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Leidenschaft für Präzision

Physik-Nobelpreisträger Theodor W. Hänsch ist Ehrendoktor der Freien Universität Berlin

Mit dem Otto-Klung-Preis der Freien Universität Berlin begann 1979 der Preisregen für den Physiker Theodor W. Hänsch. Es folgten zahlreiche bedeutende Auszeichnungen, unter anderem 1988 der Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und 1989 der King Faisal International Prize. Der Nobelpreis für Physik im vergangenen Jahr war die Krönung für Hänschs wissenschaftliche Leistungen. Für seine bahnbrechenden Forschungen zur nichtlinearen Optik und ultrapräzisen Frequenzmessung erhielt er am 28. April 2006 die Ehrendoktorwürde des Fachbereichs Physik der Freien Universität Berlin. Es ist die erste Ehrendoktorwürde des 64-Jährigen.

Theodor Hänsch, Professor an der Ludwig-Maximilians-Universität München sowie Direktor und wissenschaftliches Mitglied am Max-Planck-Institut für Quantenoptik in Garching, entwickelte unter anderem den so genannten optischen Frequenzkamm. Mit ihm sind extrem genaue Messungen von Zeiten, Frequenzen und Längen möglich: „Das ist das präziseste Messgerät, das man bisher erfunden hat“, sagt der Nobelpreisträger und hofft, dass sich damit die Grenzen unseres Verständnisses der Relativitätstheorie aufzeigen lassen und man mit ihm untersuchen kann, ob sich die Naturkonstanten langsam ändern: „In Modellrechnungen geht man davon aus, dass Naturkonstanten wirklich gleich bleiben. Nun gibt es aber astronomische Beobachtungen, wonach die Konstanten vor vielen Milliarden Jahren anders gewesen sein könnten. Es geht um winzigste Änderungen von bis zu zehn hoch minus 16 pro Jahr“, sagt Hänsch. Mit seiner Arbeit hat er die Frequenz- und Zeitmessung dermaßen revolutioniert, dass die Frequenz des Laserlichts bis zur 15. Stelle hinter dem Komma genau gemessen werden kann. Bei einer Zeitspanne von 2000 Jahren, also von Christi Geburt bis heute, betrüge bei dieser Messgenauigkeit der Fehler demnach gerade mal den zehntausendstel Teil einer Sekunde. Ilka Seer