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Freiheit und Mathematik

Interdisziplinarität und Kooperation führen zum Erfolg im Exzellenzwettbewerb

Von Ulla Haselstein und Christof Schütte

Im Exzellenzwettbewerb des Bundes und der Länder hat die Freie Universität Berlin in der ersten Förderlinie zwei Anträge zum Erfolg geführt: Bewilligt wurden am vergangenen Freitag die „Graduate School of North American Studies“ am John-F.-Kennedy-Institut sowie die „Berlin Mathematical School“, die gemeinsam mit der Technischen Universität und der Humboldt-Universität betrieben wird.

„Graduate School of North American Studies“

Das John-F.-Kennedy-Institut für Nordamerikastudien baut mit dem Konzept einer Graduiertenschule zum Thema „The Challenges of Freedom“ auf der Tradition interdisziplinärer Regionalstudien und akademischer Exzellenz auf, die die Arbeit des Instituts seit seiner Gründung in den 1960er-Jahren auszeichnet.

Der Erfolg der Graduiertenschule bestätigt das einzigartige Profil des Instituts – geforscht und gelehrt wird in den Fächern Linguistik, Literaturwissenschaft, Kultur- und Medienwissenschaft, Ideen- und Sozialgeschichte, Soziologie, Politik- und Wirtschaftswissenschaft. Die Bewilligung der Graduiertenschule bestätigt das Innovationspotential interdisziplinärer Kooperation in den Geistes- und Sozialwissenschaften. Eine derart fruchtbare Verbindung von geistes- und sozialwissenschaftlicher Kompetenz, die auf einen Amerika-Schwerpunkt ausgerichtet ist, gibt es nirgendwo sonst in Deutschland. Einmalig in Europa ist auch die hervorragend ausgestattete Forschungsbibliothek des John-F.-KennedyInstituts.

Ab dem Wintersemester 2007/2008 werden sich bis zu 30 Stipendiaten in acht Forschungsgebieten mit dem amerikanischen Freiheitsgedanken anhand ausgewählter Themenkomplexe wie Immigration, Bürgerrechte und American Exceptionalism beschäftigen.

Bereits das interdisziplinäre Graduiertenkolleg „Probleme der Demokratie“, das die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) von 1991 bis 2001 gefördert hat, bewies die besondere Bedeutung der wissenschaftlichen Nachwuchsförderung am John-F.-Kennedy-Institut. Nun soll dieses Engagement mit der Graduiertenschule, die mit einer Million Euro im Jahr gefördert wird, institutionalisiert werden.

Die Graduiertenschule widmet sich der Analyse des amerikanischen Freiheitsideals. Als zentraler Wert der amerikanischen Gesellschaft ist Freiheit als Leitidee seit der Gründung der amerikanischen Nation immer wieder Motor für soziale und kulturelle Veränderungen gewesen. Zugleich ist sie aber stets auch Ausgangspunkt immer neuer Debatten darüber, welche ökonomischen und gesellschaftlichen Voraussetzungen für Freiheit notwendig sind.

Der Aufstieg der USA zur alleinigen Supermacht und der notfalls auch gewaltsame Export demokratischen Gedankenguts hat der Auseinandersetzung um die Ausgestaltung des Freiheitsgedankens zwischen liberalen und konservativen Kräften eine neue Intensität verliehen. Die weit reichenden Konsequenzen dieser Entwicklung für das Selbstverständnis der USA und die normativen und institutionellen Grundlagen des internationalen Systems bilden die Horizonte der Forschung in der Graduiertenschule.

Die interdisziplinäre Zusammenarbeit am Institut, die Mitarbeit namhafter Fachwissenschaftler der Freien Universität am Lehrprogramm der Graduiertenschule und die Einladung internationaler Gastwissenschaftler werden für eine Ausbildung von internationalem Rang bürgen.

„Berlin Mathematical School“

International ausgerichtet ist auch die „Berlin Mathematical School“ (BMS). Sie wendet sich an mathematische Talente aus dem In- und Ausland und wird mit den amerikanischen Universitäten um die besten Studierenden aus aller Welt konkurrieren. Ihren Betrieb hat die BMS bereits in diesen Tagen aufgenommen. Die Ausbildung besteht aus zwei Phasen, die insgesamt vier Jahre dauern: Für die erste Phase wird ein neues, zwischen den drei beteiligten Universitäten abgestimmtes Vorlesungsprogramm auf Englisch eingerichtet. Die Dozenten, darunter vier Träger des Leibniz-Preises, werden sich als Betreuer und Mentoren individuell um die Studierenden kümmern und sie unterstützen, den jeweils besten Weg durch die Vielfalt der Berliner Mathematik zu finden. Zulassungsvoraussetzung für die erste Phase ist der Bachelor-Abschluss. Nach Bestehen eines Qualifizierungsexamens am Ende der ersten Phase wechseln die Studierenden in das eigentlichen Doktoranden-Programm.

Den 60 bis 80 Nachwuchswissenschaftlern steht ein vielfältiges wissenschaftliches Netzwerk zur Verfügung: Die Promotionsstudierenden können auf die Angebote der mathematischen Institute der Freien Universität, der Technischen Universität und der Humboldt-Universität, des DFG-Forschungszentrums „Matheon“ und des Sonderforschungsbereichs „Raum – Zeit – Materie“ zurückgreifen, ferner auf vier Berliner Mathematik-Graduiertenkollegs, zwei Max Planck Research Schools und mehrere Forschergruppen. 1,1 Million Euro stehen der Berlin Mathematical School jährlich über fünf Jahre hinweg zur Verfügung. Damit wird sie für ihr gesamtes Studienprogramm Stipendien anbieten und eine Gastprofessur einrichten können, die es erlauben wird, internationale Top-Mathematiker für eine Vorlesungsreihe nach Berlin zu holen.

Ulla Haselstein ist Professorin für die Literatur Nordamerikas am John-F.-Kennedy-Institut der Freien Universität und neben Prof. Winfried Fluck die Sprecherin der „Graduate School of North American Studies“. Christof Schütte ist Professor für Numerische Mathematik und Scientific Computing an der Freien Universität und neben Prof. Günter M. Ziegler von der TU und Prof. Jürg Kramer von der HU einer der Koordinatoren der BMS.