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Kulturschock abfedern

Das Internet-Portal „Distributed Campus“ erleichtert Gaststudierenden den Start in Berlin


Ein Mal New York – Dahlem bitte, hin und zurück. Zum Einpacken und Mitnehmen. Inklusive einzigartiger Erfahrungen, international anerkannter Studienleistungen, einem Netzwerk von Kontakten und ohne Verzögerung des Abschlusses. Das alles ist gar nicht so illusorisch, wie es sich anhört: Die Freie Universität Berlin pflegt enge Verbindungen zu renommierten amerikanischen Universitäten und anderen Hochschulen außerhalb Deutschlands. Direktaustauschprogramme ermöglichen ausländischen Studierenden unkompliziert einen Studienaufenthalt in Berlin. Doch ganz so einfach ist es für die jungen Gäste dann doch nicht, wenn sie erst einmal im Lande sind: Die Deutschen trennen Müll, langes Duschen ist verpönt. Und was bitte ist eine Hausarbeit?

Hier setzt „Distributed Campus“ an. Das deutschlandweit einmalige Internet-Portal der Freien Universität Berlin sorgt für eine individuelle Betreuung und Vorbereitung der amerikanischen Gaststudierenden schon vor deren Abreise aus der Heimat. „Mit multimedialen Lernangeboten beugt das Portal interkulturellen Missverständnissen vor: Glasflaschen gehören nicht in den Biomüll, und Professoren werden hierzulande nicht mit ihren Vornamen angesprochen. Und gleichzeitig lernt man dabei auch noch Deutsch“, sagt Projekt-Koordinatorin Karoline von Köckritz.

Über 400 US-Studierende haben die Plattform seit September 2004 genutzt. Einer von ihnen ist Colin Stayton, der von der New York University über das „Duke in Berlin“-Programm an die Freie Universität Berlin kam. „Distributed Campus gibt Antworten auf jede erdenkliche Frage, vom Handy-Kauf bis zum Hausarbeit-Schreiben“, erklärt der 21-Jährige. Auch die 22-jährige Stanford-Studentin Andrea Everett, der ein Fulbright-Stipendium den Weg nach Berlin ebnete, ist begeistert: „So ein nützliches Angebot. Besonders hilfreich finde ich die Erfahrungsberichte der Studierenden und die Checkliste, die zum Beispiel daran erinnert, den Pass rechtzeitig zu verlängern und eine Auslandskrankenversicherung abzuschließen.“

Das Kompetenzzentrum für E-Learning und Multimedia der Freien Universität Berlin, kurz CeDiS, hat das Portal entwickelt. „Wir wollen E-Learning mit der Internationalisierung der Hochschule verbinden und damit die Grenzen der eigenen Universität aufbrechen – deswegen auch der Name ,Distributed Campus‘“, erklärt CeDiS-Leiter Nicolas Apostolopoulos. „Das Portal schafft die Voraussetzungen für einen schnellen, erfolgreichen Start in der neuen Lernumgebung.“

CeDiS wird bei dem Projekt von zahlreichen Partnern unterstützt: dem Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD), dem Berlin Consortium for German Studies, der Duke University in Berlin, den Friends of Freie Universität Berlin, dem FU-BEST-Programm, der Fulbright-Kommission, der Standford University in Berlin und der Initiative „Young Germany“ des Auswärtigen Amtes.

Kernelemente sind eine Checkliste, ein interaktiver Deutsch-Kurs sowie Kommunikationsforen, durch die die Gaststudierenden mit der Organisation ihres Programms und mit Kommilitonen Kontakt aufnehmen können. Hinzu kommt eine ständig wachsende Sammlung von Texten, Animationen und Videos über das akademische Leben an der Freien Universität sowie über Alltägliches und Besonderes in Berlin.

Auch die Organisatoren an den Partnerinstitutionen profitieren von dem Portal. Detlef Otto, Sprachen-Direktor des Berlin Consortium for German Studies und Autor des Deutschbereichs von Distributed Campus, betont: „Die multimediale Gestaltung macht die Inhalte auf attraktive Weise zugänglich: Interviews, Fotos, Erfahrungsberichte von Vorgängern – das ist alles spannend gemacht, authentisch und thematisch breit gefächert und ergänzt die von unserer Programmleitung weitergegebenen Informationen.“ Als „immense Bereicherung“ sieht Jochen Wohlfeil, Resident Director des Berlin-Programms der Duke University, die Plattform: „Wir können damit zum Beispiel Vorbereitungsschritte gezielt auf die Gruppen abstimmen.“

Ein festes Element zur schnellen Integration soll das Portal künftig nicht nur für amerikanische, sondern für alle Direktaustausch-Studierenden und Graduierten aus allen Kontinenten werden. Im nächsten Wintersemester sind das rund 250 junge Menschen. Für Wedigo de Vivanco, Leiter der Abteilung Außenangelegenheiten der Freien Universität Berlin, liegen die Gründe dafür auf der Hand: „Mit ,Distributed Campus‘ gelingt es, den Aufenthalt unserer internationalen Studierenden zu optimieren. Wir empfangen viel besser informierte Studierende, und auch für die Partneruniversitäten werden die Studien- und Lebensbedingungen in Berlin besser nachvollziehbar.“

Das Konzept hat auch den DAAD überzeugt, sodass er die Ausweitung des Portals auf osteuropäische Staaten fördert. In einem ersten Schritt wird „Distributed Campus“ nun den Bedürfnissen russischer Studierenden angepasst. Marina Tatarintseva aus dem russischen Wolgograd hat das Projekt im Internationalen Club der Freien Universität Berlin kennen gelernt. Rückblickend sagt sie: „Ein solches Portal hätte mir den Einstieg hier in Berlin enorm erleichtert.“

Weiteres im Internet: www.distributed-campus.de

Von Katja Egli und Ilka Seer