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Ein Gespräch mit Rick Rashid, Senior Vice President von Microsoft Research

Ein Gespräch mit Rick Rashid, Senior Vice President von Microsoft Research

Bereits seit einigen Jahren führen die Freie Universität Berlin, das Konrad-Zuse-Zentrum für Informationstechnik und das DFG-Forschungszentrum Matheon gemeinsame Forschungsprojekte mit Microsoft Research durch. Erstmalig besuchte Rick Rashid, weltweiter Leiter von Microsoft Research, Anfang Dezember die Berliner Kooperationspartner. Rashid, der seit 1991 bei Microsoft Research arbeitet und heute dem Bereich „Worldwide Operations“ vorsteht, sprach mit seinen Gastgebern über die laufenden Forschungsprojekte und hielt exklusiv für die Berliner Studierenden eine Vorlesung.

 

Herr Rashid, was fasziniert Sie an der Informationstechnologie?

Ich bin ein neugieriger Mensch und deshalb in der Forschung gelandet. An der Informatik faszinieren mich die grenzenlosen Möglichkeiten: IT ist eine Disziplin, die mit jeder anderen zusammenarbeiten kann – intelligente Software kann überall einen Beitrag leisten.

Sie haben von 1979 bis 1991 an der Carnegie Mellon Universität gelehrt. Wieso sind Sie aus dem universitären Betrieb ausgeschieden?

Eigentlich habe ich den Unibetrieb gar nicht wirklich verlassen. Man könnte Microsoft Research gut und gerne als größte Informatik-Fakultät der Welt bezeichnen. Mein heutiges Leben unterscheidet sich nicht so sehr von meinem Unileben: Wir forschen, wir lehren, und wir lernen.

Vermissen Sie irgend etwas aus Ihrem früheren Leben an der Uni?

Nein, mein Leben ist reicher geworden. Und der Kaffee besser.

Warum kooperiert eine Forschungseinrichtung wie Microsoft Research mit Universitäten?

Aufgrund meines akademischen Backgrounds weiß ich, wie wichtig es ist, Teil der akademischen Gemeinde zu sein und den Kanal in die Universitäten offen zu halten, um einen kontinuierlichen Austausch zu gewährleisten. Davon profitieren wir alle.

Inwiefern?

Wir sind alle Forscher, und das ist die Grundlage unserer Zusammenarbeit. Wir tauschen Ideen aus, aber auch Menschen: Praktikanten, Professoren und Forscher. Forscher sollten ihre Lehren und ihre Ideen über alle wissenschaftlichen Communities hin verbreiten. Mit anderen Worten: Hier geht es um die berühmten Synergie-Effekte.

Welche Bedeutung hat die Zusammenarbeit mit der Freien Universität Berlin für Ihr Unternehmen?

Die Freie Universität ist führend in der angewandten Mathematik und die ist grundlegend für die Informatik. Denn Informatik bedeutet ja im Grunde nichts anderes, als mehr oder weniger komplizierte Rechnungen auf dem Computer durchzuführen.

Und wie sieht die Kooperation aus?

Die Kooperation besteht aus zwei Säulen: aus der gemeinsamen Forschung der Wissenschaftler – wobei die Forscher ihre speziellen Stärken aus den verschiedenen Disziplinen einbringen – und der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses, hauptsächlich besonders talentierter Doktoranden und Post-Docs.

Wie lassen sich wirtschaftliche Interessen der Industrie und die Freiheit der Forschung an Universitäten vereinbaren?

Letztlich verfolgen wir alle eine gemeinsame Vision und beschäftigen uns mit den gleichen Fragen: Wo wollen wir hin, gesellschaftlich, sozial und wirtschaftlich? Wie können wir den Herausforderungen unseres Jahrhunderts – Globalisierung, Mobilität, Umweltschutz – begegnen? So wie ich mich frage, was die Informationstechnologie dazu beitragen kann, fragen sich meine Forscherkollegen, was ihr jeweiliges Fachgebiet dabei leisten kann. Wirtschaftlich heißt hierbei doch hauptsächlich: Wie können wir die Ergebnisse und Lösungen der Gesellschaft verfügbar machen?

Welchen Stellenwert genießt die deutsche IT-Branche, insbesondere die Forschung, in den USA?

Deutschland wird meines Erachtens auf jeden Fall als IT- und Innovationsstandort von sich reden machen. Forschung in der Informationstechnologie wird immer interdisziplinärer. Deutschland spielt da eine Vorreiterrolle in den Bereichen der angewandten Mathematik, in der Nanotechnologie und in den Ingenieurswissenschaften, in der Chemie und vor allem auch in der Kommunikationstechnologie.

In Deutschland leidet die IT-Industrie an einem Mangel an Fachkräften. Wie will Microsoft Research dem begegnen?

Die Ausbildungssituation in Deutschland ist eine andere als in den USA. Mit dem Bologna-Prozess ist Deutschland auf dem besten Weg, das Studium zu verkürzen, mehr Praxis in den Unterricht zu bekommen und den jungen Leuten schon früh einen Weg in die Arbeitswelt aufzuzeigen. Wir möchten im Dialog mit den Hochschulen und den Unternehmen diese Neuerungen vorantreiben. Zudem versteht sich Microsoft Research auch als Ausbildungsstätte und will vielen Doktoranden die Möglichkeit bieten, bei uns ein Praktikum zu absolvieren.

Die Fragen stellte Ilka Seer.