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Funken aus Feuerstein

Leser fragen, Experten antworten

Erika Kühner aus Hermsdorf möchte gerne wissen, woher die Osterbräuche kommen und was sie bedeuten. Es antwortet Prof. Dr. Rainer Kampling vom Seminar für Katholische Theologie der Freien Universität Berlin.

Ostern ist das höchste Fest der Christenheit. Mit ihm wird die Überwindung des Todes durch die Auferstehung Jesu Christi gefeiert. Dieses Geheimnis des Glaubens wird nicht nur sprachlich vermittelt, sondern auch durch eine Vielzahl von Symbolen, die den Sieg über den Tod verdeutlichen.

Im Rahmen der Feier der Osternacht nach katholischem Ritus wird ein Osterfeuer vor der Kirche entflammt. Dies soll eigentlich mit Funken aus Feuerstein entzündet werden, um an die steinerne Grabeshöhle zu erinnern. An diesem Feuer wird die Osterkerze entzündet, die das Licht der Auferstehung in die Nacht bringt.

Der Brauch der Ostereier kam früh in der Kirche Ägyptens auf. Das Ei verweist auf das Leben des Auferstandenen, das eben nicht mehr endlich ist. Und wie die Schale zerbrochen werden muss, um es genießen zu können, so zerbrach der Auferstandene das steinerne Grab zum Heil der Menschen. Die Farben der Eier sind ebenfalls aussagekräftig: Rot, welches die älteste Farbe der Ostereier war, verweist auf das blutige Leiden Christi, Blau auf die Nacht, Gelb auf die Herrlichkeit des ewigen Lebens. Der Brauch, einen Kuchen in Form eines Lamms zu backen, greift noch weiter in die biblische Geschichte zurück. Jesus wurde um die Zeit des Pessachfestes gekreuzigt, an dem Lämmer im Tempel zu Jerusalem geopfert wurden. Daher wurde Jesus selbst als das wahre Osterlamm bezeichnet. Der Brauch vergegenwärtigt diese theologische Deutung und beendet zugleich die Fastenzeit.

Auch zum Osterhasen gibt es Erklärungsversuche, die an christliche Motive anknüpfen. Da ist etwa das kirchliche Dreihasenbild: drei in Kreisform angeordnete springende Hasen als Zeichen des dreifaltigen Gottes. Weil man überzeugt war, dass der Hase mit offenen Augen schlafe, galt er als Verweis auf die nur scheinbare Grabesruhe Christi. Aber vielleicht wollte auch nur jemand seinen Kindern eine Freude machen und hat den Osterhasen einfach erfunden. Dann fielen alle unsere Erklärungen einem leider vergessenen Brauch zum Opfer: risus paschalis, dem Osterlachen, mit dem man dem Tod und seinem Schrecken trotzte.

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