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Bilder aus fernen Welten

LANGE NACHT DER WISSENSCHAFTEN Unterwegs auf dem Campus Lankwitz

Kamera ermöglicht virtuelle Mars-Spaziergänge

Florian Michaelis

Die Temperatur schwankt zwischen null und 40 Grad Celsius, dazu viel Wasser. Was sich anhört wie ein attraktiver Ferienort, beschreibt eine sensationelle Entdeckung in der Astronomie: ein bewohnbarer Planet außerhalb unseres Sonnensystems. Der in den Medien „Super-Erde“ genannte Planet ist zwar etwa 200 Billionen Kilometer weit entfernt, doch Forscher mehrerer Universitäten wollen nachweisen, dass die Bedingungen dort lebensfreundlich sind.

Im Vergleich dazu beschäftigen sich die Forscher der Freien Universität mit der unmittelbaren Nachbarschaft der Erde: mit dem Mars. Seit über drei Jahren kreist eine in Berlin entwickelte Kamera an Bord der Raumsonde „Mars Express“ um den roten Planeten. Die High Resolution Stereo Camera (HRSC) fotografiert die Oberfläche in Farbe und räumlich, also in drei Dimensionen (3D). In der für die HRSC bestmöglichen Auflösung von zehn bis zwanzig Metern pro Pixel wurde mittlerweile eine Fläche aufgenommen, die größer ist als Nord- und Südamerika zusammen.

Der Leiter des HRSC-Experiments, der „Principal Investigator“ Gerhard Neukum, Professor für Planetologie, gibt sich zuversichtlich, dass zumindest die bis zum Ende dieses Jahres gesteckten Ziele erreicht werden können: „Wir werden dann mehr als fünfzig Prozent des Mars in sehr hoher Auflösung kartiert haben, in Farbe und vor allem in drei Dimensionen“, sagt der Wissenschaftler. „Gemeinsam mit den Leitern der anderen sechs Experimente auf ,Marx Express‘ streben wir jedoch eine zweite Verlängerung der Mission an: Wir wollen so viel Oberfläche wie möglich in der für die HRSC höchstmöglichen Auflösung aufzeichnen.“

Auch HRSC-Experimentmanager Ralf Jaumann, Leiter des Instituts für Planetenforschung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt in Berlin-Adlershof und Honorarprofessor an der Freien Universität, freut sich über die Zuverlässigkeit der Kamera: „Nach fast viertausend Marsumrundungen funktioniert das Instrument noch absolut einwandfrei, und es spricht nichts dagegen, dass die HRSC noch viele weitere Jahre ihren Dienst verrichten wird.“

Bei der „Langen Nacht der Wissenschaften“ können Besucher die Oberfläche des Mars in 3D bestaunen. Die Forscher haben die Daten, die HRSC nach Hause gefunkt hat, aufbereitet und mit Hilfe von Computertechnik in interaktive Landschaften und dreidimensionale Ansichten umgewandelt. Dazu halten sie Vorträge und geben Präsentationen. Bis es solche Bilder von einem Planeten außerhalb unseres Sonnensystems gibt, wird es wohl noch eine ganze Weile dauern. Selbst das Licht braucht für die Strecke von der jüngst entdeckten Super-Erde zu uns mehr als 20 Jahre. Eine Raumsonde wäre bedeutend länger unterwegs.

Die Experten für Planetologie und Fernerkundung laden von 17 bis 1 Uhr zum „Ein-Blick in ferne Welten“. Ort: Malteserstraße 74–100, 12249 Berlin, Gebäudenr. C, Infos: www.fu-berlin.de/planeten