Springe direkt zu Inhalt

Wieso, weshalb, warum?

Während der Langen Nacht der Wissenschaften beantwortet die Freie Universität Berlin viele Fragen

„Fragen sind niemals indiskret, nur Antworten sind es zuweilen.“ Das wusste schon Oscar Wilde, als er 1895 den Roman „Ein idealer Gatte“ schrieb. Ohne Scheu viele Frage zu stellen, ist heute Abend möglich: bei der Langen Nacht der Wissenschaften, die um 17 Uhr in Berlin und Potsdam beginnt.

An der Freien Universität Berlin öffnen 80 Institute und Einrichtungen ihre Pforten zu später Stunde. Mit einem umfangreichen Angebot an den Standorten in Dahlem, Düppel, Lankwitz und Steglitz präsentiert die Freie Universität Berlin allen Wissbegierigen einen Einblick in die faszinierende Welt von Wissenschaft und Forschung. Die Themen reichen vom Molekül bis zum Ökosystem, von der Erde bis zum Weltraum, von Bits und Bytes über Film und Medien bis hin zu fremden Kulturen und den Sprachen dieser Welt. Doch auch spannende Ausflüge in historische Archive und Bibliotheken stehen auf dem Programm.

Als besonderen Service für unsere Leser widmen wir daher den Großteil unserer heutigen Sonderbeilage der wohl „klügsten Nacht des Jahres“. Wir hoffen, Sie werden neugierig auf das spannende Programm, das die Wissenschaftler der Freien Universität Berlin für Sie zusammengestellt haben.

 

TIERE

Freud und Leid der Vierbeiner

Ein Schneeleopard mit künstlichem Hüftgelenk, eine Schlange mit verschluckter Maus im Computertomographen, ein Hund, der Blut spendet. Solche Kuriositäten sind auf dem veterinärmedizinischen Campus der Freien Universität Berlin Gang und Gäbe. Mitten im grünen Düppel befinden sich Kliniken für Kleintiere, Pferde und Klauentiere sowie eine Blutbank für Hunde. Besucher können bei Führungen die hoch spezialisierten Geräte bestaunen, die zum Einsatz kommen. Jährlich werden allein in der Kleintierklinik 30 000 Vierbeiner behandelt.

Der Campus Düppel ist ein beliebter Drehort für das Fernsehen geworden – von öffentlich-rechtlich bis privat, von der Dokumentation bis zum Reality-Format, von Peter Lustigs „Löwenzahn“ im Kinderkanal bis zum Frühstücksfernsehen auf Sat.1. Zu einer lokalen Berühmtheit wurde der Campus, als vor vier Jahren der Zirkuselefant Rani in der Pferdeklinik einen Beinbruch auskurierte.

Stolz sind die Veterinäre auch auf ihre Hundeblutbank, die älteste Einrichtung dieser Art in Europa. Auch die können die Berliner besichtigen und dabei einen Termin für den eigenen Vierbeiner zur Blutspende vereinbaren. Als kleines Dankeschön gibt es eine Tüte Futter und den Ehrentitel „Blood Donor der Freien Universität Berlin“. OT

 

KINDER

Antworten auf (fast) jedes „Warum?“

Warum, warum, warum? Kaum können sie sprechen, fragen viele Kleinkinder ihren Eltern Löcher in den Bauch. Ihre Wissbegierde führt Erwachsene oft selbst an die Grenzen ihrer Kenntnisse. Das Kinderprogramm der Freien Universität Berlin zur Langen Nacht der Wissenschaften könnte hier Abhilfe schaffen. Die Kurse vermitteln akademisches Wissen auf spielerische Art. Die Kleineren können sich beispielsweise bei den Chemikern von Seifenblasen umhüllen lassen, am Institut für Biologie summende Bienen bauen oder bei den Archäologen verborgene Schätze ausgraben. Etwas Ältere haben die Wahl zwischen dem Chemie-Mitmach-Kurs „Nawi(e) Funtastisch“, einer Nachtwanderung auf dem Gelände der Veterinärmediziner oder einer Führung zu den Fleisch fressenden Pflanzen des Botanischen Museums. Technisch Interessierte können bei den Erziehungswissenschaftlern Lego-Roboter zum Leben erwecken. Die meisten Kurse beginnen am späten Nachmittag. Neben dem speziellen Kinderprogramm eignen sich auch viele andere Veranstaltungen der Langen Nacht für jüngere Besucher. Hier können Kinder und Eltern erfahren, woher zum Beispiel das Berliner Trinkwasser kommt oder wie man mit einer Banane einen Nagel in die Wand schlägt. MJ

 

FUSSBALL

Das WM-Fieber steigt

Noch immer 27 Mal schlafen bis zur Fußball-WM – da tut es nur gut, dass die Freie Universität Berlin die Wartezeit etwas verkürzt. Wer fußballphilosophisch sattelfest in die Lange Nacht starten möchte, hält sich an Gunter Gebauer. Der Philosoph und Sportsoziologe zeigt in einem Vortrag, dass Fußball weit mehr ist als sportlicher Wettkampf und Geschäft. Höher schlagen dürften Fußballer-Herzen auch bei einem Vortrag des Friedrich-Meinecke-Instituts: Ein Historikerteam unter Paul Nolte referiert zum Thema „Fußball – von der Dorfprügelei zur Weltmeisterschaft“. Teamgeist mit Hilfe künstlicher Intelligenz demonstrieren die Fußball-Roboter der Freien Universität – ihres Zeichens Weltmeister von 2005. Taktische Finesse bietet auch das Spiel Wissenschaft gegen Politik, bei dem die Berliner Hochschulen gegen das Abgeordnetenhaus antreten. Eine Talkrunde zum Thema Fußball als Welt-Erklärungsmodell veranstaltet das Institut für Kultur- und Medienmanagement. Eingeladen sind unter anderem der „Zeit“-Journalist Moritz Müller-Wirth und Fußballtrainer Ralf Rangnick. Der Fachbereich Rechtswissenschaften bittet Fußballfans zum Tabubruch: Die Juristen wagen es, mit Rollenspielen und Gesprächsrunden, die Autorität des Schiedsrichters in Frage zu stellen. cwe

 

PSYCHOLOGIE

Augenblicke im „Guckomobil“

Es ist ein populärer Irrtum, Psychologie würde sich hauptsächlich mit „gestörtem Verhalten“ oder „psychischen Problemen“ beschäftigen. Dass diese Wissenschaft mehr zu bieten hat, zeigen die Psychologen der Freien Universität während der Langen Nacht der Wissenschaften - zum Beispiel im „Guckomobil“. In diesem mobilen Blickbewegungslabor werden Augenblicke gesammelt: Wie verläuft der Blick beim Lesen eines Textes und kann man daraus Rückschlüsse auf Gehirnaktivitäten schließen? Die Wissenschaftler der Allgemeinen Neurokognitiven Psychologie messen auf diese Weise die Leseleistung von Schülern, um lese- oder rechtschreibschwache Kinder besser fördern zu können. Mit einem ähnlichen Verfahren arbeiten Medienpsychologen. Sie zeichnen auf, wie Blicke während des Betrachtens eines Films über den Bildschirm wandern und wie die Pupille auf das Gesehene reagiert – und können so etwa herausfinden, wie ein Werbefilm auf den Verbraucher wirkt.

Ganz andere Einblicke vermitteln dagegen die forensischen Psychiatrie und die Rechtspsychologie: Die Wissenschaftler stellen eine Straftat nach und zeigen Möglichkeiten und Grenzen der Lügendetektion auf. Nachtschwärmer können sehen, dass Psychologie mehr ist als „nur“ der Einblick in die menschliche Seele! tos