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Ein Erfolg für alle

Wenn in den vergangenen Wochen seit Bekanntgabe des Zwischenergebnisses im Exzellenzwettbewerb von Triumph und Untergang, Sieg und Niederlage und ähnlichen Kriegsmetaphern die Rede war, bin ich jedes Mal erschrocken. Natürlich: Alle, die in der Freien Universität Berlin an den Konzepten mitgewirkt haben, die jetzt Anerkennung fanden, haben Grund sich zu freuen, können daraus Kraft schöpfen für den eigentlichen Hauptantrag. Das gilt auch für diejenigen, die in dieser Phase noch nicht das gewünschte Resultat erreichten.

Aber: Es geht doch um viel mehr. Es geht darum, Wissenschaft in und aus Deutschland international konkurrenzfähiger zu machen. Eine nennenswerte Zahl von Ländern hat, zumindest in einzelnen Wissenschaften, Deutschland überholt. Die Forschungsresultate werden dort gekauft und nicht hier. Nicht selten werden sie von hiesigen Wissenschaftlern erzielt, die mit deutschen Steuergeldern ausgebildet wurden und dann das Land verließen, weil die Rahmenbedingungen für Spitzenforschung nicht stimmten. Unserer aller Anstrengung ist ein gemeinsames Bemühen um den Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort Deutschland. Insofern sollte sich niemand darüber freuen, wenn es im Wettbewerb viele Verlierer gibt, denn die eigentlichen Verlierer sind die Bürgerinnen und Bürger dieses Landes. Deshalb gibt es auch keinen Anlass für Häme bei der Betrachtung des Nord-Süd-Gefälles oder des Abschneidens einzelner ursprünglich höher „gehandelter“ Antragssteller. Im Gegenteil: Wir müssen uns darüber freuen, dass der Exzellenzwettbewerb, eine der besten politischen Entscheidungen der letzten Jahrzehnte, so viele Ideen und Aktivität hervorbringt. Und wir müssen hoffen, dass diese freigesetzte Kreativität auch durch Andere, durch Stiftungen, Organisationen und Unternehmen, Unterstützung findet.

Somit ist der Wettbewerb bereits jetzt von Erfolg gekrönt. Nach seinem Abschluss wird die Forschungslandschaft in Deutschland nicht wieder zu erkennen sein. Denn: Alle geförderten Maßnahmen müssen später durch die Länder weiterfinanziert werden. Das kann nur zu Lasten schwächerer Bereiche gehen. Deshalb werden die Universitäten sich auch von innen ändern und modernisieren. Dabei wird allerdings darauf zu achten sein, dass nicht ganze Fächer geopfert werden, die, wenn nicht in der Forschung, so doch in der akademischen Berufsausbildung bedeutsam sind. Dieses gilt insbesondere im Hinblick auf den zu erwartenden „Studentenberg“. Zu seiner Bewältigung wird es darauf ankommen, erhebliche Finanzmittel nicht nur in den Universitäten, sondern beispielsweise auch in den Fachhochschulen oder Berufsakademien bereitzuhalten. Eine große Aufgabe für eine konzertierte Hochschulpolitik des Bundes und der Länder.

Von Dieter Lenzen, Präsident der Freien Universität Berlin.