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Aller guten Dinge sind drei

Leser fragen, Experten antworten

Sven Holbert aus Berlin-Charlottenburg möchte wissen, warum wir drei Tage lang Weihnachten feiern. Es antwortet Dr. Matthias Blum vom Seminar für Katholische Theologie.

Matthias Blum

Matthias Blum; Foto: Jan Bosschaart

Weihnachten ist die deutsche Bezeichnung für das „Hochfest der Geburt des Herrn“ am 25. Dezember und umfasst damit im Kern nur einen Tag. Die gottesdienstliche Feier beginnt jedoch schon am Vorabend – am Heiligen Abend. Die Ausdehnung auf einen zweiten und früher sogar dritten Tag ist eine Eigenart der evangelischen Weihnachtsfeier. Die Wurzeln dafür reichen bis in die Reformationszeit zurück. Nach der katholischen Ordnung wird die Festwoche durch das Gedenken an die so genannten Begleiter Christi bestimmt: Am 26. Dezember gedenkt man dem Erstmärtyrer Stephanus, am 27. Dezember dem Apostel und Evangelisten Johannes und am 28. Dezember den unschuldigen Kindern. Zwar folgte die Lutherische Agende von 1955 prinzipiell dieser Ordnung, in der Praxis wird aber nur der 26. Dezember als zweiter Weihnachtsfeiertag begangen.

Das frühste Zeugnis für eine liturgische Feier der Geburt Christi am 25. Dezember findet sich im 4. Jahrhundert, genau genommen im Jahr 336. Das tatsächliche Geburtsdatum Christi ist nicht bekannt. Die Volkszählung, von der Lukas in der Bibel schreibt, lässt sich historisch nicht nachweisen. Daher wurden im späten 19. Jahrhundert zwei Hypothesen über den Ursprung des Weihnachtsfestes aufgestellt: Eine besagt, dass das Weihnachtsfest aus der Übernahme eines heidnischen Festes entstand, des Festes des unbesiegten Sonnengottes. Der römische Kaiser Aurelian führte es im Jahr 274 ein und legte es auf den 25. Dezember, den Tag der Wintersonnenwende. Diese „Christianisierung“ eines heidnischen Festes sollte die Christen von heidnischen Feiern fern halten. Ein Beleg für diese Annahme ist jedoch erst im 12. Jahrhundert zu finden. Schwerer wiegt das Argument, das auf eine zunehmende Verwendung von Vergleichen Christi mit der Sonne in Schriften und Predigten der Kirchenschriftsteller verweist.

Die andere Vermutung lässt sich auf kalendarische Berechnungen zurückführen, mit deren Hilfe die Kirche das Geburtsdatum Christi bestimmte. In hebräischen Schriften herrschte der Gedanke vor, Patriarchen hätten grundsätzlich eine bestimmte Zahl voller Jahre gelebt, wären also an ihrem Geburtstag gestorben. Daher wurde angenommen, dass auch Christus am Tage seiner Empfängnis gestorben sei. Datiert man die Empfängnis auf den 25. März, konnte als Tag seiner Geburt der 25. Dezember bestimmt werden. Beide Hypothesen sind letztlich aber nur begrenzt tragfähig.

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