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Amadeus Superstar

Leser fragen, Experten antworten

Marion Schmidtz aus Friedrichshain möchte wissen, warum Mozarts Musik über 200 Jahre nach seinem Tod noch immer so populär ist. Es antwortet Prof. Dr. Albrecht Riethmüller vom Musikwissenschaftlichen Seminar der Freien Universität Berlin.

Während Albert Einstein noch zu Lebzeiten eine Art Pop-Ikone wurde, vollzog sich Mozarts Aufstieg zum Superstar eigentlich erst nach seinem Tode in einem langen, durchaus komplizierten Prozess. Noch im Jahr seines 150. Geburtstages, 1906, hat er offenbar im Kultur-Ranking nicht jenen Sonderstatus besessen, der ihn gleichsam über allen anderen Musikern schweben lässt, wie es heute der Fall zu sein scheint.

Die Werke – zumindest die bekanntesten – bieten Qualitäten, die bei anderen Komponisten, selbst bei Bach und Beethoven, nicht im selben Umfang zu beobachten sind. Bei Mozart gesellt sich zu Tiefsinn und Bedeutungsschwere – die sich als Kriterien für große Kunst besonderer Schätzung erfreuen – das Leichte, Spielerische und Vergnügliche. Es half sicher auch, dass er nicht nur den adligen Markt mit Elitekunst belieferte, sondern mit Stücken wie „Die Zauberflöte“ auch eine Art Volkstheater verfasste. Biografische Momente – Wunderkind und Vitalität mit einer Prise Rätselhaftigkeit und Abgründigkeit – mögen verstärkend hinzutreten.

Sind auch die vielen unvergleichlichen Werke aus seiner Feder notwendige Voraussetzung des Erfolgs, so ist das Ausmaß seiner Popularität ebenso ein vom Kulturbetrieb gesteuertes Ergebnis. Vielleicht ist bei Mozart die Nachfrageseite heute weniger ausschlaggebend als das Angebot, in dem Konzert, Oper, Kirche, Tonträger und Medien sich im Wettstreit überbieten – verstärkt durch Publizistik und Pädagogik. Beginnend mit dem Mozart-Marathon auf dem Fernsehkanal 3sat am Neujahrstag und nun täglich beim Einschalten des Radios ist schon evident, dass das Jahr 2006 von einer Dauerberieselung mit Mozartschen Klängen begleitet werden wird. Könnte es nicht sein, dass „Die Kleine Nachtmusik“ uns desto fremder wird, je öfter sie als Klingelton an unser Ohr dringt?

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