berliner Rechnungshofes Horst Grysczyk und Gerald Mertens, Geschäftsführer der deutschen Orchestervereinigung oder Ernst Elitz, Intendant DeutschlandRadio/Deutschlandfunk.

Der viersemestrige Studiengang, für den Dagmar Boeck gern den Begriff des „Lebensabschnitts wählt, ist ausgesprochen beliebt. Auf der Grundlage der schriftlichen Bewerbungen finden jeden Sommer Zulassungsgespräche statt, zu denen rund 70 Bewerber eingeladen und 25 ausgewählt werden. In gewisser Weise spiegele die Bewerberlage die Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt wider: Rund ein Drittel der Bewerber haben inzwischen einen Bachelor-Abschluss; während eine zeitlang viele Juristen neue Berufsmöglichkeiten suchten, bewerben sich inzwischen wieder viele Theaterwissenschaftler und Philologen, so Boeck.

Das Handy klingelt. Die Druckerei ruft an, um durchzugeben, dass die in einer Höhe von 40 000 Exemplaren aufgelegte Broschüre „Kunstherbst 2005“ fertig sei. Das Kunstherbstprojekt, das sich über achteinhalb Monate hinzieht, ist sicher eines der aufwändigsten Praxisprojekte des Instituts. Nicht von ungefähr können sich die Medienpartner vom „Tagesspiegel“ über „Cicero“ und „radioeins“ ebenso sehen lassen, wie die zahlreichen erstklassigen Sponsoren. „Es spricht doch für sich, dass wir für Berlin Partner inzwischen fest zum anspruchsvollen Stadtmarketing zählen“, sagt Dagmar Boeck. Schließlich sitzen die „Agenturstudentinnen“ auch in dem Räumen des Hauptstadt-Marketings. „Wenn es klemmt, finden wir hier immer einen Ansprechpartner“.

Von Felictas von Aretin

DER STUDIENGANG

Master of Arts and Media Administration

Für den Studiengang Master of Arts and Media Administration kann sich jeder bewerben, der über ein abgeschlossenes Hochschulstudium in einem geistes-, sozial-, wirtschafts-, oder rechtswissenschaftlichen Fach verfügt – auch Bachelor-Abschlüsse sind zugelassen. Bewerbungsschluss ist jeweils der letzte Freitag im Juni eines Jahres. Für das viersemestrige Masterstudium stehen 25 Studienplätze zur Verfügung, die Zulassung erfolgt jeweils zum Wintersemester. Der praxisorientierte Masterstudiengang verlangt ein hohes Maß an Engagement und bereitet auf einen Beruf im Kultur- und Medienmanagement vor. Die Lehrveranstaltungen gliedern sich in die „klassischen“ wöchentlichen Seminare, Vorlesungen und Übungen, die durch Blockseminare ergänzt werden. Entscheidend sind die semester-übergreifenden Praxisprojektseminare, bei denen die Studierenden unter fachlicher Leitung das Erlernte umsetzen. Die Konzeption eines Ernst-Litfaß-Museums gehört dabei ebenso zu den Praxisseminaren wie das Barockfest Schloss Charlottenburg, der Kulturindex Berlin, das Kunstforum der Berliner Volksbank – und der inzwischen traditionelle Kunstherbst Berlin, der für eine breite Öffentlichkeit gedacht ist, die sich für zeitgenössische Kunst begeistern kann. Er findet in diesem Jahr vom 16. September bis zum 16. Oktober statt. Das Motto lautet „Im Verein mit der Kunst. Private und privatwirtschaftliche Kunstförderung“.
Weitere Informationen unter www.kunstherbst.de. fva