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Italienische Wissenschaft in der Originalsprache

Klaus W. Hempfer, ist Professor am Institut für Romanische Philologie der Freien Universität und Direktor des Italienzentrums. Von 2003 bis 2007 war er Erster Vizepräsident der Freien Universität.<br>Foto: FU

Klaus W. Hempfer, ist Professor am Institut für Romanische Philologie der Freien Universität und Direktor des Italienzentrums. Von 2003 bis 2007 war er Erster Vizepräsident der Freien Universität. Foto: FU

Nach der Entscheidung im Exzellenzwettbewerb rechnet das Italienzentrum mit noch mehr ausländischen Studierenden.

Auf der Basis des Abkommens zwischen der Republik Italien und der Freien Universität Berlin wurde im Juli 1996 ein Italienzentrum an der Hochschule eingerichtet. Carsten Wette sprach mit dem Direktor des Zentrums, Prof. Klaus W. Hempfer, über Aufgaben, Ziele und Perspektiven der Einrichtung.

Warum wurde das Italienzentrum 1997 an der Freien Universität gegründet?

Die Freie Universität Berlin verfügte schon damals in einer Reihe von Fächern über große Stärken in der italienbezogenen Lehre und Forschung, vor allem in der Romanischen Philologie und der Kunstgeschichte. Außerdem gab es ein großes Interesse des italienischen Botschafters sowie des Präsidenten der Freien Universität Berlin an einer Kooperation. Der Hauptstadtstatus hat sicherlich ebenfalls geholfen. Wir hatten insgesamt also gute Voraussetzungen, mit dem Italienzentrum etwas zu schaffen, das es so sonst nirgendwo in Deutschland gab. Inzwischen wurden zwar zwei weitere Institute in anderen Städten gegründet. Aber in Struktur, Größe und Außenwirkung sind wir immer noch bundesweit einzigartig. Die italienische Botschaft sieht das Italienzentrum der Freien Universität Berlin gewissermaßen als ihr Flaggschiff.

Welche Ziele verfolgt das Italienzentrum?

Es gibt drei Hauptaufgaben: Wir dokumentieren, welche Lehrveranstaltungen und Forschungsprojekte über Italien es in Berlin und Potsdam gibt, intensivieren die italienbezogene Lehre und initiieren fächerübergreifende Forschungsverbünde zum Thema Italien – sowohl zwischen den Italienspezialisten innerhalb der Region Berlin-Brandenburg als auch zwischen deutschen und italienischen Wissenschaftlern.

Können Sie Beispiele nennen?

Wir haben an der Freien Universität Berlin einen für Deutschland einmaligen, siebensemestrigen Bachelor-Studiengang eingerichtet: die Italienstudien. Im Mittelpunkt steht eine solide klassisch-philologische Ausbildung, die mit italienbezogenen Elementen aus sozialwissenschaftlichen Fächern wie eben Rechts- oder Wirtschaftswissenschaften kombiniert werden kann. Die Teilnehmer verbringen zwei Semester ihres Studiums in Rom, deren Leistungen vollständig angerechnet werden. In Zusammenarbeit mit dem Istituto Italiano per gli Studi Filosofici di Napoli haben wir eine umfassend kommentierte, zweisprachige Ausgabe der Schriften des italienischen Dichters und Philosophen Giordano Bruno auf den Weg gebracht.

Wie finanzieren Sie sich?

Die laufenden Kosten und ein Teil der Veranstaltungen werden von der Freien Universität und dem italienischen Staat bezahlt, der italienische Staat übernimmt voll die Kosten für die Position der Geschäftsführerin. Für größere Veranstaltungen und Projekte sind wir auf zusätzliche Drittmittel angewiesen. Spenden sind daher immer willkommen. Wir verfolgen zum Beispiel seit Längerem die Idee einer Gastprofessur für italienische Studien, die semesterweise durch Wissenschaftler verschiedener Disziplinen besetzt wird. So könnten im Wechsel Juristen, Politologen, Literaturwissenschaftler oder Kunsthistoriker an die Freie Universität kommen. Wir haben schon die Zusage einer Teilfinanzierung durch eine italienische Industriestiftung, aber es fehlt bisher ein deutscher Partner, der den Rest übernimmt.

Wie läuft die Kooperation zwischen dem Italienzentrum und dem Italienischen Kulturinstitut ab?

Die Kooperation zwischen beiden Seiten ist sehr gut. Es gibt eine Art Arbeitsteilung: Das Italienische Kulturinstitut organisiert vorrangig Veranstaltungen zu Kultur im weitesten Sinne, das Italienzentrum konzentriert sich auf wissenschaftliche Veranstaltungen. Bei gemeinsamen Tagungen übernehmen etwa Angehörige der Freien Universität die wissenschaftliche Einführung in Dichterlesungen.

Welche Veranstaltungen organisieren Sie? An wen richten sich diese?

Die Palette unserer Veranstaltungen ist breit gefächert und keineswegs auf die Geisteswissenschaften beschränkt, wie man meinen könnte. Wir richten simultan übersetzte Podiumsdiskussionen zu aktuellen politischen Fragen aus, die sich an ein allgemein interessiertes Publikum wenden. In der Vergangenheit ging es beispielsweiseumden Ausgang der italienischen Parlamentswahlen oder den Vergleich der Unternehmenskultur in Italien und Deutschland. Darüber hinaus bieten wir Gastvorträge und Ringvorlesungen an, etwa zur Sprache, Literatur, Philosophie oder Geschichte Italiens. Besonders attraktiv für Studierende sind Veranstaltungen mit italienischen Wissenschaftlern, die ihre Forschungsergebnisse in der Originalsprache vortragen: Mehr als 50 Prozent unserer Veranstaltungen finden in italienischer Sprache statt.

Wird die Arbeit des Italienzentrums durch den positiven Ausgang der Exzellenzinitiative erleichtert?

 Das Italienzentrum hat die Internationalisierung in Forschung und Lehre neben anderen Instituten und Einrichtungen der Freien Universität schon vor der Exzellenzinitiative vorangetrieben: Wir haben Partnerschaftsabkommen mit renommierten italienischen Universitäten und Einrichtungen, etwa der Scuola normale in Pisa, der Universität „Federico II“ in Neapel und anderen. Es ist uns also schon immer recht leicht gefallen, ausländische Wissenschaftler und Studierende zu einem Aufenthalt in Berlin zu bewegen. Durch den Exzellenzstatus der Freien Universität wird das sicher noch leichter.

Sie richten zahlreiche Veranstaltungen in italienischer Sprache aus. Warum?

Für uns gibt es nicht nur Englisch als Wissenschaftssprache. Wir wollen dazu beitragen, eine Mehrsprachigkeit der europäischen Wissenschaft zu erhalten. Wir machen deshalb ganz bewusst italienische Wissenschaft in der Originalsprache zugänglich.


Das Italienzentrum organisiert auch in diesem Wintersemester wieder zahlreiche Veranstaltungen:

Einen Vortrag über „Kultur und Kulturen im Zeitalter der Globalisierung“ hält Professor Gianni Vattimo anlässlich des Jahres der Geisteswissenschaften am Dienstag um 19 Uhr im Italienzentrum (Rheinbabenallee 49). Eine Tagung zur Produktion und Rezeption italienischer Malerei des Spätmittelalters findet am 10. Januar 2008 im Kulturforum statt. In der Reihe „Sprache und Literatur“ hält Professor Michele Loporcaro am 28. Januar 2008 einen Vortrag über die Rhetorik der Massenmedien (Habelschwerdter Allee 45, Raum K 25/10).

Weitere Veranstaltungen unter: www.fu-berlin.de/Italienzentrum